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Türkei, türkisch Türkiye, amtlich türkisch Türkiye Cumhuriyeti [dʒʊm-], deutsch Republik Türkei, Staat in Westasien und Südosteuropa, grenzt im Norden an das Schwarze Meer, im Süden an das Mittelmeer und im Westen an das Agäische Meer. Die das Schwarze Meer und das Ägäische Meer über das Marmarameer verbindenden Wasserstraßen Bosporus und Dardanellen trennen die europäische Türkei (Türkisch-Thrakien) im Westen von der asiatischen Türkei (Anatolien). Türkisch-Thrakien grenzt im Westen an Griechenland, im Norden an Bulgarien; Anatolien grenzt im Nordosten an Georgien und Armenien, im Osten an Iran, im Süden an Irak und Syrien. Rund 75 % der Bevölkerung sind Türken, im Südosten Anatoliens leben Kurden, an der syrischen Grenze Araber.

Die europäische Türkei, ein meist flaches Tafelland, ist durch Dardanellen, Marmarameer und Bosporus von der weitaus größeren asiatischen Türkei getrennt. Diese besteht aus dem Hochland Anatoliens (im Osten mit Teilen Armeniens und Kurdistans), aus hohen Gebirgen (Pontisches Gebirge im Norden, Taurus im Süden) sowie aus einer schmalen Küstenzone. Im Westen und Süden herrscht Mittelmeerklima, im Inneren ist das Klima trocken und winterkalt (Steppe, Halbwüste).

Wichtigste landwirtschaftliche Produkte sind Baumwolle, Früchte, Haselnüsse und Tabak, an der Schwarzmeerküste wird Tee angebaut. Bedeutend sind auch Viehzucht (Schafe, Angoraziegen, Rinder) und Küstenfischerei. Die Türkei besitzt vielfältige Bodenschätze (Kupfer-, Chrom-, Uran- und andere Erze, Stein- und Braunkohle, Erdöl, Meerschaum und Schwefel). Die Industrie umfasst Textil- und Baustoffherstellung, Tabak- und Nahrungsmittelverarbeitung sowie Erdölraffinerien. Die Haupthäfen sind Istanbul und İzmir. Große Bedeutung hat der Tourismus; große Deviseneinkünfte stammen von den im Ausland arbeitenden Türken.

Geschichte[]

Osman I. (um 1300–26) begründete das Osmanische Reich, das zunächst aus einem kleinasiatischen Kleinstaat bestand, sich aber bald über ganz Kleinasien und unter seinen Nachfolgern rasch in Südeuropa ausbreitete. 1453 eroberte es Konstantinopel, das heutige Istanbul; 1517 unterwarf es Ägypten. Unter Sultan Suleiman I., dem Prächtigen, erlangte das Reich im 16. Jahrhundert seine größte Ausdehnung: Es reichte bis nach Ungarn und ins westliche Nordafrika.

In den Kriegen mit Österreich und Ungarn, besonders nach der zweiten Belagerung Wiens (1683) im Großen Türkenkrieg (Türkenkriege), setzte ein Machtzerfall ein, der die europäischen Besitzungen allmählich abbröckeln ließ. Schwere Gebietsverluste brachte vor allem der Russisch-Türkische Krieg 1877/78; auch die nordafrikanischen Besitzungen gingen während des 19. Jahrhunderts verloren. Trotz innerer Reformen nahm die Schwäche des Osmanischen Reichs weiter zu. 1908 kam es zum Putsch der »Jungtürken«, einer Gruppe von Politikern, die eine moderne Verfassung anstrebten.

Am Ersten Weltkrieg nahm das Osmanische Reich aufseiten Deutschlands und Österreichs teil. Die Niederlage 1918 besiegelte die Auflösung des Osmanischen Reichs; die Alliierten beschränkten das Herrschaftsgebiet des Sultans im Wesentlichen auf Mittel- und Nordanatolien sowie auf die Umgebung von Istanbul. Nationalistisch-republikanische Kräfte unter Mustafa Kemal Pascha (später Kemal Atatürk genannt) forderten nun die Bildung eines souveränen türkischen Staats. 1920 berief Atatürk die erste Große Nationalversammlung nach Ankara ein; sie erkannte die Regierung des Sultans nicht mehr an, verabschiedete die ersten Reformgesetze und ernannte Atatürk zum Oberbefehlshaber der Armee. 1922 setzte die Große Nationalversammlung den Sultan ab, 1923 wurde die Türkei Republik. Atatürk strebte als deren erster Staatspräsident die Umgestaltung zu einem modernen Staat nach westeuropäischem Muster an (Trennung von Religion und Staat, Gleichstellung der Frau, Europäisierung von Bildung, Schrift und Kleidung).

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Türkei neutral. Ihre inneren Verhältnisse waren danach lange Zeit durch die Vorherrschaft des Militärs geprägt. 1974 besetzte die Türkei den Nordteil von Zypern. Die immer instabilere innenpolitische Situation ab 1975 mit zum Teil bürgerkriegsähnlichen Zuständen beendete das Militär 1980 durch einen Putsch; das Parlament wurde aufgelöst und das Kriegsrecht verhängt, es kam zu willkürlichen Verhaftungen und Hinrichtungen. In der Folgezeit zog sich das Militär allmählich aus der Politik zurück.

Seit der Auflösung der Sowjetunion bemühte sich die Türkei um Einfluss in den muslimisch geprägten früheren Sowjetrepubliken. Im Golfkrieg 1991 beteiligte sie sich als Mitglied der NATO an der Seite der Alliierten, 2003 gewährte sie den USA im Krieg gegen den Irak logistische Unterstützung. Innenpolitisch waren die 1990er-Jahre überschattet von dem auch mit militärischen Mitteln geführten Kampf gegen die Kurden, die nach politischer und kultureller Gleichberechtigung streben. Im Konflikt um Zypern bemühen sich die Türkei und Griechenland seit 1998/99 verstärkt um eine Annäherung, allerdings scheiterte 2003 die Wiedervereinigung der Insel. Im Herbst 2005 wurden Beitrittsverhandlungen zur EU aufgenommen, die sich jedoch lange hinziehen werden, da die EU immer wieder das Reformtempo in der Türkei kritisiert. 2013 kam es zu Auseinandersetzungen mit der EU wegen des gewaltsamen Vorgehens gegen Demonstranten. Trotz verfassungsmäßiger Verankerung ist zudem die Pressefreiheit eingeschränkt und Journalisten sind immer wieder Repressionen ausgesetzt. 2015 wurde die Türkei als Transitland wichtiger Verhandlungspartner der EU, um Wege aus der Flüchtlingskrise zu finden. So wurde u. a. vereinbart, der Türkei bis 2018 rund 6 Milliarden Euro für Flüchtlingsprojekte zur Verfügung zu stellen. Von 2003 bis 2014 war Recep Tayyip Erdoğan (* 1954) Ministerpräsident, im August 2014 wechselte er in das Amt des Staatspräsidenten.

Basisdaten[]

Türkei, Republik Türkei, ein Staat in Europa; Amtssprache: Türkisch; Hauptstadt: Ankara; Regierungssitz: Ankara; Staatsform: Republikanischer Einheitsstaat; Regierungssystem: Parlamentarische Demokratie; Staatsoberhaupt: Staatspräsident; Regierungschef: Ministerpräsident; Fläche: 783.562 km²; Einwohnerzahl: Über 80 Mill.; Währung: Türkische Lira (TRY); Gründung: 29. Okt. 1923; Wahlspruch: Yurtta Sulh, Cihanda Sulh (tk.) (dt. Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt); Nationalhymne: İstiklâl Marşı; Nationalfeiertag: 29. Okt.; Zeitzone: UTC+3; Kfz-Kennzeichen: TR; Internet-TLD: .tr; Telefonvorwahl: +40.

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