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Die germanische Altertumskunde ist eine Disziplin der Geschichtswissenschaft, die sich auf die Erforschung der materiellen Kultur, der Lebensweise und der sozialen Strukturen der germanischen Völker konzentriert. Diese Völker, darunter die Goten, Langobarden, Sueben und Vandalen, hinterließen ein reiches Erbe an Artefakten und Überresten, die von Archäologen und Historikern erforscht werden, um ein umfassendes Bild ihrer Geschichte zu zeichnen …


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Germanische Götter

Namentliche Darstellungen der germanischen Götter.

Die germanische Religion beschreibt die religiösen Vorstellungen, Kulte und Riten der germanischen Völker in der vorchristlichen Zeit. Sie war polytheistisch, naturverbunden und durch eine enge Verbindung zwischen Mensch, Natur und übernatürlichen Kräften geprägt. Diese Religion bestand bis zur allmählichen Christianisierung der germanischen Stämme, die je nach Region vom 4. bis ins 11. Jahrhundert andauerte. Die wichtigsten Quellen für die germanische Religion sind archäologische Funde, schriftliche Überlieferungen aus römischen und später mittelalterlichen Quellen sowie literarische Werke wie die altnordischen Eddas.

Götterwelt

Die germanische Religion umfasste eine Vielzahl von Göttern, Geistern und anderen übernatürlichen Wesen, die verschiedene Aspekte des Lebens, der Natur und des Schicksals repräsentierten. Die Götter wurden oft in zwei Gruppen unterteilt: die Asen und die Wanen. Die Asen standen in Verbindung mit Krieg, Macht und Herrschaft, während die Wanen mit Fruchtbarkeit, Wohlstand und Natur assoziiert wurden. Es gab auch lokale Götter und Geister, die eine wichtige Rolle im Alltag der Menschen spielten.

Wichtige Götter

  • Wodan (Odin): Wodan, auch Odin genannt, war einer der wichtigsten Götter und wurde als Gott des Krieges, der Weisheit und der Magie verehrt. Er war Herrscher über die Asen und wurde oft als der Allvater bezeichnet. Wodan galt auch als Gott der Toten, der die gefallenen Krieger in seine Halle, Walhall, aufnahm.
  • Donar (Thor): Donar war der Gott des Donners, des Wetters und des Schutzes. Er galt als mächtiger Beschützer der Menschen gegen die Riesen und trug den berühmten Hammer Mjölnir, mit dem er seine Feinde besiegte.
  • Frija (Frigg): Frija war die Gemahlin Wodans und wurde als Göttin der Ehe, der Mutterschaft und der Häuslichkeit verehrt. Sie war zudem eine Schicksalsweberin, die das Leben der Menschen beeinflussen konnte.
  • Tiwaz (Tyr): Tiwaz, auch Tyr genannt, war der Gott des Rechts und des Kampfes. Er war bekannt für seinen Mut, besonders durch die Opferung seiner Hand beim Fesseln des gefährlichen Fenriswolfs.
  • Freyja: Freyja war eine Göttin der Liebe, der Fruchtbarkeit und des Krieges. Sie gehörte zu den Wanen, wurde aber nach dem Frieden zwischen Asen und Wanen zu den Asen aufgenommen. Freyja war auch Herrscherin über die Seelen der Krieger, die im Kampf fielen, und nahm sie in ihr Reich Folkwang auf.

Naturverbundenheit und Jenseitsvorstellungen

Die germanische Religion war stark von der Natur geprägt. Heilige Orte waren oft natürliche Landschaften wie Wälder, Quellen und Berge. Die Germanen glaubten an die belebte Natur, in der Götter, Geister und Ahnen lebten. Neben den Göttern verehrten sie auch eine Vielzahl von Naturgeistern und Ahnen, die als Schutz- und Helferwesen angesehen wurden.

Die Jenseitsvorstellungen der Germanen waren vielfältig. Krieger, die im Kampf tapfer fielen, sollten nach Walhall, Wodans Halle, gelangen, wo sie sich auf den endgültigen Kampf beim Weltuntergang, Ragnarök, vorbereiteten. Andere Seelen sollten in die Totenwelt Hel gelangen, die von der gleichnamigen Göttin beherrscht wurde. Hel war ein eher neutraler Ort für die Verstorbenen, die eines natürlichen Todes gestorben waren.

Kulte und Rituale

Die religiösen Praktiken der Germanen wurden vor allem an heiligen Orten unter freiem Himmel durchgeführt. Tempel im klassischen Sinne waren selten, stattdessen versammelte man sich in heiligen Hainen oder an anderen Naturplätzen. Riten und Kulte spielten eine zentrale Rolle im Leben der Menschen und wurden oft von Priestern, den sogenannten Godan, geleitet.

Opferkult

Opfer waren ein wichtiger Bestandteil der germanischen Religion. Diese Opfergaben, die den Göttern dargebracht wurden, konnten aus Tieren, Lebensmitteln, Waffen oder wertvollen Gegenständen bestehen. Es gab auch Hinweise auf Menschenopfer, besonders in Krisenzeiten oder zu besonderen Anlässen. Blutopfer waren ein bedeutender Teil des religiösen Lebens und dienten dazu, die Götter zu ehren und ihren Schutz für die Gemeinschaft zu erbitten.

Feste und Feiertage

Die Germanen feierten zahlreiche Feste, die meist an den natürlichen Jahreszyklus gebunden waren. Ein bedeutendes Fest war das Julfest, das zur Wintersonnenwende stattfand und den Übergang von der dunklen zur hellen Jahreszeit markierte. Zu diesen Festen wurden große Opferzeremonien abgehalten, und die Gemeinschaft kam zusammen, um zu feiern und den Göttern zu danken.

Quellenlage

Das Wissen über die germanische Religion stammt aus verschiedenen Quellen. Einerseits gibt es Berichte von römischen Historikern wie Tacitus, der in seinem Werk „Germania“ die religiösen Praktiken der Germanen beschreibt. Andererseits liefern archäologische Funde, wie Waffen, Schmuck und Überreste von Opfergaben, wichtige Hinweise auf den germanischen Glauben. Auch die mittelalterliche Literatur, insbesondere die altnordischen Eddas, gibt Einblicke in die Mythen und Götterwelt der Germanen, obwohl sie zu einem späteren Zeitpunkt niedergeschrieben wurden und möglicherweise christliche Einflüsse aufweisen.

Christianisierung

Die Christianisierung der germanischen Völker begann im 4. Jahrhundert und setzte sich bis ins 11. Jahrhundert fort. Die Franken, Sachsen, Langobarden und andere Stämme wurden nach und nach zum Christentum bekehrt, wobei der Prozess der Bekehrung unterschiedlich schnell und oft mit politischem Druck verbunden war. In Skandinavien, insbesondere in Norwegen und Schweden, hielt sich die heidnische Religion am längsten, bis sie im 11. Jahrhundert weitgehend verdrängt wurde.

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