Encyclopædia Wiki
Advertisement

Staphefekt ist ein patentiertes[1] Enzym, das in Cremes und Gelen der Marke Gladskin des niederländischen Unternehmens Micreos Human Health eingesetzt wird. Diese Medizinprodukte sollen Symptome von Akne, Rosazea, Ekzemen, Rasurbrand und andere Hautreizungen lindern. Das Enzym wurde von Micreos in Zusammenarbeit mit der Schweizer Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich entwickelt. Staphefekt ist ein Endolysin (kurz: Lysin), das ursprünglich von einem Staphylococcus aureus-Phagen stammt. Es entfaltet seine antibakterielle, lytische Wirkung ausschließlich gegen Bakterien der Art Staphylococcus aureus (S. aureus), der häufig an Infektionen, darunter auch Entzündungssymptome bei verschiedenen Hauterkrankungen, beteiligt ist.

Funktion/Wirkungsweise[]

Das Enzym Staphefekt SA.100 besitzt drei funktionelle Abschnitte (Domänen), die jeweils unterschiedliche Funktionen haben und gemeinsam eine strikte Wirtsspezifität vermitteln. Eine Zellwand-Binde-Domäne (cell wall binding domain, CBD) sorgt für die Erkennung und Bindung an Moleküle an der Oberfläche von S. aureus, die nur für diese speziellen Staphylokokken typisch sind. Die zwei enzymatisch aktiven Domänen sind eine Endopeptidase und eine Amidase. Beide spalten jeweils eine für S. aureus spezifische, hochkonservierte Verbindung in der Zellhülle (Peptidoglykanhülle), so dass diese irreparabel geschädigt wird. Die löchrige Bakterienhülle kann dem inneren Druck nicht mehr stand halten, und das Bakterium platzt (Lyse). Diese von lytische Wirkung von außerhalb ('exolytisch') können Endolysine bei Gram-negativen Bakterien nicht direkt entfalten, da bei diesen eine äußere Membran den Zugang zur Peptidoglykanhülle behindert.[2][3]

Mögliche Nebenwirkungen[]

Bakteriophagen haben sich als spezifische Bakterienviren im Lauf der Evolution gemeinsam mit ihren Wirten entwickelt und sich immer wieder angepasst. Damit sind auch Endolysine in ihrer Wirkungsweise über Millionen von Jahren optimiert worden und haben - wie die Phagen - eine strikte Wirtspezifität. Können sie ihre Wirkung nicht entfalten, weil sie die Oberflächenstrukturen des Bakteriums nicht erkennen und nicht die richtigen Verbindungen in der Bakterienhülle vorfinden, üben sie keinen Effekt aus. Anders als Antibiotika wirken sie daher weder auf andere Bakterienarten, noch auf pflanzliche, tierische oder menschliche Zellen. Eine potentiell allergische Reaktion bei empfindlichen Personen kann nicht völlig ausgeschlossen werden, da Endolysine Proteine, also Eiweiße sind. Eine Resistenzbildung gegen Phagen-Endolysine von Seiten der Bakterien wird als extrem unwahrscheinliches Ereignis angesehen und konnte in Laborexperimenten bisher nicht nachgewiesen werden.[3][4] Anders als bei Antibiotika, die in die Bakterien eindringen und auf unterschiedliche Weise in den Stoffwechsel eingreifen, wirken von außen verabreichte Endolysine unmittelbar, so dass Bakterien keine Chance einer Anpassung bekommen. [5][4]

Weblinks[]

Patent WO 2012/150858 A1

Einzelnachweise[]

  1. [1]
  2. Loessner M.J. (2005):Bacteriophage endolysins - current state of research and applications. In: Current Opinion in Microbiology 8 (4), S. 480–487.
  3. 3,0 3,1 Fischetti V.A. (2010): Bacteriophage endolysins: A novel anti-infective to control Gram-positive pathogens. In: Int. J. Med. Microbiol. 300, S. 357-362.
  4. 4,0 4,1 Rodríguez-Rubio, L., Martínez, B., Rodríguez, A., Donovan, D.M., Götz, F., et al. (2013) The Phage Lytic Proteins from the Staphylococcus aureus Bacteriophage vB_SauS-phiIPLA88 Display Multiple Active Catalytic Domains and Do Not Trigger Staphylococcal Resistance. PLoS ONE 8(5): e64671.
  5. Schmelcher M., Donovan, David M, Loessner, Martin J. (2012): Bacteriophage endolysins as novel antimicrobials. In: Future Microbiology 7 (10), S. 1147–1171.
Advertisement