Die Bezeichnung »Keltische Architektur« beschreibt die keltische Baukunst ab dem ersten Jahrtausend v. Chr. in weiten Teilen des Kontinents Europa bis hin zum Untergang der keltischen Zivilisation im zeitlichen Rahmen des ersten Jahrtausends n. Chr.
Keltische Architektur im Überblick
Ein einheitliches keltisches Siedlungswesen hat es nicht gegeben, die zeitlichen und regionalen Unterschiede waren beträchtlich. Der Hausbau und die Siedlungstypen stehen in einer nordalpinen Tradition. Unter den Wohngebäuden überwogen langrechteckige ein- oder zweischiffige Pfosten- oder Ständerbauten mit Lehm-Holz-Geflechtwänden und mit Firstsäulen- oder Sparrendachkonstruktion. Stall- und Wirtschaftsgebäude waren meist getrennt vom Wohnhaus angelegt. In Britannien, vereinzelt auch in Gallien, wurden Rundbauten errichtet. Wichtigste Siedlungstypen sind mit Mauer (Holz-Erde- oder Holz-Stein-Technik) und Graben befestigte Siedlungen meist in natürlich geschützter Höhenlage, offene oder nur durch Palisaden geschützte Mehrgehöftsiedlungen sowie Einzelhofanlagen. Einzelne befestigte Siedlungen der Hallstatt- und der frühen La-Tène-Zeit können als politische und ökonomische Zentren beziehungsweise als Fürstensitze angesehen werden; in Bauweise und innerer Organisation lassen sie mediterrane Einflüsse erkennen. Im Verlauf des 2. Jahrhunderts v. Chr. entstanden nach dem Vorbild mediterraner Stadtanlagen erstmals im Europa nördlich der Alpen stark befestigte Großsiedlungen mit städtischem Charakter. Caesar hat diese in »Murus-Gallicus-Technik« befestigten Zentralorte keltischer Stämme oder Gaue als Oppida bezeichnet. Es handelte sich hierbei, wie Schriftquellen und archäologische Forschungen belegen, um Produktions-, Verwaltungs- und Kulturzentren mit Münzprägung und Konzentration des Handwerks. Neben den Oppida bestanden kleine Befestigungsanlagen, dorfartige Siedlungen und Einzelhöfe weiter.