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Die Germanisch-Römischen Kriege bezeichnen eine Reihe von militärischen Konflikten zwischen der Römischen Republik beziehungsweise dem Römischen Reich und verschiedenen germanischen Stämmen. Diese Auseinandersetzungen erstreckten sich über mehrere Jahrhunderte, beginnend im späten 2. Jahrhundert v. Chr. bis zur endgültigen Auflösung des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert n. Chr. Sie prägten die Beziehungen zwischen Römern und Germanen und hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die politische und kulturelle Entwicklung Europas …

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Romulus Augustulus (* um 460; † nach 476) war der letzte weströmische Kaiser und regierte von 475 bis 476 n. Chr. Sein vollständiger Name war vermutlich Flavius Romulus Augustus, wobei der abwertende Spitzname „Augustulus“ (bedeutet „kleiner Augustus“) von späteren Historikern geprägt wurde, um seine schwache und unbedeutende Herrschaft zu kennzeichnen. Obwohl seine Regierungszeit kurz war und seine politische Macht begrenzt blieb, markierte seine Absetzung durch den germanischen Heerführer Odoaker. das endgültige Ende des Weströmischen Reiches, was das Jahr 476 in der westlichen Geschichtsschreibung symbolisch als Ende der Antike und Beginn des Mittelalters kennzeichnet.

Frühes Leben und Herkunft

Romulus wurde um 460 n. Chr. geboren. Sein Vater, Flavius Orestes, war ein ehemaliger Offizier in der kaiserlichen Armee, der in den Jahren zuvor am Hofe des Hunnenkönigs Attila gedient hatte, bevor er in den römischen Dienst zurückkehrte. Orestes genoss in den letzten Jahren des Weströmischen Reiches erheblichen Einfluss und stieg zu einem der mächtigsten Männer in der römischen Administration auf. Die genaue Herkunft von Romulus’ Mutter ist unklar, aber es wird vermutet, dass sie aus einer prominenten römischen oder möglicherweise germanischen Familie stammen könnte, was Romulus eine Verbindung zu beiden kulturellen Welten verschaffte, die zu dieser Zeit in Konflikt miteinander standen.

Romulus verbrachte seine frühen Jahre wahrscheinlich in Italien, wo sein Vater als wichtiger Berater der kaiserlichen Administration fungierte. Orestes’ Aufstieg zur Macht war in dieser Zeit symptomatisch für die zunehmende Dominanz von Militärführern in der politischen Sphäre des Weströmischen Reiches, das zu dieser Zeit durch innere Machtkämpfe und äußeren Druck von barbarischen Stämmen geschwächt war.

Machtübernahme von Orestes und Erhebung von Romulus

Im Jahr 475 n. Chr. entschied sich Orestes, die Kontrolle über das Weströmische Reich an sich zu reißen. Er führte einen erfolgreichen Staatsstreich gegen den amtierenden Kaiser Julius Nepos durch und zwang diesen zur Flucht nach Dalmatien. Da Orestes selbst kein Kaiser werden konnte – er stammte nicht aus dem senatorialen Adel Roms und besaß daher nicht das nötige Ansehen, um als rechtmäßiger Herrscher akzeptiert zu werden –, erhob er seinen etwa 15-jährigen Sohn Romulus auf den Thron. Diese Entscheidung war ein rein taktischer Schritt, um die Macht seines Vaters zu legitimieren, während Orestes die tatsächliche Kontrolle über die Regierung behielt.

Am 31. Oktober 475 wurde Romulus offiziell zum Kaiser gekrönt. Seine Herrschaft fand jedoch in einer Zeit statt, in der die kaiserliche Macht im Westen weitgehend zerfallen war. Italien, das Kernland des Westreichs, war von Germanenstämmen bedroht, die sich im Verlauf der Völkerwanderung auf römischem Territorium niedergelassen hatten und nun eigene Herrschaftsansprüche geltend machten. Das weströmische Reich besaß nur noch einen Bruchteil der Macht und des Einflusses, die es einst hatte, und Romulus’ Titel als Kaiser war weitgehend symbolisch.

Absetzung durch Odoaker

Im Jahr 476 erreichte die Krise des Weströmischen Reiches ihren Höhepunkt. Orestes, der als eigentlicher Machthaber hinter Romulus agierte, sah sich mit einer Meuterei unter den foederati konfrontiert. Diese germanischen Söldner forderten von ihm Land in Italien als Gegenleistung für ihre Dienste im römischen Heer. Orestes lehnte dies jedoch ab, was zu einem Aufstand führte, der von Odoaker, dem Anführer der germanischen Truppen, angeführt wurde.

Odoaker sammelte eine Koalition von germanischen Kriegern und marschierte gegen Orestes. In einer Reihe von militärischen Auseinandersetzungen wurde Orestes gefangen genommen und hingerichtet. Am 4. September 476 n. Chr. wurde Romulus Augustulus schließlich von Odoaker in Ravenna abgesetzt. Der Legende nach verschonte Odoaker den jungen Romulus aufgrund seines Alters und seiner Unbedeutsamkeit, was darauf hinweist, dass Romulus als eine Marionette seines Vaters betrachtet wurde, ohne eigenen politischen Einfluss. Odoaker ließ ihn ins Exil auf das Anwesen seiner Familie in Kampanien bringen, wo er den Rest seines Lebens in relativer Unbekanntheit verbrachte.

Mit der Absetzung von Romulus Augustulus endete offiziell das Weströmische Kaisertum. Odoaker sandte die kaiserlichen Insignien nach Konstantinopel an den oströmischen Kaiser Zenon und erklärte, dass es keinen Bedarf mehr für einen getrennten weströmischen Kaiser gebe. Stattdessen regierte er Italien als „König der Römer“ im Namen des oströmischen Kaisers. Dies markierte einen Wendepunkt in der Geschichte des römischen Imperiums und wird oft als das formale Ende des Weströmischen Reiches betrachtet.

Späteres Leben und Tod

Über das Leben von Romulus Augustulus nach seiner Absetzung ist nur wenig bekannt. Es gibt keine Berichte darüber, dass er jemals versucht habe, seine kaiserliche Macht zurückzuerlangen oder eine bedeutende Rolle im politischen Geschehen zu spielen. Er lebte vermutlich in Kampanien auf dem Landgut seiner Familie, wo ihm Odoaker eine großzügige Rente gewährt haben soll. Diese Behandlung legt nahe, dass Romulus, obwohl er der letzte Kaiser war, keine wirkliche Bedrohung für die neue Ordnung darstellte und eher als eine unbedeutende Figur der späten römischen Geschichte betrachtet wurde.

Das genaue Todesdatum von Romulus ist ungewiss. Einige Quellen deuten darauf hin, dass er möglicherweise bis in die 480er oder sogar 490er Jahre gelebt haben könnte, während andere vermuten, dass er schon bald nach seiner Absetzung starb. Aufgrund der spärlichen Quellenlage bleiben diese Fragen jedoch offen. Romulus Augustulus hinterließ keine bekannten Nachkommen, und sein Name ging vor allem wegen der symbolischen Bedeutung seines Sturzes in die Geschichte ein.

Historische Bedeutung

Romulus Augustulus selbst spielte keine aktive Rolle in den politischen Entwicklungen seiner Zeit. Seine Herrschaft war in erster Linie das Ergebnis der Machtambitionen seines Vaters Orestes, der in den letzten Jahren des Weströmischen Reiches nach Einfluss strebte. Dennoch ist die Absetzung von Romulus Augustulus durch Odoaker ein Schlüsselereignis in der europäischen Geschichte. Obwohl das Römische Reich im Osten noch fast ein weiteres Jahrtausend fortbestand, markierte das Ende des Weströmischen Reiches einen entscheidenden Wendepunkt und den Beginn einer neuen Epoche in der Geschichte Europas.

Der Name „Romulus Augustulus“ selbst ist historisch bedeutsam. Romulus, der mythische Gründer Roms, und Augustus, der erste Kaiser des Römischen Reiches, sind zwei der zentralen Figuren der römischen Geschichte. Dass der letzte Kaiser des Weströmischen Reiches den Namen „Romulus Augustulus“ trug, schien für spätere Historiker eine symbolische Ironie zu sein: Der erste und der letzte Kaiser trugen den Namen „Romulus“, was den Kreislauf von Aufstieg und Fall des Römischen Reiches zu schließen schien.

Während Romulus Augustulus’ Rolle als Herrscher unbedeutend war, bleibt er ein wichtiger symbolischer Akteur in der Geschichte des römischen Imperiums und des westlichen Mittelalters. Seine Absetzung markierte nicht nur das Ende einer jahrhundertelangen politischen Ordnung, sondern auch den Beginn der Zeit der germanischen Königreiche, die Europa nach dem Fall des Römischen Reiches prägten.

Zusammenfassung

Romulus Augustulus war eine schwache und letztlich unbedeutende Figur in der Geschichte des Römischen Reiches. Seine kurze und machtlose Herrschaft war das Ergebnis der Bestrebungen seines Vaters, der die Zügel des weströmischen Reiches in einer Zeit übernahm, in der dessen Zusammenbruch nahezu unausweichlich war. Die Absetzung von Romulus durch Odoaker bedeutete das Ende des Weströmischen Kaisertums und wird oft als das endgültige Ende der römischen Herrschaft im Westen betrachtet. Trotz der geringen politischen Bedeutung des letzten Kaisers bleibt seine Absetzung ein markantes Ereignis, das den Übergang von der Antike zum Mittelalter symbolisiert.

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Literaturverzeichnis

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  • Otto Seeck: Augustulus. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,2, Stuttgart 1896, Sp. 2369.
  • Timo Stickler: 476 n. Chr. – Das Ende des Imperiums? Der Putsch des Odoaker und seine Folgen. In: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Der Untergang des Römischen Reiches. WBG Theiss, Darmstadt 2022, S. 119–123.
  • Marinus Antony Wes: Das Ende des Kaisertums im Westen des Römischen Reichs. Übersetzt von K. E. Mittring (= Archeologische studïen van het Nederlands Historisch Instituut te Rome. Band 2). Staatsdrukkerij 's-Gravenhage, Den Haag 1967, ZDB-ID 444863-7, DNB 364794402 (zugleich Dissertation Universität Leiden 1967).


Fairytale kdmconfig Profil: Romulus Augustulus
Namen Romulus; Romulus Augustus
Beruf letzter weströmischer Kaiser in Italien
Persönliche Daten
Geburtsdatum um 460
Sterbedatum nach 476
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