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Die Arbeitsgruppe Stolpersteine für Wiener Neustadt wurde im Oktober 2009 vom Verein Aktion Mitmensch und der Straßenzeitung Eibisch-Zuckerl ins Leben gerufen und kümmert sich um die Verlegung von Stolpersteinen in Wiener Neustadt. Bislang wurden von Gunter Demnig 100 Stolpersteine im Stadtgebiet von Wiener Neustadt verlegt.

Gründung, Ziele, Vernetzung[]

Als 2008 in der Straßenzeitung Eibisch-Zuckerl[1] ein Bericht von Anton Blaha über die in Mödling verlegten Stolpersteine erschien, der mit der Frage endete: „Würde sich eine solche Aktion auch in Wiener Neustadt umsetzen lassen?“, bildete sich rasch eine Arbeitsgruppe, getragen von Brigitte Haberstroh, Maximilian Huber und Michael Rosecker. Diese konnte die Historiker Anton Blaha, Karl Flanner, einen Wiener Neustädter Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime, und Werner Sulzgruber zur Mitarbeit gewinnen und den Bürgermeister Bernhard Müller von der Sinnhaftigkeit des Projekts überzeugen.

Das vorrangigste Ziel der Initiative ist die Verlegung von originalen Stolpersteinen durch Gunter Demnig im Stadtgebiet. Bislang fanden Verlegungen statt am 24. Juli 2010, am 4. und 5. Juli 2011, am 26. März 2012, am 22. April 2013, am 5. Juli 2014, sowie am 18. Juli 2015. Mit nunmehr über 100 Stolpersteinen ist Wiener Neustadt eine der aktivsten Städte außerhalb Deutschlands, nach Oss und Oudewater (mit jeweils 263), Salzburg (257), Eindhoven (244), Rom (207), Gouda (183) und Rotterdam (128) an achter Stelle. Die Arbeit der Initiative besteht in der umfassenden biographischen Erfassung der Opfer, dem Eruieren des letzten Wohnsitzes, dem Einholens der behördlichen Genehmigung, der Finanzierung und der Verpflichtung des Künstlers, der die Steine persönlich verlegt, sowie der Öffentlichkeitsarbeit und der Website. Wesentlich erscheint dem Projekt das Gewinnen der Akzeptanz der Bevölkerung und der Institutionen der Stadt. Der Kaufmännische Direktor des Landesklinikums Wiener Neustadt, Andreas Gamlich: „Die Aktion Stolpersteine für Wiener Neustadt ist ein wichtiger Beitrag der geschichtlichen Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, ist eine symbolische Verbeugung vor den Opfern und deren Schicksal. Mit dem Stolperstein für Alfred Wödl gibt es nun auch im Landesklinikum einen Ort der Erinnerung.“[2]

Die Initiative ist sowohl regional, alls auch national bestens vernetzt. Schon in der Planungsphase wurde die Jüdische Gemeinde Wiener Neustadt eingebunden. Eine Reihe von Vorschlägen von deren Vertreter wurden übernommen.[3] Das Wiener Zentrum für Selbstbestimmtes Leben BIZEPS druckte in seiner Zeitschrift BIZEPS-Info einen Bericht von Anton Blaha über das Stolperstein-Projekt ab.[4] Am Bundesrealgymnasium Gröhrmühlgasse wurde Aufklärungsarbeit betrieben und eine Spendenaktion gestartet, mit deren Ertrag 26 weitere Stolpersteine finanziert werden konnten.[5] Auch die Handelsakademie und Handelsschule Wiener Neustadt übernahm die Patenschaft für drei Stolpersteine und finanzierte diese.[6]

Das Stadtmuseum Wiener Neustadt präsentierte im April/Mai 2011 seine Sonderausstellung Schicksalswege. Die jüdische Gemeinde in Wiener Neustadt und öffnete dem Projekt seine Räume für eine ergänzende Ausstellung, die den Biographien der jüdischen Familien Müller (Baumkirchnerring 5) und Buxbaum (Gröhrmühlgasse 31) gewidmet war.[7] Im Juni 2011 präsentierten zwei der Initiatoren die Ziele des Projekts im Wiener WUK.[8] Am 3.November 2011 fand im Stadttheater Wiener Neustadt ein Festakt des Projektes statt, in dessen Rahmen die Historiker Brigitte Bailer-Galanda und Werner Sulzgruber sprachen und bei dem das Buch des Projekts präsentiert wurde.[9] Der Festakt wurde von Schülern der Musikmittelschule Burgplatz musikalisch umrahmt.[10] Das Fernsehen berichtete.[11]

Die Stolpersteine für Wiener Neustadt erzielten erhebliches Presseecho in der Region,[12] die Straßenzeitung Eibisch-Zuckerl, die das Projekt mitbegründet hatte, widmete dem Projekt insgesamt 22, teilweise umfangreiche Beiträge.[13]

Zitat[]

„Die Intention bei den Stolpersteinen ist unter anderem, den NS-Opfern, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, ihre Namen zurückzugeben. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll auch eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein. Das Stolpern ist als kurzes Innehalten gemeint, wenn ein solcher Stein am Weg die Schritte hemmt.“

Buchpublikationen[]

Im November 2011 wurde ein Buch über die Wiener Neustädter Stolpersteine publiziert. Es wurde im Rahmen eines Festakts präsentiert, zu dem auch Angehörige der Opfer eingeladen waren. Das Buch heißt Stolpersteine Wiener Neustadt - Stadtführer des Erinnerns, reflektiert die Leistungen der Arbeitsgruppe und ist im Verein Alltag Verlag erschienen.[14]

Im selben Verlag erschien 2014 der Band Wir bedauern ... Wiener Neustadt und Neudörfl im Sog der NS-Euthanasie von Anton Blaha. Der Autor hatte gemeinsam mit seiner Frau für das Wiener Neustädter Stolpersteine-Projekt die biographischen Erfassungen der Aktion T4-Opfer übernommen und stellte seinen umfassenden Recherchen schließlich in Buchform vor. Das Buch wurde am 13. November 2014 im Stadtarchiv Wiener Neustadt präsentiert.[15]

Literatur[]

  • Werner Sulzgruber: Das jüdische Wiener Neustadt. Geschichte und Zeugnisse jüdischen Lebens vom 13. bis ins 20. Jahrhundert, Mandelbaum-Verlag (2010)
  • Werner Sulzgruber: Lebenslinien. Jüdische Familien und ihre Schicksale, Verlag Berger, Horn (2013)
  • Werner Sulzgruber: Novemberpogrom 1938. Die "Reichskristallnacht" in Wiener Neustadt und der Region. Hintergrüne - Entwicklungen - Folgen, Verlag Berger, Horn (2013)
  • Anton Blaha: Wir bedauern ... - Wiener Neustadt und Neudörfl im Sog der NS-Euthanasie, verein alltag verlag (2014)
  • Ernst Klee: "Euthanasie" im NS-Staat - Die "Vernichtung lebensunwerten Lebens", Fischer Taschenbuch Verlag (2009)

Siehe auch[]

Weblinks[]

Einzelnachweise[]

  1. Ausgabe 34, Oktober/November 2008
  2. Landeskliniken-Holding Niederösterreich: Stolpersteinverlegung beim LK Wiener Neustadt, abgerufen am 23. Juli 2015
  3. Jüdische Gemeinde Wiener Neustadt: Gedanken und Anmerkungen zum Projekt „Stolpersteine“ in Wiener Neustadt, abgerufen am 25. Juli 2015
  4. BIZEPS-Info: "Stolpersteine" für Wiener Neustadt, 10. Oktober 2010
  5. BRG Gröhrmüllergasse: Die „Stolpersteine des BRG Gröhrmühlgasse“, abgerufen am 22. Juli 2015
  6. Handelsakademie Wiener Neustadt: Patenschaft für drei „Stolpersteine“, abgerufen am 23. Juli 2015
  7. erinnern.at: Ausstellung: „Stolpersteinen des BRG Gröhrmühlgasse“ im Stadtmuseum Wiener Neustadt, abgerufen am 22. Juli 2015
  8. Verena Gappmaier: Stolpersteine-Vortrag bei WUK m.power, 9. Juni 2011
  9. Radlobby: Festakt Stolpersteine für Wiener Neustadt, abgerufen am 23. Juli 2015
  10. Musikmittelschule Wiener Neustadt: Stolpersteine 3.11.2011, abgerufen am 23. Juli 2015
  11. siehe Weblink WNTV
  12. Stolpersteine für Wiener Neustadt: Zeitungsartikel 2010, abgerufen am 23. Juli 2015
  13. Stolpersteine für Wiener Neustadt: Artikel in der Straßenzeitung „Eibisch-Zuckerl“, abgerufen am 23. Juli 2015
  14. United States Holocaust Memorial Museum: Stolpersteine Wiener Neustadt : ein Stadtführer des Erinnerns, abgerufen am 23. Juli 2015
  15. Verein Alltag Verlag, Ankündigung der Buchpräsentation von Anton Balla, abgerufen am 22. Juli 2015
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