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Die germanische Altertumskunde ist eine Disziplin der Geschichtswissenschaft, die sich auf die Erforschung der materiellen Kultur, der Lebensweise und der sozialen Strukturen der germanischen Völker konzentriert. Diese Völker, darunter die Goten, Langobarden, Sueben und Vandalen, hinterließen ein reiches Erbe an Artefakten und Überresten, die von Archäologen und Historikern erforscht werden, um ein umfassendes Bild ihrer Geschichte zu zeichnen …


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Historia naturalis

Die Naturalis historia in der Handschrift aus dem 15. Jahrhundert.

Naturalis historia ist ein enzyklopädisches Werk des römischen Gelehrten Plinius des Älteren, das in den Jahren 77 bis 79 n. Chr. vollendet wurde. Das Werk zählt zu den umfangreichsten und einflussreichsten wissenschaftlichen Abhandlungen der Antike und umfasst eine Vielzahl von Themengebieten, darunter Naturkunde, Astronomie, Geographie, Medizin, Zoologie, Botanik, Mineralogie und Kunst. Die „Naturalis historia“ stellt den Versuch dar, das gesamte naturwissenschaftliche Wissen seiner Zeit zu sammeln und systematisch zu ordnen. Plinius der Ältere schöpfte hierbei aus einer Vielzahl von Quellen, darunter griechische und römische Schriftsteller, wissenschaftliche Abhandlungen sowie seine eigenen Beobachtungen.

Das Werk ist in 37 Bücher gegliedert und widmet sich verschiedenen Wissensgebieten, wobei Plinius sowohl mythologische als auch empirische Elemente verarbeitete. Obwohl die „Naturalis historia“ heute vor allem als naturwissenschaftliches Werk bekannt ist, bietet sie auch wertvolle Einblicke in die kulturellen, ethnografischen und historischen Vorstellungen der Römer über verschiedene Völker, darunter auch die Germanen.

Der Abschnitt über die Germanen

Im Rahmen seiner geographischen und ethnographischen Beschreibungen befasst sich Plinius auch mit den germanischen Stämmen, deren Gebiete nördlich des Römischen Reiches lagen. Die Erwähnung der Germanen findet sich insbesondere im vierten Buch der „Naturalis historia“, das sich mit den Ländern Europas und deren Völkern beschäftigt. Plinius beschreibt die Germanen als wilde, unzivilisierte Völker, die in rauen, unwirtlichen Landschaften leben. Diese Sichtweise deckt sich mit dem römischen Bild der Germanen als „barbarische“ Völker, das auch in anderen zeitgenössischen Werken, etwa in Tacitus’Germania“, verbreitet ist.

Plinius unterscheidet in seinem Werk verschiedene germanische Stämme und nennt unter anderem die Sueben, Vandalen, Cherusker und Chauken. Dabei hebt er vor allem die kriegerische Natur dieser Völker hervor und beschreibt sie als nomadisch und kampferfahren. Die Germanen werden von Plinius als besonders furchterregende Gegner geschildert, was auf die anhaltenden Konflikte zwischen dem Römischen Reich und den germanischen Stämmen, insbesondere die Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 n. Chr., zurückzuführen ist.

Bemerkenswert ist, dass Plinius den Rhein als natürliche Grenze zwischen dem zivilisierten Römischen Reich und den barbarischen Völkern der Germanen darstellt. Diese Grenzvorstellung war in der römischen Geopolitik von großer Bedeutung, da der Rhein das Reich vor den oft als Bedrohung empfundenen Germanenstämmen schützte. Gleichzeitig betont Plinius jedoch auch die fruchtbaren Landschaften und natürlichen Ressourcen der germanischen Gebiete, was auf das latente Interesse der Römer an diesen Regionen hinweist.

Neben den kriegerischen Eigenschaften der Germanen thematisiert Plinius auch ihre Sitten und Gebräuche. Er beschreibt die Germanen als schlicht lebende Menschen, die auf landwirtschaftliche Tätigkeiten angewiesen sind und in einfachen Behausungen wohnen. Die germanischen Stämme gelten in den Augen des Autors als rückständig im Vergleich zu den Römern und Griechen, wobei Plinius diese Rückständigkeit nicht nur auf kulturelle, sondern auch auf klimatische und geographische Bedingungen zurückführt. Das kalte und unwirtliche Klima Germaniens habe, so Plinius, zur harten Lebensweise der Germanen beigetragen.

Einfluss der „Naturalis historia“

Das Werk des Plinius der Ältere war in der Antike und im Mittelalter eine wichtige Quelle für das Wissen über die Natur und die Völker außerhalb des Römischen Reiches. Im Mittelalter wurde die „Naturalis historia“ von christlichen Gelehrten rezipiert und diente als Grundlage für zahlreiche naturkundliche und historische Abhandlungen. Besonders die geographischen und ethnographischen Beschreibungen fanden große Beachtung und prägten das Bild von den Völkern außerhalb der römischen Welt.

Die Darstellung der Germanen in der „Naturalis historia“ übte auch in späteren Jahrhunderten Einfluss auf die Wahrnehmung dieser Völker aus. Obwohl Plinius die Germanen überwiegend negativ darstellt, trägt sein Werk dennoch dazu bei, ein differenzierteres Bild von diesen Stämmen zu zeichnen. Im Gegensatz zu späteren römischen Autoren, wie etwa Tacitus, der die Germanen in einem positiveren Licht darstellt, bleibt Plinius in vielen Bereichen der römischen Tradition verhaftet, die die Germanen als barbarisch und gefährlich betrachtet.

In der modernen Wissenschaft wird die „Naturalis historia“ vor allem als Quelle für die römische Perspektive auf die Natur und die Völker der Antike geschätzt. Ihre detaillierten Beschreibungen und die Vielfalt der behandelten Themen machen sie zu einem unverzichtbaren Werk für das Verständnis des antiken Wissens. Auch die germanischen Stämme, die Plinius beschreibt, sind heute von historischem Interesse, da sie Rückschlüsse auf die Wahrnehmung und die Interaktionen zwischen Römern und Germanen ermöglichen.

Kritische Rezeption

Die „Naturalis historia“ wird heute oft als Kompendium des antiken Wissens über die Naturwissenschaften betrachtet, weist jedoch auch zahlreiche Fehler und Ungenauigkeiten auf, die auf die begrenzten wissenschaftlichen Methoden der damaligen Zeit zurückzuführen sind. Plinius der Ältere hatte nur begrenzten Zugang zu primären Informationen über die Germanen und stützte sich daher häufig auf Berichte Dritter, was zu übertriebenen oder falschen Darstellungen führte. Dennoch bietet das Werk einen einzigartigen Einblick in die Weltanschauung und die wissenschaftlichen Methoden der römischen Antike.

Insbesondere die ethnographischen Passagen, wie jene über die Germanen, sind heute Gegenstand kritischer Analysen. Moderne Historiker betonen, dass Plinius’ Darstellungen der Germanen stark von den politischen und militärischen Konflikten seiner Zeit beeinflusst waren. Die Germanen wurden von römischen Autoren oft als Feindbild stilisiert, um die eigene Zivilisation als überlegen zu präsentieren. Dennoch bleibt die „Naturalis historia“ eine wertvolle Quelle, die das römische Wissen und die Vorstellungen über die Völker und die Natur ihrer Zeit reflektiert.

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