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Archaeologie Online (Eigenschreibweise: Archæologie Online) ist eine deutschsprachige Website, die sich seit dem Jahr 2000 der Bereitstellung von Informationen und Diskussionsmöglichkeiten zu archäologischen Themen widmet. Die Plattform wird von der Brunn, Jordan & Steinacker GbR betrieben, die aus den Archäologen Andreas Brunn, Thilo Jordan und Christoph Steinacker besteht. Ziel der Website ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen und den Austausch zwischen Fachleuten, Studierenden und interessierten Laien zu fördern …


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Germanien

Das große Germanien wurde vom Römischen Reich niemals erobert und damit unterworfen. Für die Römer blieben die Germanen unbesiegbar.

Varusschlacht

Ein durch Germanen getöteter römischer Legionär während der Varusschlacht.

Die Varusschlacht, auch bekannt als die Schlacht im Teutoburger Wald, war ein historisches Ereignis von großer Bedeutung, das sich im Jahr 9 n. Chr. nahe Detmold und nicht in Kalkriese (Deutschland) ereignete, Der römische Geschichtsschreiber Tacitus selbst verortete diese im Teutoburger Wald dort. Diese Schlacht hatte weitreichende Auswirkungen auf die Geschichte des Römischen Reiches und der Germanen und markierte einen Wendepunkt in der Beziehung zwischen den beiden Kulturen.

Was Kalkriese anbelangt, so fand dort oder in der Nähe aufgrund archäologischer Funde vermutlich eine ähnliche Römerschlacht statt.

Historischer Hintergrund

Die Varusschlacht war das Ergebnis der römischen Expansionsbemühungen in Germanien, einem Gebiet östlich des Rheins. Nachdem die Römer die Provinz Germania etabliert hatten, wurde Publius Quinctilius Varus im Jahr 7 n. Chr. zum Statthalter ernannt. Varus begann damit, die römische Kontrolle in der Region zu festigen und Steuern von den germanischen Stämmen zu erheben. Dies führte zu wachsendem Unmut unter den Germanen.

Unter den Führern der Germanen befand sich Arminius, ein ehemaliger römischer Offizier und Anführer der Cherusker. Arminius hatte in römischen Diensten gestanden, aber er plante den Aufstand gegen die römische Herrschaft und nutzte seine Kenntnisse über die römische Taktik und Strategie, um die Römer zu täuschen.

Schlachtverlauf

Die Varusschlacht fand im Teutoburger Wald statt, einem dichten Waldgebiet in der Nähe des heutigen Detmold. Arminius überredete Varus, die römischen Legionen auf einen vermeintlichen Feldzug gegen Aufständische zu führen. In Wirklichkeit lockte er die Römer in einen Hinterhalt.

Während des verheerenden Guerillakrieges, der folgte, griffen die Germanen die Römer an. Die römischen Legionen gerieten in eine tödliche Falle. Die Schlacht war von brutaler Intensität, und Tausende von römischen Soldaten wurden getötet. Varus selbst beging nach der Niederlage Selbstmord, indem er sich in sein eigenes Schwert stürzte.

Auswirkungen

Die Varusschlacht hatte erhebliche Auswirkungen auf die Geschichte. Sie markierte das Ende der römischen Expansionsbemühungen östlich des Rheins und die endgültige Festlegung der römischen Grenzen in Germanien. Die Niederlage war eine Demütigung für das Römische Reich, und es dauerte Jahre, bis die Römer wieder versuchten, die verlorenen Gebiete zurückzuerobern.

Die Schlacht hatte auch politische Konsequenzen. Nach der Niederlage wurde die Provinz Germania neu strukturiert und in kleinere Provinzen aufgeteilt. Die Römer änderten ihre Taktik und Politik gegenüber den Germanen, und die Expansionsbestrebungen in Germanien wurden erheblich eingeschränkt.

Kulturelle und historische Bedeutung

Die Varusschlacht hat in der deutschen Kultur und Geschichte einen besonderen Platz. Arminius, der als „Hermann der Cherusker“ bekannt ist, wurde zu einem Symbol des deutschen Nationalstolzes. Die Schlacht inspirierte zahlreiche literarische und künstlerische Werke, darunter das Epos „Hermann und Dorothea“ von Johann Wolfgang von Goethe.

In der europäischen Geschichte markiert die Varusschlacht einen entscheidenden Moment in den Beziehungen zwischen Römern und Germanen. Sie zeigt die Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Integration und Kontrolle von fremden Gebieten in einem großen Imperium.

Erbe und Gedenken

Die Varusschlacht ist bis heute ein wichtiges kulturelles und historisches Erbe. In der Nähe von Kalkriese, wo die Schlacht stattfand, wurde ein archäologisches Museum errichtet, das die Geschichte und die Ausgrabungen der Schlacht präsentiert. Jedes Jahr finden dort Gedenkveranstaltungen und Reenactments statt.

Die Varusschlacht bleibt ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte, das die Zusammenstöße zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen und die Auswirkungen solcher Ereignisse auf die Entwicklungen in Europa aufzeigt. Sie verdeutlicht, wie ein entschlossener Aufstand gegen eine scheinbar überlegene Macht zu einer der prägendsten Schlachten der Antike wurde.

©1997—2025 Andreas Alexander Ulrich (Urheber)
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Siehe auch

Enzyklopädien & Lexika

Brockhaus Enzyklopädie

Encyclopædia Britannica

Literatur

Kritische Sammelbesprechungen der umfangreichen Fachliteratur

  • Peter Kehne: Neues, Bekanntes und Überflüssiges zur Varusschlacht und zum Kampfplatz Kalkriese. In: Die Kunde. Bd. 59, 2008, S. 229–280.
  • Dieter Timpe: Die „Varusschlacht“ in ihren Kontexten. Eine kritische Nachlese zum Bimillennium 2009. In: Historische Zeitschrift. Bd. 294, 2012, S. 593–652.

Forschungsliteratur

  • Ernst Baltrusch, Morten Hegewisch, Michael Meyer, Uwe Puschner und Christian Wendt (Hrsg.): 2000 Jahre Varusschlacht. Geschichte – Archäologie – Legenden (= Topoi. Berlin studies of the ancient world. Bd. 7). de Gruyter, Berlin u. a. 2012, ISBN 978-3-11-028250-4.
  • Boris Dreyer: Orte der Varuskatastrophe. Der historisch-archäologische Führer. Theiss, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2956-1.
  • Boris Dreyer: Arminius und der Untergang des Varus. Warum die Germanen keine Römer wurden. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-94510-2.
  • Boris Dreyer: Der Fundplatz von Kalkriese und die antiken Berichte zur Varuskatastrophe und zum Heerzug des Caecina. In: Klio. Bd. 87, 2005, S. 396–420.
  • Gesa von Essen: Hermannsschlachten. Germanen- und Römerbilder in der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts. Wallstein, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-312-2.
  • Mamoun Fansa (Hrsg.): Varusschlacht und Germanenmythos. Eine Vortragsreihe anlässlich der Sonderausstellung Kalkriese – Römer im Osnabrücker Land in Oldenburg 1993 (= Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland. Beiheft 9). 3. Auflage. Isensee, Oldenburg 2001, ISBN 3-89598-235-0.
  • Joachim Harnecker: Arminius, Varus und das Schlachtfeld von Kalkriese. Eine Einführung in die archäologischen Arbeiten und ihre Ergebnisse. 2. Auflage. Rasch, Bramsche 2002, ISBN 3-934005-40-3.
  • Ralf Günter Jahn: Der Römisch–Germanische Krieg (9–16 n. Chr.). Dissertation. Bonn 2001.
  • Yann Le Bohec: La „bataille“ du Teutoburg. Lemme, Clermont-Ferrand 2013.
  • Gustav Adolf Lehmann, Rainer Wiegels: Römische Präsenz und Herrschaft im Germanien der augusteischen Zeit. Der Fundplatz von Kalkriese im Kontext neuerer Forschungen und Ausgrabungsfunde. Beiträge zu der Tagung des Fachs Alte Geschichte der Universität Osnabrück und der Kommission „Imperium und Barbaricum“ der Göttinger Akademie der Wissenschaften in Osnabrück vom 10. bis 12. Juni 2004. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-82551-8.
  • Ralf-Peter Märtin: Die Varusschlacht. Rom und die Germanen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-10-050612-2.
  • Günther Moosbauer: Die Varusschlacht. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-56257-0.
  • Michel Reddé, Siegmar von Schnurbein (Hrsg.): Alésia et la bataille du Teutoburg. Un parallèle critique des sources (= Beihefte der Francia. Hrsg. vom Deutschen Historischen Institut Paris. Bd. 66). Thorbecke, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-7461-7.
  • Wolfgang Schlüter (Hrsg.): Römer im Osnabrücker Land. Die archäologischen Untersuchungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke. Rasch, Bramsche 1991, ISBN 3-922469-57-4.
  • Wolfgang Schlüter: Archäologische Zeugnisse der Varusschlacht? Die Untersuchungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke bei Osnabrück. In: Germania. Bd. 70, 1992, S. 307–402, doi:10.11588/ger.1992.53473.
  • Wolfgang Schlüter, Rainer Wiegels (Hrsg.): Rom, Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese. Internationaler Kongress der Universität Osnabrück und des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land e. V. vom 2. bis 5. September 1996 (= Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption. Bd. 1 = Kulturregion Osnabrück. Bd. 10). Rasch, Osnabrück 1999, ISBN 3-932147-25-1.
  • Michael Sommer: Die Arminiusschlacht. Spurensuche im Teutoburger Wald (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 506). Kröner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-520-50601-6.
  • Peter S. Wells: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2005, ISBN 3-7608-2308-4.
  • Rainer Wiegels (Hrsg.): Die Varusschlacht. Wendepunkt der Geschichte? (= Archäologie in Deutschland. Sonderheft). Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1760-5 (mit Beiträgen von Rainer Wiegels, Armin Becker, Johann-Sebastian Kühlborn, Günther Moosbauer und anderen).
  • Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-506-79751-4 (darin unter anderem: Heinrich Seeba: Hermanns Kampf für Deutschlands Not; Renate Stauf: Germanenmythos und Griechenmythos als nationale Identitätsmythen; Wolfgang Wittkowski: Arminius aktuell: Kleists Hermannsschlacht und Goethes Hermann).
  • Susanne Wilbers-Rost: Interdisziplinäre Untersuchungen auf dem Oberesch in Kalkriese. Archäologische Befunde und naturwissenschaftliche Begleituntersuchungen. von Zabern. Mainz 2007, ISBN 978-3-8053-3802-8.
  • Martin M. Winkler: Arminius the liberator. Myth and ideology. Oxford University Press, Oxford 2016, ISBN 978-0-19-025291-5.
  • Reinhard Wolters: Hermeneutik des Hinterhalts. Die antiken Berichte zur Varuskatastrophe und der Fundplatz von Kalkriese. In: Klio. Bd. 85, 2003, S. 131–170 (Wolters zählt zu den prominentesten Kritikern der Annahme, die Funde bei Kalkriese stünden in Zusammenhang mit der Varusschlacht).
  • Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. 1., durchgesehene, aktualisierte und erweiterte Auflage. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-69995-5 (Originalausgabe erschien 2008: Rezension).

Ausstellungskataloge

  • 2000 Jahre Varusschlacht. Imperium – Konflikt – Mythos. Herausgegeben vom LWL-Römermuseum/Museum und Park Kalkriese/Landesverband Lippe. 3 Bde., Theiss, Stuttgart 2009, ISBN 3-8062-2277-0 (Katalog mit zahlreichen Aufsätzen namhafter Forscher).

Weblinks

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