Jörg Auzinger (* 29. März 1972 in Linz, Oberösterreich) ist ein österreichischer Medienkünstler.
Leben[]
Jörg Auzinger studierte Visuelle Mediengestaltung (vismed) an der Universität für angewandte Kunst Wien bei Peter Weibel, sowie Filmregie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Axel Corti.
Jörg Auzinger beschäftigt sich in seinen künstlerischen Arbeiten mit den gesellschaftspolitischen Aspekten einer technikbasierten Kommunikationsgesellschaft. In interaktiven Installationen, photographischen Arbeiten, sowie in Videos und Filmen analysiert er die Funktion von neuen und alten Medien und deren Konstruktion von Wirklichkeiten und die damit einhergehenden Veränderungen unseres Realitätsbegriffs. Als Schüler von Peter Weibel und Richard Kriesche gilt Jörg Auzinger als Vertreter einer Medienkunst mit prägnanter Bildsprache, der eine umfassende theoretische Auseinandersetzung zugrunde liegt. Jörg Auzingers interaktive Installationen, die den Betrachter häufig ins Geschehen einbinden sowie seine photographischen Arbeiten sind in Ausstellungen zu sehen.
Jörg Auzinger war Gastprofessor an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Auzinger lebt in Wien und Graz.
Werk[]
Jörg Auzinger präsentiert uns die technischen Geräte des Alltags, indem er sie gleich einem wertvollen urzeitlichen Fossil ausstellt und hinter schwerem Vitrinenglas unantastbar macht. Ihrer gewohnten Funktion entledigt, liegt die vergoldete Tastatur auf dem samtbezogenen Untergrund eines holzvertäfelten Schaukastens. In diesem musealen Raum sind wir nicht nur BetrachterInnen des Exponates, sondern paradoxerweise auch gleichzeitig seine BedienerInnen. Denn das Museum ist eine Projektion und das Keyboard mit einem weiteren aus dem realen Raum anzusteuern. Das Tabu brechend haben wir schließlich in diesem Spiel ein museales, wenn auch virtuelles, Objekt berührt.
Wenn Auzinger uns die Sequenz eines Filmklassikers vorführt, nämlich Fahrenheit 451 von François Truffault, sind wir ebenfalls nicht mehr bloß Publikum. Wir befinden uns dann anstatt im Kino vielmehr selbst in einer Inszenierung zwischen projiziertem Film und einem Lichtschalter, der von der einfachen Glühlampe wie durch einen Bühnenscheinwerfer bestrahlt zu sein scheint. Die Verführung ist zu groß – mit einem Handgriff schalten wir uns in das Geschehen ein und Oskar Werner, dem Protagonisten, das Licht aus.
In Arbeiten wie der Installation „Blind Spot“ – einer Hommage an Alfred Hitchcocks Thriller „Fenster zum Hof“ – müssen wir schließlich erkennen, dass wir selbst im Visier der Dinge stehen. Wir schauen in das Fernglas von James Stewart und sehen unser Spiegelbild auf der Linse. Dass Stewart eigentlich einen Mörder verfolgt, macht das Ganze möglicherweise etwas unbehaglich.
Jörg Auzinger scheint sein Publikum permanent in Situationen zu verwickeln, die in tendenziell unterminierenden Akten münden. Aus einem Selbstverständnis interaktiver Installationen heraus kann sich so eine moralische Frage entwickeln. Wer hat uns eigentlich gesagt, den Schalter überhaupt betätigen zu dürfen? Wo man sich als Betroffener und Mitakteur zugleich auf den virtuellen Schaukästen im Glasreflex erkennt oder an den Flächen des Glassturzes sich ganze Welten wie ein Mikrokosmos auftun, die Vitrine aber leer bleibt; wo ein Spiegel plötzlich verstummt und gar nichts mehr zeigt, scheint’s sind wir, die BeobachterInnen, längst schon zu den Beobachteten geworden – und dies nicht zuletzt vom Künstler selbst.
Werke[]
- Blind Spot: Die Beobachtung des Beobachters, Interaktive Videoinstallation
- Type: Output beyond Impression, Interaktive Videoinstallation
- Zugzwang (Remain in Light), Interaktive Videoinstallation
- Void Screens, Interaktive Videoinstallation
- Image.acgt, Interaktive Videoinstallation
- Switch Enlightenment, Interaktive Videoinstallation
Auszeichnungen und Preise[]
- 2007 Auslandsstipendium des Landes Steiermark für San Diego
- 2006 Preis des Landes Steiermark für zeitgenössische Bildende Kunst: Arbeitsstipendium des Landes Steiermark
- 2005 Neptun Wasserpreis, Gesamtpreis für die interaktive Installation “image.acgt”
- 1997 Fotoförderungspreis der Stadt Graz
- 1995 Filmförderungspreis des Landes Steiermark
- 1995 Preis der Steirischen Kulturinitiative
- 1992 Filmförderungspreis des Landes Steiermark
- 1994 Anerkennungspreis des Landes Steiermark für Photographie
- 1994 Talentförderungspreis des Landes Oberösterreich
- 1994 Fotopreis der Urania Graz
- 1992 Filmförderungspreis des Landes Steiermark
Literatur[]
- Jörg Auzinger: Publicum, Bucher Verlag, Hohenems - Wien, 2008, ISBN 978-3-902679-06-2