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Die Germanisch-Römischen Kriege bezeichnen eine Reihe von militärischen Konflikten zwischen der Römischen Republik beziehungsweise dem Römischen Reich und verschiedenen germanischen Stämmen. Diese Auseinandersetzungen erstreckten sich über mehrere Jahrhunderte, beginnend im späten 2. Jahrhundert v. Chr. bis zur endgültigen Auflösung des Weströmischen Reiches im 5. Jahrhundert n. Chr. Sie prägten die Beziehungen zwischen Römern und Germanen und hatten tiefgreifende Auswirkungen auf die politische und kulturelle Entwicklung Europas …

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Die gotische Literatur umfasst die schriftlichen Werke, die von den Goten, einem germanischen Volk, in ihrer eigenen Sprache verfasst wurden. Obwohl das literarische Erbe der Goten im Vergleich zu anderen germanischen Stämmen, wie etwa den Angelsachsen oder den Nordgermanen, nur spärlich überliefert ist, spielt die gotische Literatur eine bedeutende Rolle in der Geschichte der germanischen Sprachen und Literaturen. Die bekannteste und zugleich wichtigste Quelle der gotischen Literatur ist die Bibelübersetzung des westgotischen Bischofs Wulfila, der im 4. Jahrhundert das Neue Testament in die gotische Sprache übertrug.

Entstehung und Bedeutung

Die gotische Literatur entstand in einer Zeit, in der die Goten sowohl mit dem Römischen Reich als auch mit anderen germanischen Stämmen in Kontakt standen. Die Übersetzung der Bibel ins Gotische markiert den Höhepunkt der literarischen Entwicklung der Goten. Diese Übersetzung wird vor allem dem Bischof Wulfila zugeschrieben, der eine entscheidende Rolle bei der Christianisierung der Goten spielte. Wulfila, der selbst aus einer gotisch-kappadokischen Familie stammte, entwickelte für seine Übersetzung das gotische Alphabet, das auf dem griechischen Alphabet basiert und um einige lateinische und runische Zeichen ergänzt wurde.

Das primäre Ziel der gotischen Bibelübersetzung war die Verbreitung des christlichen Glaubens unter den Goten. Die literarische Produktion der Goten diente damit in erster Linie religiösen Zwecken. Die Bibelübersetzung ermöglichte es den Goten, die christliche Lehre in ihrer eigenen Sprache zu lesen und zu verstehen, was die Festigung des arianischen Christentums unter den westgotischen und ostgotischen Stämmen förderte. Trotz ihrer theologischen Ausrichtung stellt die gotische Bibelübersetzung einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der germanischen Literatur dar, da sie einen der frühesten Belege für eine germanische Schriftsprache liefert.

Die Wulfila-Bibel

Das zentrale Werk der gotischen Literatur ist die Bibelübersetzung von Wulfila. Diese Übersetzung ist jedoch nur fragmentarisch erhalten. Die bedeutendste Handschrift, die heute als Quelle für die gotische Bibelübersetzung dient, ist der sogenannte „Codex Argenteus“, eine Handschrift aus dem 6. Jahrhundert, die heute in Schweden aufbewahrt wird. Der Codex Argenteus enthält Teile der Evangelienübersetzung und zeichnet sich durch seine prächtige Gestaltung mit silbernen und goldenen Buchstaben auf purpurgefärbtem Pergament aus. Neben dem Codex Argenteus existieren weitere Fragmente der gotischen Bibelübersetzung, wie der „Codex Carolinus“, die jedoch nur bruchstückhafte Teile des Neuen Testaments überliefern.

Die Wulfila-Bibel zeigt eine bemerkenswerte Sprachkunst, da Wulfila nicht nur das griechische Original ins Gotische übersetzte, sondern auch neue Wörter und Begriffe schuf, um die christlichen Konzepte in der germanischen Sprache verständlich zu machen. Diese Bibelübersetzung ist daher nicht nur ein theologisches Werk, sondern auch ein linguistisch bedeutsames Dokument, das Einblicke in die Struktur und den Wortschatz der gotischen Sprache bietet.

Weitere Werke und Überlieferungen

Neben der Bibelübersetzung gibt es nur wenige weitere Überlieferungen gotischer Literatur. Einige rechtliche und historische Texte sind in gotischer Sprache überliefert, darunter das gotische „Skeireins“, eine Art Kommentar zum Johannesevangelium. Auch der gotische Kalender, der aus römischen und germanischen Einflüssen hervorging, stellt ein bedeutendes Fragment dar. Dennoch ist die Überlieferungslage der gotischen Literatur insgesamt sehr lückenhaft, was zum Teil auf die Zerstörung von Schriften und den Niedergang der gotischen Kultur nach der Integration in das Römische Reich zurückzuführen ist.

Die Bedeutung der gotischen Literatur wird jedoch nicht nur durch die Anzahl der überlieferten Werke bestimmt, sondern auch durch ihren Einfluss auf spätere germanische Literaturen und Sprachen. Das gotische Alphabet und die gotische Bibelübersetzung dienten als Vorbild für andere germanische Übersetzungen und zeigten, dass germanische Sprachen als Schriftsprache verwendet werden konnten. Zudem bot die Wulfila-Bibel wertvolle Einblicke in die Entwicklung der germanischen Sprachen, insbesondere durch den Vergleich mit anderen frühmittelalterlichen Übersetzungen der Bibel.

Rezeption und Nachwirkung

Die gotische Literatur, insbesondere die Wulfila-Bibel, hat bis in die Neuzeit hinein einen Einfluss auf die germanistische Forschung und die Erforschung der germanischen Sprachen ausgeübt. Sprachwissenschaftler des 19. und 20. Jahrhunderts erkannten den hohen Wert der gotischen Bibelübersetzung für das Verständnis der germanischen Sprachen und ihrer Entwicklung. Das Gotische bietet einen einzigartigen Einblick in den frühen Zustand der germanischen Sprachen, da es die älteste überlieferte germanische Schriftsprache darstellt.

Im Laufe des Mittelalters und der frühen Neuzeit geriet das Gotische jedoch zunehmend in Vergessenheit, da die gotischen Stämme nach ihrer Eingliederung in die römische Welt allmählich ihre eigene Sprache und Kultur verloren. Erst mit der Wiederentdeckung des Codex Argenteus im 16. Jahrhundert und den späteren philologischen Forschungen wurde die gotische Literatur wieder ins Bewusstsein der Wissenschaft gerückt.

Heute gilt die gotische Literatur als ein bedeutendes Zeugnis der kulturellen und sprachlichen Vielfalt der germanischen Völker in der Spätantike. Ihre Rezeption ist jedoch in erster Linie auf den Bereich der Sprachwissenschaft und der Geschichte des frühen Christentums beschränkt. Die gotische Bibelübersetzung bleibt das herausragendste Werk dieser Literaturtradition und ist zugleich ein Schlüsseltext für das Verständnis der frühen germanischen Literatur im Allgemeinen.

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