Die Geschichte der Europäischen Union (EU) umfasst die Entwicklung von der Nachkriegszeit bis zur heutigen politischen und wirtschaftlichen Union, die derzeit 27 Mitgliedstaaten umfasst.
Vorgeschichte
Die Wurzeln der Europäischen Union liegen im Bestreben, nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs Frieden und Stabilität in Europa zu sichern. Erste Ideen einer europäischen Integration wurden bereits während des Krieges formuliert.
Gründungsjahre (1951—1957)
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)
Am 18. April 1951 unterzeichneten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande den Vertrag von Paris, der zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl führte. Die EGKS nahm am 23. Juli 1952 ihre Arbeit auf und legte den Grundstein für die europäische Integration.
Römische Verträge und Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)
Am 25. März 1957 unterzeichneten die gleichen sechs Länder die Römischen Verträge, die zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) führten. Diese Verträge traten am 1. Januar 1958 in Kraft.
Erweiterung und Vertiefung (1958—1992)
Erste Erweiterungen
Die erste Erweiterung fand 1973 statt, als Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich der EWG beitraten. In den 1980er Jahren folgten Griechenland (1981) sowie Spanien und Portugal (1986).
Einheitliche Europäische Akte
Die Einheitliche Europäische Akte wurde 1986 unterzeichnet und trat 1987 in Kraft. Sie stellte den Binnenmarkt bis 1993 fertig und erweiterte die Zuständigkeiten der Gemeinschaft.
Vertrag von Maastricht und Gründung der EU (1992—2004)
Vertrag von Maastricht
Am 7. Februar 1992 wurde der Vertrag von Maastricht unterzeichnet, der am 1. November 1993 in Kraft trat und die Europäische Union in ihrer heutigen Form schuf. Er führte zur Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion und bereitete den Weg für den Euro.
Weitere Erweiterungen
1995 traten Österreich, Finnland und Schweden der EU bei. Der Vertrag von Amsterdam (1997) und der Vertrag von Nizza (2001) reformierten die institutionelle Struktur der EU.
Osterweiterung und Konsolidierung (2004—2020)
Osterweiterung
Am 1. Mai 2004 traten zehn neue Länder der EU bei, hauptsächlich aus Osteuropa: Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien sowie Malta und Zypern. 2007 folgten Bulgarien und Rumänien, und 2013 trat Kroatien bei.
Vertrag von Lissabon
Der Vertrag von Lissabon wurde 2007 unterzeichnet und trat am 1. Dezember 2009 in Kraft. Er reformierte die Institutionen der EU und erweiterte die Zuständigkeiten in Bereichen wie Justiz, Außenpolitik und Sicherheit.
Herausforderungen und aktuelle Entwicklungen (2020—heute)
Brexit
Am 23. Juni 2016 stimmte das Vereinigte Königreich in einem Referendum für den Austritt aus der EU. Der Brexit erfolgte offiziell am 31. Januar 2020.
COVID-19-Pandemie
Die COVID-19-Pandemie stellte die EU vor erhebliche Herausforderungen, insbesondere in den Bereichen Gesundheitspolitik und wirtschaftliche Erholung. Die EU reagierte mit einem umfangreichen Wiederaufbauplan, dem Next Generation EU.
Krieg in der Ukraine
Seit 2022 hat der Russische Überfall auf die Ukraine die EU vor neue sicherheitspolitische Herausforderungen gestellt und eine verstärkte Zusammenarbeit in Verteidigungsfragen ausgelöst.
Siehe auch
- Europäische Union
- Erweiterung der Europäischen Union
- Politisches System der Europäischen Union
- Vereinigtes Europa
Literatur
- Desmond Dinan: Europe Recast: A History of European Union. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2004, ISBN 1-4039-4020-X.
- Wilfried Loth: Die Gründung der Europäischen Gemeinschaften. Klett-Cotta, Stuttgart 1996, ISBN 3-608-91633-6.
- Alan S. Milward: The European Rescue of the Nation-State. Routledge, London 2000, ISBN 0-415-20583-5.