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Schweden, amtlich schwedisch Konungariket Sverige [ˈkoːnʊŋariːkət ˈsværjə], parlamentarische Monarchie in Nordeuropa.

Landesporträt[]

Schweden ist der größte und bevölkerungsreichste Staat in Nordeuropa mit der Hauptstadt Stockholm. Im Osten und Süden grenzt es an die Ostsee und im Südwesten an Meerengen zur Nordsee. Von der Küste steigt das Land bis zum Hochgebirge der Skanden allmählich an. Schweden ist reich an Seen und Wäldern. Sein Klima ist weitgehend kontinental. Städtische Ballungsgebiete finden sich hauptsächlich im Süden, ansonsten ist das Land relativ dünn besiedelt. Die Samen in Lappland sind die Ureinwohner.

Schweden ist eine parlamentarische Erbmonarchie. König oder Königin haben vorwiegend repräsentative Aufgaben. Dem Parlament (Reichstag) gehören viele Parteien an. Sie bilden meist Koalitionsregierungen. Die Politik hat viele Jahrzehnte das Modell des Wohlfahrtsstaats (»Volksheim«) bevorzugt. Durch hohe Steuern wurden die öffentlichen Leistungen auf alle Menschen in Schweden verteilt. Daneben erreichte Schweden einen hohen Stand an Gleichstellung von Mann und Frau. Lange Zeit nahm das Land viele Migranten auf. Diese Politik wurde 2015/16 mit dem starken Zustrom von Flüchtlingen aufgegeben. Schweden ist Mitglied der Europäischen Union, hat aber auf die Einführung des Euro verzichtet.

Die Wirtschaft ist stark auf den Export ausgerichtet. Wichtige Branchen sind die Holzverarbeitung, der Fahrzeug- und Maschinenbau sowie die Elektrotechnik. Weltbekannte Unternehmen sind IKEA (Möbel), Volvo (Autos), Saab (Flugzeuge, Rüstung) und Ericsson (Telekommunikation). Die Mehrheit der Erwerbstätigen arbeitet im Dienstleistungsbereich. Die Digitalisierung im öffentlichen und privaten Leben ist weit fortgeschritten.

Geografie[]

Schweden liegt im Osten der Skandinavischen Halbinsel (Skandinavien), über die von Nord nach Süd auch die Grenze nach Norwegen (1619 km) verläuft. Nachbarstaat im Nordosten ist Finnland (586 km). Im Osten, Süden und Südwesten grenzt Schweden an die Ostsee, der an der Ostküste und nördlich von Göteborg viele kleine Inseln, die Schären, vorgelagert sind. Die größten Inseln sind Gotland und Öland. Von den zahlreichen Seen, vor allem in Mittelschweden (auch Svealand), haben Vänersee, Vättersee, Mälarsee und Hjälmarsee die größte Fläche. In der letzten Eiszeit haben Gletscher fast das ganze Land bedeckt. Als sie abtauten, drang das Meer in die mittelschwedische Senke vor. Davon zeugen heute noch weit in das Land reichende Meeresarme (Fjärd). Im Norden (Norrland) fließen viele große Flüsse von der Gebirgskette der Skanden (bis 2111 m hoch) zur Küste. 57 % Schwedens sind mit Wald bedeckt, vor allem mit Nadelwäldern. In Süd- und Mittelschweden wachsen auch Laubwälder. Im Norden breiten sich auch Moore aus. Schwedische Botaniker und Wissenschaftler haben die herausragende Bedeutung der Region Lapplands erkannt. Deswegen hat das Königreich 1909 als erstes europäisches Land neun Nationalparks ausgewiesen.

Der 1909 gegründete Abisko-Nationalpark liegt ganz im Norden Schwedens an der Grenze zu Norwegen und ist das ganze Jahr über ein beliebtes Reiseziel.

Das Klima ist bis auf den Süden überwiegend kontinental, weil die Skanden die Westwinde vom Nordatlantik weitgehend abhalten. Die Sommer sind deshalb verhältnismäßig trocken und warm, die Winter lang und schneereich. Der Bottnische Meerbusen im Norden der Ostsee ist bis zu fünf Monate mit Eis bedeckt. Die Niederschläge nehmen von Osten nach Westen zu. Nördlich des Polarkreises scheint im Sommer die Mitternachtssonne, im Winter ist es dort fast zwei Monate dunkel.

Gesellschaft[]

Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Schweden, im Norden (Lappland) leben außerdem Samen und Finnen (Schwedenfinnen). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden vermehrt Einwanderer aufgenommen. Gemessen an der Einwohnerzahl hatte Schweden in Europa lange Zeit die meisten Flüchtlinge aufgenommen.

Die Insel Riddarholmen in Stockholm; dahinter erstreckt sich die Altstadt (Gamla Stan), die zum Teil noch mittelalterliche Straßenzüge aufweist.

Mit durchschnittlich 25 Einwohnern pro km2 (2017) ist Schweden im europäischen Vergleich sehr dünn besiedelt (Deutschland: 237 Einwohner pro km2). Der größte Teil der Bevölkerung lebt im Süd- und Mittelteil. Mangelnde wirtschaftliche Perspektiven haben viele Nordschweden zur Abwanderung in die Ballungsräume veranlasst. Stockholm, Göteborg und Malmö bilden die größten Metropolregionen. Insgesamt leben 86 % der Menschen in einer Stadt. Die Zahl der Älteren steigt im Verhältnis zur Zahl der Jüngeren stetig.

Bei der Gleichstellung der Frau in Beruf und Gesellschaft sowie ihrer sexuelle Selbstbestimmung ist Schweden wie kaum ein anderes Land vorangekommen. Das wurde auch durch ein umfangreiches Betreuungsangebot für Kinder in Tageseinrichtungen erreicht. Ist das Kind klein oder krank, dürfen die Eltern zu Hause bleiben. Dann werden sie finanziell vom Staat unterstützt.

Seit der Einführung der Reformation (1527) gehört die Mehrheit der schwedischen Christen der evangelisch-lutherischen »Kirche von Schweden« (Svenska Kyrkan) an, die bis 1999 auch Staatskirche war. Ihr gehören rund 60 % der Bevölkerung an. An oberster Stelle der heutigen »Volkskirche« steht der Erzbischof von Uppsala, seit 2013 erstmals eine Frau.

Politik und Recht[]

Schweden ist eine der ältesten Monarchien Europas. An der Spitze steht der Monarch, seit 1973 Karl XVI. Gustav. Er hat lediglich repräsentative Aufgaben. Die Exekutive wird von der Regierung unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten, seit 2014 Stefan Löfven, geführt. Der Ministerpräsident wird vom Parlament (Reichstag) gewählt und ernennt die Minister. Der Reichstag beschließt Gesetze und kontrolliert die Regierung. Diese Regierungsform nennt man parlamentarische Monarchie. Die 349 Parlamentsabgeordneten werden für vier Jahre durch Verhältniswahl gewählt. Wählen und gewählt werden darf, wer 18 Jahre alt ist. Es gibt zahlreiche politischen Parteien. Deshalb werden in der Regel Koalitionsregierungen gebildet, häufig auch Minderheitsregierungen, wenn sich im Parlament keine Mehrheit findet.

Schweden gehört seit 1995 der Europäischen Union an und seit 2001 zu den Staaten des Schengener Abkommen an, hat jedoch auf den Beitritt zur Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (Eurozone) verzichtet. Schweden hat eine Armee aus rund 15 000 Soldaten. Es gehört keinem Militärbündnis an, arbeitet jedoch mit der NATO zusammen. Seit langem engagiert sich das Land in der Entwicklungshilfe und der weltweiten Durchsetzung von Menschen- und sozialen Rechten.

Das schwedische Recht hat eine lange Tradition und gründet sich auf dem Reichsgesetzbuch von 1734. Als erstes Land führte Schweden 1766 per Gesetz die Pressefreiheit ein. Das Land gehört weltweit zu den Ländern mit der höchsten Zeitungsdichte (160 Tageszeitungen).

Schulpflicht besteht für 7- bis 16-Jährige. Sie müssen die neunjährige Grundschule besuchen und dürfen anschließend in eine allgemein- oder berufsbildende Oberstufe wechseln. Wer drei Jahre das Gymnasium besucht hat, darf studieren. Von den 36 Hochschulen ist die Universität Uppsala die älteste (1477 gegründet).

Wirtschaft[]

Schweden zählt zu den Staaten mit dem höchsten Lebensstandard. Die Einkommensunterschiede sind gering, die öffentlichen Leistungen umfassend. Staatliche Eingriffe in den Wirtschaftslauf, hohe Steuern und soziale Sicherheit für alle haben für eine gleichmäßige Verteilung des Wohlstands gesorgt. Nach den Wirtschaftskrisen in den 1990er- und 2000er-Jahren wurden jedoch die finanziellen Belastungen für Unternehmen und Bürger verringert und soziale Leistungen abgebaut.

Die Wirtschaft basiert auf natürlichen Ressourcen wie Wald, Wasser, Eisenerz (Kiruna, Gällivare) und anderen Metallerzen. Bergbau und Metallverarbeitung haben jedoch an Bedeutung verloren. Die Eisen- und Stahlerzeugung konzentriert sich heute auf nur noch zwei moderne Werke. Die Forstwirtschaft mit der Holzverarbeitung und Papiererzeugung, der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die elektrische und elektronische Industrie sind die wichtigsten Wirtschaftszweige. Ein Großteil der Erzeugnisse wird exportiert. Wichtigster Handelspartner ist Deutschland.

Der in der historischen Industrielandschaft von Falun seit dem 13. Jahrhundert durchgeführte Kupfererzabbau hatte herausragende Bedeutung für den wirtschaftlichen Bestand Schwedens im 16. und 17. Jahrhundert und führte zeitweise zur Förderung von zwei Dritteln des Weltbedarfs an Kupfer.

Drei Viertel der nationalen Wirtschaftsleistung entfallen auf Dienstleistungen. Ein Drittel der Erwerbstätigen arbeitet im öffentlichen Dienst, der viele Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsdienste unterhält. Touristen kommen vor allem an die Schärenküste, auf die Inseln Gotland und Öland, an die mittelschwedischen Seen mit dem Götakanal (erbaut 1810–32) und die Städte Stockholm, Göteborg und Malmö. Schweden hat ein gut ausgebautes Straßen- und Eisenbahnnetz, das Richtung Norden und im Landesinneren allerdings dünner wird. Eine der bekanntesten Bahnstrecken ist die 1884–1902 erbaute Lapplandbahn zwischen Ostsee und Atlantik (Norwegen). Sie dient vor allem dem Erztransport.

Geschichte[]

Seit prähistorischer Zeit durchstreiften die Samen als Rentiernomaden Lappland. In der Eisenzeit wurde der Süden des heutigen Schweden von nordgermanischen Völkergruppen besiedelt. Um 300 n. Chr. traten in Mittelschweden mit den Svear und Gauten (Göten) die ersten geschichtlich fassbaren Stämme auf. Das Königsgeschlecht der Ynglinger hinterließ große Grabhügel und Kult- und Herrscherstätten. Schwedische Wikinger (Waräger) unternahmen vom 9. bis 11. Jahrhundert Raub- und Handelszüge. Über die Flüsse Wolga und Dnjepr (heute Ukraine, Russland) kamen sie bis zum Schwarzen Meer. Wichtige Handelsplätze in Nordeuropa waren auf Gotland (Birka, Visby) und auf einer Insel im Mälarsee (Hovgården).

Aufgrund des mittelalterlichen Reichtums des Handelszentrums Visby auf Gotland musste die Stadt nach allen Seiten gegen Eroberer durch eine wehrhafte, 3,6 Kilometer lange Stadtmauer mit 44 Türmen geschützt werden.

Im 10. Jahrhundert bildete sich unter Olaf III. (etwa 995–1022) ein Wahlkönigreich mit dem Mittelpunkt in Alt-Uppsala. Im 11./12. Jahrhundert wurde Schweden christianisiert. Ab 1397 war das Land mit Norwegen und Dänemark in der Kalmarer Union vereint. Erst unter König Gustav I. (1523–1560) aus dem Haus Wasa wurde es wieder eigenständig. Damals wurde auch die Reformation eingeführt.

Im 17. Jahrhundert stieg Schweden zur Großmacht auf, besonders durch die Erfolge von Gustav II. Adolf (1611–32) im Dreißigjähriger Krieg. Seine Vormachtstellung im nördlichen Europa verlor das Land jedoch wieder im 2. Nordischen Krieg (1700–21, Nordische Kriege). Im 18. Jahrhundert musste der König seine Alleinherrschaft aufgeben. Reichstag (Ständevertretung) und Reichsrat (Regierung) erhielten mehr Macht (»Freiheitszeit« 1719–72). 1809 musste Finnland an Russland abgetreten werden. Dafür erhielt Schweden nach den napoleonischen Kriegen Norwegen (1814), mit dem es bis 1904 verbunden blieb. Das heutige Königshaus wurde vom französischen Marschall Graf Bernadotte begründet, der 1818–44 als Karl XIV. Johann regierte.

Im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung rasch. Da es zu wenig Arbeit gab, verarmten viele Schweden und wanderten aus, besonders nach Nordamerika. Vergleichsweise spät, Ende des 19. Jahrhundert, setzte die Industrialisierung ein. Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich die parlamentarische Demokratie durch. Ab 1909 durften alle Männer Abgeordnete in den Reichstag wählen, ab 1921 auch die Frauen. Außenpolitisch wahrte Schweden militärische Neutralität, auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg. In den Nachkriegsjahrzehnten wurde das Land unter Führung der Sozialdemokraten zum Musterland des modernen Wohlfahrtsstaats. Seit 1995 ist Schweden Mitglied der Europäische Union.

Kultur[]

Menschen in der Bronzezeit schufen die Felszeichnungen von Tanum, die Mythen, die Jagd und den Alltag darstellen. Vom 2. Jahrhundert n. Chr. bis ins Mittelalter war die Runenschrift gebräuchlich, viele Steininschriften haben sich erhalten. Im Mittelalter wurden viele Kirchen gebaut, eine der größten ist der Dom von Uppsala (Gotik). Architektonische Schätze aus späterer Zeit sind die Schlösser und Palais in Kalmar (Renaissance), Skokloster, Stockholm (Barock) und die ehemalige königliche Sommerresidenz Drottningholm (Barock, Rokoko, Klassizismus). Die schwedischen »Kirchdörfer« aus Holzhäusern wie Gammelstad in Luleå zeigen das christliche Gemeinschaftsleben in dünn besiedelten Gebieten. Das Kunsthandwerk, das im 18. Jahrhundert aufblühte, und die Glaskunst setzen sich im modernen schwedischen Design fort, das u. a. durch IKEA überall bekannt wurde. Die schwedische Volkskunst liebt farbenfrohe Muster und Dekore (Möbel, Textilien).

Schloss Kalmar in Schweden wurde im 16. Jahrhundert zu einer imposanten Renaissanceanlage ausgebaut; zuvor bewährte sich die Festung in zahlreichen Belagerungen.

Eine schwedische Literatur entwickelte sich seit dem 14./15. Jahrhundert. Reimchroniken und Ritterepen standen am Anfang. Der Komponist Carl Michael Bellman (* 1740, † 1795) wurde Ende des 18. Jahrhunderts mit populären und satirischen Liedern bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts errang die schwedische Literatur europäische Geltung, besonders mit den gesellschaftskritischen Theaterstücken von August Strindberg (* 1849, † 1912). Selma Lagerlöf (* 1858, † 1940) erhielt als erste Frau den Literaturnobelpreis. Ihre »Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen« wurde ein Kinderbuchklassiker. Weltbekannt wurde die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren mit ihren Heldinnen und Helden wie »Pippi Langstrumpf«, »Michel aus Lönneberga« und »Ronja Räubertochter«.

In der Musik gab es mit der Pop-Gruppe ABBA einen ähnlichen »Exportschlager«. Die Stummfilm-Ära wurde auch durch schwedische Filme geprägt. Dort startete die spätere Hollywood-Diva Greta Garbo ihre Karriere. Bekanntester Vertreter des Tonfilms in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist der Regisseur Ingmar Bergman.

In ihrer Freizeit gehen die Schweden gern in die Natur. Ferien machen sie im eigenem »Sommerhus« oder auch in größeren Gemeinschaften, die u. a. von Gewerkschaften und politischen Parteien organisiert werden. Populäre Sportarten sind Eishockey, der nordische Skisport und Fußball.

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