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Schweiz, französisch Suisse [sɥis], italienisch Svizzera, rätoromanisch Svizra, amtlich Schweizerische Eidgenossenschaft, Confédération Suisse [kɔ̃federaˈsjɔ̃ sɥis], Confederazione Svizzera, Confederaziun Svizra, lateinisch Confoederatio Helvetica, Abkürzung CH, Bundesstaat in Mitteleuropa, grenzt im Norden an Deutschland (Baden-Württemberg; Grenzlänge ohne Enklaven 346 km), im Osten an Österreich (Vorarlberg und Tirol; zusammen 165 km) und Liechtenstein (41 km), im Süden an Italien (Südtirol im äußersten Osten, Lombardei, Piemont und Aostatal; zusammen 734 km) und im Westen an Frankreich (Savoyen, Franche-Comté und Elsass; zusammen 572 km).

Rund 63 % der Bevölkerung sprechen Deutsch, 22,7 % Französisch und 8,1 % Italienisch, 0,5 % Bündnerromanisch (Rätoromanisch). Die Schweiz hat Anteil an drei Großlandschaften: den Alpen, dem Schweizer Mittelland und dem Jura.

Die Schweizer Alpen werden durch eine von oberer Rhone (Rotten) und Vorderrhein durchflossene Längsfurche in eine nördliche Zone mit den Berner Alpen, den Glarner Alpen, den Thuralpen und der Finsteraarhorngruppe sowie in eine südliche Zone mit den Walliser Alpen, den Tessiner Alpen, der Gotthardgruppe und der Adula gegliedert. In den Walliser Alpen findet sich auch der höchste Gipfel der Schweizer Alpen mit der 4 634 m hohen Dufourspitze des Monte Rosa.

Das Schweizer Mittelland ist eine in der Eiszeit umgestaltete Hügellandschaft aus Abtragungsmaterial der Alpen.

Der Schweizer Jura ist im zentralen und südwestlichen Teil gefaltet (Faltenjura), im nördlichen Teil ein zerschnittenes Tafelland (Tafeljura). Das Land ist reich an Seen (u. a. Zürichsee, Genfer und Vierwaldstätter See).

Klima

Während der Alpennordrand kühlgemäßigte Klimaeinflüsse zeigt, sind die nach Süden geöffneten Täler des Tessins und Graubündens bereits mediterran beeinflusst. Die Schneegrenze verläuft an der Nordseite bei 2 800 m und im inneralpinen Bereich in 3 300 m Höhe.

Wirtschaft

Anbauschwerpunkte für Brotgetreide liegen im Schweizer Mittelland und den Talböden des Wallis sowie des Rhein- und Tessintals. Gartenbau wird im Rhonetal und im Tessin betrieben, der Weinbau bevorzugt die nach Süden gerichteten Hänge der Kantone Wallis, Genf, Waadt, Neuenburg, Bern, Zürich und Tessin. Die Viehwirtschaft in den Bergregionen (Jura, Alpen) bildet die Grundlage einer bedeutenden Milch verarbeitenden Industrie.

Die Schweiz hat kaum Bodenschätze, wichtigste Energiequelle ist die Wasserkraft. Bei der Industrie dominiert der Maschinenbau. Ein stark exportorientierter Industriezweig ist auch die feinmechanische Industrie mit der Uhrenherstellung. Basel bildet das Zentrum der ebenfalls stark exportierenden chemischen und pharmazeutischen Industrie. Neben dem bedeutenden Banken- und Versicherungsplatz ist der Fremdenverkehr ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.

Der Verkehr ist durch die zentrale Lage des Landes in Europa bestimmt. Bedeutende Alpenpässe und -tunnel führen von Norden nach Italien (v. a. St. Gotthard, St. Bernhard, Simplon). 2016 haben die Schweizer mit dem Gotthard-Basistunnel den längsten Eisenbahntunnel der Welt eröffnet (57 km Länge). Wichtigster Wasserweg ist der Rhein. Internationale Flughäfen befinden sich in Zürich, Basel und Genf.

Geschichte

Das Gebiet der Schweiz kam nach der Unterwerfung der Helvetier (58 v. Chr.) und Räter (15 v. Chr.) unter die Herrschaft der Römer. In der Völkerwanderungszeit drangen Burgunder und Alemannen in das Gebiet ein, das bis zum 8. Jahrhundert in das Fränkische Reich eingegliedert wurde. Nach den fränkischen Reichsteilungen gehörte es größtenteils zum Herzogtum Schwaben; die Westschweiz gelangte 1033 mit dem Königreich Burgund ebenfalls zum Heiligen Römischen Reich.

Nachdem Rudolf von Habsburg, dessen Stammburg im Aargau lag, 1273 zum König des Heiligen Römischen Reichs gewählt worden war, beanspruchten die Habsburger die Vorherrschaft im Land. Zu ihrer Abwehr schlossen Anfang August 1291 (daher ist der 1. August Nationalfeiertag) die reichsunmittelbaren Bauerngemeinden (Talschaften, »Waldstätte«) Uri, Schwyz und Unterwalden (Urkantone) einen »Ewigen Bund«, der sich durch den Beitritt Luzerns (1332), Zürichs (1351), von Glarus und Zug (1352) sowie von Bern (1353) auf die »Eidgenossenschaft der acht Alten Orte« erweiterte und auf den der Name von Schwyz als Gesamtbezeichnung überging.

In den Schlachten am Morgarten 1315, bei Sempach 1386 und Näfels 1388 wehrten die »Eidgenossen« die Angriffe der Habsburger ab. Nach der Aufnahme von Freiburg und Solothurn (1481), von Basel und Schaffhausen (1501) und von Appenzell (1513) in die Eidgenossenschaft bestand diese bis 1799 aus 13 ausschließlich deutschsprachigen Orten (»Eidgenossenschaft der 13 Alten Orte«); daneben gab es »zugewandte Orte« (z. B. Biel, Neuenburg, Graubünden oder – außerhalb der heutigen Schweiz – Mülhausen im Elsass oder Rottweil), die ein Vertragsverhältnis mit einem der Orte eingegangen waren. Außerdem vergrößerte sich das Gebiet der Eidgenossenschaft durch den Zugewinn von »Untertanenländern« (St. Gallen, Aargau, Thurgau, Tessin, Waadt, Wallis).

1474 wurde der Bund von den Habsburgern anerkannt, die Selbstständigkeit in den Siegen 1476 von Grandson und Murten sowie 1477 bei Nancy über Karl den Kühnen von Burgund verteidigt. Der Schwabenkrieg von 1499 führte zur tatsächlichen Loslösung der Schweiz vom Heiligen Römischen Reich.

Im 16. Jahrhundert folgte die Einführung der Reformation (Zwingli in Zürich, Calvin in Genf), die eine dauernde konfessionelle Spaltung des Landes zur Folge hatte. Im Westfälischen Frieden 1648 schied die Schweiz auch völkerrechtlich aus dem Heiligen Römischen Reich aus. 1798 wurde nach der Eroberung durch die Franzosen die Helvetische Republik gebildet, die 1803 in einen Staatenbund von 19 Kantonen umgewandelt wurde. Die »ewige Neutralität« wurde 1815 auf dem Wiener Kongress anerkannt, die Zahl der Kantone auf 22 vermehrt und diese in einem Bundesvertrag zusammengeschlossen.

Nach der Pariser Julirevolution von 1830 erhielt die Mehrzahl der Kantone demokratische Verfassungen; sieben stark föderalistisch orientierte Kantone schlossen sich 1845 zum katholischen »Sonderbund« zusammen, der 1847 von den bundesstaatlich-liberalen Kantonen im Sonderbundskrieg niedergeworfen wurde.

1848 formeierte das Land einen Bundesstaat im Rahmen einer demokratischen Verfassung. Sie schuf Grundrechte und Rechtsgleichheit, allgemeines und gleiches Wahlrecht (für Männer; erst seit 1971 auf Bundesebene auch für Frauen); Bern wurde Bundeshauptstadt.

Die Neutralität der Schweiz im Ersten Weltkrieg wurde von den Krieg führenden Mächten respektiert. Auch nach dem Beitritt zum Völkerbund (1920) konnte die Schweiz ihre Neutralität im Zweiten Weltkrieg bewahren. Einen Beitritt zur Europäischen Union lehnt das Land weiterhin ab, unterzeichnete jedoch 1997 das Rahmendokument für die NATO-Partnerschaft für den Frieden und wurde nach einer Volksabstimmung im Herbst 2002 Mitglied der Vereinten Nationen (UN).

Basisdaten

Schweiz, Schweizerische Eidgenossenschaft, ein Staat in Europa; Mitgliedschaften: UN, Europarat, Weltbank, WTO; Amtssprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch; Hauptstadt: Bern (de facto); Staatsform: Föderale Republik und Basisdemokratie (mit vielen Volksabstimmungen); Regierung: Bundesrat (aus sieben Mitgliedern); Regierungschef: nicht existent; Fläche: 41.285 km²; Einwohnerzahl: 9 Mill. (2023); Währung: Schweizer Franken (CHF); Gründung: 12. Sep. 1848; Unabhängigkeit des vorherigen Staatenbundes vom Heiligen Römischen Reich 1499 (faktisch) u. 1648 (rechtlich); Wahlspruch: Unus pro omnibus, omnes pro uno (lt.) (dt. Einer für alle, alle für einen); Nationalhymne: Schweizerpsalm; Nationalfeiertag: 1. Aug. (Bundesfeiertag); Zeitzone: UTC+1 MEZ u. UTC+2 MESZ (Mär. bis Okt.); Kfz-Kennzeichen: CH; Internet-TLD: .ch, .swiss; Telefonvorwahl: +41.

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