Johann Wolfgang von Goethe (geadelt 1782), deutscher Dichter, * 28. August 1749 in Frankfurt am Main, † 22. März 1832 in Weimar; als »Dichterfürst« eine herausragende Gestalt der deutschen Literaturgeschichte, die zusammen mit Friedrich Schiller die Weimarer Klassik prägte. Seine Gedichte, Dramen und Romane sind fester Bestandteil des deutschen Kulturgutes. Der Dichter stammte mütterlicherseits aus einer rheinfränkischen Gelehrten- und Beamtenfamilie, die seit zwei Generationen in Frankfurt ansässig war, und väterlicherseits aus einer thüringischen Handwerkerfamilie. Von seinen Geschwistern überlebte nur Cornelia, mit der er sich eng verbunden fühlte.
Goethe gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Denker. Sein vielfältiges Werk umfasst nicht nur Literatur, sondern auch wissenschaftliche Schriften und politisches Engagement. Als Universalgenie prägte er die deutsche und europäische Kultur nachhaltig. Sein Wirken, insbesondere während der Weimarer Klassik, beeinflusste die Epoche der Romantik und darüber hinaus.
Frühes Leben und Ausbildung
Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater, Johann Caspar Goethe, war Jurist und sorgte dafür, dass sein Sohn eine umfassende Ausbildung erhielt. Schon früh zeigte Goethe großes Interesse an Sprachen, Literatur und Naturwissenschaften. Nach dem Abitur begann er 1765 ein Jurastudium in Leipzig, setzte es später in Straßburg fort und schloss es 1771 ab. In Straßburg kam er in Kontakt mit den Ideen der Aufklärung und der Sturm-und-Drang-Bewegung, die die Gefühlswelt und die Freiheit des Individuums in den Mittelpunkt stellte.
Literarische Anfänge und der Sturm und Drang
Goethes erstes großes literarisches Werk war der Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ (1774), der ihn schlagartig berühmt machte. Das Buch thematisiert die tragische Liebe des jungen Werther, der an der Unerreichbarkeit seiner Geliebten und den Zwängen der Gesellschaft zerbricht. Der Roman traf den Nerv der Zeit und löste eine „Werther-Fieber“ genannte Welle der Begeisterung aus, die sich in Nachahmungen und sogar tragischen Selbstmorden äußerte.
Bereits zuvor hatte Goethe mit dem Drama „Götz von Berlichingen“ (1773) die literarische Bühne betreten. Dieses Werk, das vom mittelalterlichen Reichsritter Götz handelt, steht ebenfalls in der Tradition des Sturm und Drang und thematisiert den Widerstand gegen autoritäre Herrschaft.
Weimarer Klassik und die Zusammenarbeit mit Schiller
1775 erhielt Goethe eine Einladung an den Hof von Herzog Karl August nach Weimar. Diese Einladung markierte den Beginn einer mehr als fünfzig Jahre währenden engen Verbindung mit der Stadt. In Weimar übernahm Goethe nicht nur literarische Aufgaben, sondern auch zahlreiche Regierungsverantwortungen, darunter in den Bereichen Bergbau, Straßenbau und Militärwesen. Seine Tätigkeit als Minister prägte ihn und führte zu einer Entfaltung seiner Persönlichkeit in einem weiteren gesellschaftlichen Kontext.
Die Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller, der 1789 nach Weimar kam, war von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Weimarer Klassik. Gemeinsam strebten die beiden Dichter nach einer ästhetischen Vollendung, die sich auf antike Ideale stützte und von Humanismus und Harmonie geprägt war. Aus dieser Zeit stammen einige von Goethes bedeutendsten Werke, darunter das Drama „Iphigenie auf Tauris“ (1787), das Epos „Hermann und Dorothea“ (1797) und natürlich sein Meisterwerk, die Tragödie „Faust“.
„Faust“ und Goethes philosophisches Denken
Goethes „Faust“ gilt als eines der größten Werke der Weltliteratur. Der erste Teil wurde 1808 veröffentlicht, der zweite Teil folgte erst nach seinem Tod im Jahr 1832. Die Tragödie behandelt den Pakt des Gelehrten Faust mit dem Teufel Mephisto und seine ewige Suche nach Wissen und Sinn. Das Werk ist tief philosophisch und stellt zentrale Fragen nach der Natur des Menschen, seiner Moral und seiner Existenz.
Im „Faust“ manifestiert sich Goethes Auseinandersetzung mit den großen Themen seiner Zeit: Wissenschaft, Religion, Kunst und die menschliche Seele. Es vereint all die Themen, die Goethe in seinem gesamten Schaffen bewegten, und stellt eine unvergleichliche Synthese von Dichtung, Philosophie und Lebensweisheit dar.
Wissenschaftliche Interessen und die Italienreise
Goethes naturwissenschaftliches Interesse erstreckte sich über zahlreiche Disziplinen, darunter Botanik, Anatomie, Geologie und Optik. Eine seiner bedeutendsten Schriften auf diesem Gebiet ist die „Farbenlehre“ (1810), in der er sich kritisch mit Isaac Newtons Theorien zur Farbwahrnehmung auseinandersetzte. Obwohl seine wissenschaftlichen Theorien heute vielfach überholt sind, verdeutlichen sie seine unermüdliche Neugier und seinen interdisziplinären Denkansatz.
Ein Wendepunkt in Goethes Leben war seine Reise nach Italien (1786—1788). In der Kunst und Architektur der Antike und Renaissance fand er das Ideal einer harmonischen Verbindung von Schönheit, Kunst und Wissenschaft. Diese Eindrücke führten zu einem Wandel in seinem literarischen Stil, weg von der leidenschaftlichen Emphase des Sturm und Drang hin zu einer klassischeren, ausgewogeneren Ästhetik.
Späte Jahre und politisches Wirken
In seinen späteren Jahren setzte Goethe seine literarische Arbeit fort und widmete sich insbesondere der Vollendung des zweiten Teils von „Faust“. Er schrieb außerdem seine Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ (1811—1833), in der er auf sein Leben und seine künstlerische Entwicklung zurückblickte. Politisch war Goethe eher konservativ eingestellt und betrachtete die Französische Revolution mit Skepsis. Seine politische Tätigkeit am Weimarer Hof führte jedoch zu weitreichenden Reformen, vor allem im Bereich der Verwaltung.
Goethe pflegte in seinen letzten Lebensjahren zahlreiche intellektuelle Kontakte und korrespondierte mit Größen wie Alexander von Humboldt. Auch Napoleon zeigte großes Interesse an Goethe und traf ihn 1808 persönlich in Erfurt.
Tod und Vermächtnis
Johann Wolfgang von Goethe starb am 22. März 1832 in Weimar. Mit seinem Tod endete eine der prägendsten Epochen der deutschen Literatur. Doch Goethes Werk lebt weiter und hat bis heute nichts von seiner Strahlkraft verloren. Seine Dramen, Gedichte und Prosawerke, insbesondere „Faust“, zählen zu den herausragenden Schöpfungen der Weltliteratur. Sein umfassendes Interesse an der Natur und den Wissenschaften, gepaart mit seinem literarischen Genie, machen ihn zu einem der wenigen echten Universalgenies.
Goethe steht bis heute als Symbol für die Verknüpfung von Kunst, Wissenschaft und Philosophie. Seine Ideen, sein Humanismus und sein Streben nach einer tieferen Erkenntnis des Lebens haben Generationen von Denkern, Künstlern und Schriftstellern beeinflusst und inspirieren auch heute noch.
Siehe auch
Enzyklopädien & Lexika
- Johann Wolfgang von Goethe | Brockhaus Enzyklopädie
- Johann Wolfgang von Goethe | Encyclopædia Britannica (Engl.)
- Johann Wolfgang von Goethe | Wikipedia
- Johann Wolfgang von Goethe | Wikipedia (Engl.)