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Reformation die, seit Ende des 17. Jahrhunderts übliche Bezeichnung für durch M. Luther im 16. Jahrhundert ausgelöste Bewegung, die als zunächst innerkirchliches Bestreben um geistliche Erneuerung vor dem Hintergrund zahlreicher kirchlicher Missstände (Vernachlässigung des geistlichen Amtes durch die Renaissancepäpste, mangelnde theologische Bildung des Klerus, Ablasshandel u. a.) die Wiederherstellung einer dem Evangelium gemäßen Kirche anstrebte, in der nachfolgenden Entwicklung jedoch zur Auflösung der Einheit der abendländischen Kirche, zur Herausbildung eigenständiger »evangelischer« Kirchen und Gemeinschaften (lutherische Kirchen; reformierte Kirchen) und zur Formierung des Protestantismus als neuer christlicher Konfession führte. Als Beginn der Reformation wird der Tag der Veröffentlichung von Luthers Thesen über den Ablass (31.10.1517) angesehen, die als ihr entscheidender Anstoß gelten. Gefördert wurde die Reformation in der Folge durch verschiedene Reichsfürsten (v. a. Kurfürst Friedrich III., den Weisen, von Sachsen) und das Stadtbürgertum. Geistige Unterstützung erhielt sie durch die Humanisten (z. B. Erasmus von Rotterdam); politisch verbanden zeitweilig antirömisch-nationale (Vertreter der Reichsritterschaft wie U. v. Hutten) und sozialrevolutionäre Kräfte (Bauernkrieg) ihre Anliegen mit der Bewegung der Reformation. Nach 1525 wurde die Reformation ausschließlich Sache der Landesherren (»Fürstenreformation«); die ev. Landeskirchen entstanden. Unterschiedl. Auffassungen über das Abendmahl (Luther auf der einen, U. Zwingli und J. Calvin auf der anderen Seite) führten allerdings zu einer inneren (theolog.) Spaltung des Protestantismus, die im Grundsatz bis ins 20. Jh. bestand. Die theolog. Grundaussagen der R. wurden erstmals 1530 im Augsburgischen Bekenntnis (luther.) und im Vierstädtebekenntnis der Städte Konstanz, Lindau (Bodensee), Memmingen und Straßburg (ref.) niedergelegt. Von Dtl. griff die R. auf einen großen Teil Europas über; weltweite Verbreitung fanden die Kirchen der R. später v. a. im Gefolge der engl. und niederländ. kolonialen Expansion. Zur Gesch. der R. nach 1530: Schmalkaldischer Bund; Augsburger Religionsfriede; Gegenreformation; Dreißigjähriger Krieg; Westfälischer Frieden.

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