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Französischer Revolutionskrieg. Dieser Krieg, welchen die Menschheit neun Jahr lang beseufzte, ist in den Annalen der Welt fast nicht minder merkwürdig, als die Begebenheit, die ihn veranlaßt hat. Zu welcher Wuth ein Kampf sich erhitzt, wenn Meinungen und Vorurtheile ihn entzünden und anfachen, das hatten schon so manche Religionskriege, die fürchterlichste Geißel der Welt, gelehrt; aber der Freiheitskrieg, ein seit Jahrhunderten nicht gesehenes Schauspiel, bot Scenen dar, deren Neuheit in unsern Tagen den Glauben an Wunder zu rechtfertigen schien. Schnell zusammengeraffte, in tumultuarischer Eil geübte, an keine Ordnung und Disciplin gewöhnte, durch Gewalt und Todesschrecken zusammengetriebene Heere, Neulinge, vom Pfluge und von der Werkstätte weggerissen und mit alten Truppen vermischt, besiegen die geübtesten, mit Schlacht und Sieg vertrautesten Legionen, spotten ihrer Taktik, erstürmen ihre Schanzen, bezwingen die festesten Plätze, überfluthen sichre und wohlvertheidigte Länder, und begraben ihre [230] Verfassungen unter Ruinen. Männer ohne Bildung winden sich aus dem Staube empor, entwickeln die seltensten Talente des Feldherrn, des Taktikers, messen sich mit den grauen Zöglingen Friedrichs II. und Laudons, und machen die Lorbeern derselben welken. Die Ursachen, die uns das Räthsel dieser unerhörten Ereignisse gewisser Maßen aufklären, sind wohl in folgendem zu suchen: Der Geist der Französischen Nation; ihr schwärmerischer Eifer für das Neue; ihre Gewandheit es sich anzueignen; ihre Anlage zu militärischen Uebungen und Gymnastik; ihr Ehrgefühl; der feste, auf Thatsachen der ältesten und neuesten Zeit gestützte Glaube an die Unüberwindlichkeit eines Volkes, welches für seine Freiheit kämpft; ferner, eine Regierung, die sich alle Mittel erlaubt, deren Terrorismus den Feigen zwischen die Guillotine und die Kanonenmündung stellt, die keine Menschen und kein Geld schont, weil der abgestorbene Stamm der Industrie ihr genug überflüssige Arme, und die Assignatenfabrik ergiebige Hülfsquellen anbieten, weil sie mit den Capitalen einer plötzlich bereicherten Nation gegen sparsame und vorsichtige Regierungen kriegt, denen ein erschöpfter Schatz, armselige Kriegssteuern und Reductionen nur mäßige Hülfsmittel gewähren; Befehlshaber, die sich über hergebrachte Formalitäten, über die Conventionen des Völkerrechts, vielleicht auch über heilige Verträge wegsetzen, und das Bedürfniß zum ersten Gesetze machen, die kühne, zusammenhängende Plane nicht stückweise sondern im Ganzen empfangen, und die Lehren einer neuen Kriegskunst ohne zaghafte Bedenklichkeit ausüben. Man nehme hierzu noch die Ueberlegenheit der Menschenzahl, den Vortheil des Angriffs, meistens auf feindlichem Boden, das gleich harte Schicksal für den Ausreißer wie für den Gefangnen, die Verantwortlichkeit der Feldherren, die strenge Kriegszucht im Felde, und dann mitten unter dem steten Wechsel der herrschenden Parteien in Paris einen ungeschwächten Abscheu gegen fremde Einmischung, allgemeine Empörung bei dem Gedanken einer Theilung, wovon Pohlen das frische Beispiel gab, unanslöschlichen Haß gegen die Regierung bei der Hauptmasse der Nation, also bei 9/10 der Armee, endlich, im Anfange des Kriegs, den Freiheitstaumel bethörter Völker, der den Franken überall gleichsam entgegenkommt und Thore öffnet, Fanatismus, Habgier, ferner Uneinigkeit, widersprechende [231] Plane, Spaltungen, getheiltes Interesse der Alliirten – man erwäge dieses alles mit nüchternem Geiste, und frage sich, ob man die Großthaten der Neufranken noch außer dem Laufe der Natur erblickt. Dieß als Einleitung zu dem kurzen Abrisse der Kriegsbegebenheiten selbst.

Den ersten Anlaß zum Kriege gaben bekannter Maßen theils die Beeinträchtigungen einiger Deutschen Fürsten und die traurige Lage Ludwigs XVI., theils die Convention von Pilnitz (1791) und die vom Deutschen Kaiser nicht mit Nachdruck verhinderten Rüstungen der Ausgewanderten. Die 2te National-Versammlung zog die Güter der Emigranten ein (1792, d. 9. Febr.), als sie auf Ludwigs wiederhohlte Aufforderungen nicht zurückkamen. Nun handeln sie offenbarer. Oesterreich verbindet sich mit Preußen. Die Erklärung Leopolds II. (d. 18. Febr.) kündigt den Jacobinern und der herrschenden Partei den Krieg an, und diese nöthigt den König zu einer förmlichen Kriegserklärung (d. 20. Apr.). Der Kaiser Franz II., der König von Preußen Friedrich Wilhelm II., der Landgraf von Hessen-Cassel, die drei geistlichen Churfürsten und die ausgewanderten Prinzen besprechen sich zu Mainz d. 9. Juli. Das bekannte Manifest des Herzogs von Braunschweig (d. 27. Juli) geht seinem Eintritte in Frankreich unmittelbar vorher und setzt alles in Flammen. Die Deutschen Heere dringen über Luxenburg in Lothringen ein, d. 19. August, erobern d. 23. Longwy, und d. 2. Sept. Verdün. La Fayette verläßt die Armee d. 3-4. Septemb. und Dümouriez ist sein Nachfolger, dem nach der Schlacht bei Grandpreʼ (d. 14. Sept.) Kellermann zu Hülfe eilt. Kanonade bei Valmy d. 20. Septem., worauf die Preußen schnell zurückmarschiren. Indeß erobert Montesquieu Chambery in Savoyen d. 23. Sept. und Anselme Nizza d. 28. Cüstine thut einen Einfall in Deutschland, und nimmt d. 21. Octob. Mainz weg. Dümouriez gewinnt die große Schlacht bei Jemappe d. 6. Novemb. gegen den Herzog Albert von Sachsen-Teschen. Das Resultat dieses ersten Feldzugs war also, daß die Heere der Coalirten aus Frankreich zurückgetrieben, Savoyen erobert und als ein neues Departement (Mont-Blanc), Nizza aber als ein Theil der Seealpen Frankreich einverleibt [232] wurden, daß Oesterreich Belgien, und das Deutsche Reich das linke Rheinufer bis Bingen verlor.

Der 2te Feldzug begann unter glücklichen Auspicien für Frankreich, war aber im Ganzen einer der unglücklichsten. Seine Feinde waren außer Oesterreich, Preußen, Hessen und Sardinien noch Großbritannien seit d. 1. Febr. (s. Brissot) und der Erb-Statthalter der vereinigten Niederlande, Spanien, Portugal und das Deutsche Reich (d. 22. März), Neapel und alle übrige nicht republikanische Staaten Italiens (seit d. Sept.). Rußland nahm nur durch drohende Manifeste und durch eine Escadre, die in der Nordsee kreuzte, an der Coalition Antheil. Aber der Bürgerkrieg, welcher im März in der Vendeʼe ausbrach, und der Föderalismus (vom Ende Maiʼs an) zerriß Frankreich in seinem Innern. Die Hauptereignisse des 1793. Jahres sind: die Einnahme von Breda (d. 25. Febr.) durch Dümouriez; die Schlacht bei Neerwinden (d. 12. März), wo Dümouriez von dem F. M. P. von Coburg geschlagen wird; Mainz wird d. 22. Juli vom König von Preußen erobert; Valenciennes ergiebt sich d. 27. Juli an Prinz Coburg und Herzog von York; Eroberung von Lyon d. 9. Sebt. durch Gen-Doppet (s. Lyon); Ueberwältigung der Französischen Linien an der Lauter, den 13. Octob, durch den Herzog von Braunschweig und Gen. Wurmser; Schlacht bei Wattigny, d. 15 – 16. Oct. Jourdan siegt über Coburg; Bombardement von Landau, d. 28 – 31. Oct., dirigirt von dem Kronprinzen (jetzigen König) von Preußen; Dümouriez erobert Toulon, die Englische Flotte wird zum Theil verbrannt, d. 19. Decemb.; Ueberwältigung der Oesterreichischen Linien an der Motter durch Hoche und Pichegrü, d. 22. Dec.; dieselben entsetzen Landau d. 28. Dec.; glückliche Schlachten gegen die Vendeʼer bei Mans, d. 12. Dec., und bei Savonay, unter dem Gen. Marceaus. Resultat des Feldzugs 1793: Frankreich verliert ganz Belgien und seine 3 Festungen Valenciennes, le Quesnoy und Condeʼ an Oesterreich, Mainz an Preußen, einen großen Theil der Ost-Pyrenäen und die Festungen Colioure und Bellegarde an Spanien (d. 17. Juli etc.), an Großbritannien Pondychery in Ostindien, Tabago in Westindien und die Inseln Miquelon und St. Pierre bei Terre [233] Neuve. Sein ganzer Gewinn ist also das Bisthum Basel, welches den 23. März Frankreich einverleibt wird.

1794. Frankreichs Feinde waren im J. 1794 die alten; nur der Föderalismus wird gedämpft, aber an beiden Ufern der Loire treten die Chouans als furchtbarere Feinde auf. – Unter den Kriegsereignissen dieses Feldzugs sind die merkwürdigsten: Schlacht bei Landrecies, d. 26. Apr., wo Kaiser Franz II. siegt. Schlacht bei Tournay, wo Pichegrü siegt, d. 12. Mai. Seeschlacht bei Quessant, Lord Howe schlägt den Französ. Admiral Villaret-Joyense, d. 1. Juni. Große Schlacht bei Fleurus, Jourdan siegt über Coburg. Scherer nimmt Valenciennes wieder ein, d. 27. Aug., und Dümouriez die Festung Bellegarde. d. 18. Sept., so daß nun der Französ. Boden von allen auswärtigen Feinden gesäubert ist. Jourdan zieht in Cölln (d. 6. Octob.) und Pichegrü in Herzogenbusch (d. 10. Oct.) ein; Kleber erobert Mastricht d. 4. Novemb.; die Franken gehen unter Pichegrü über die Maaß und Waal, d. 27. Dec. und fallen in Holland ein. – Das Resultat des Feldzugs 1794 ist: Frankreichs Eroberungen: a) die Festungen im Norden, ganz Belgien, ausgenommen Luxenburg, b) das ganze linke Rheinufer, außer Mainz. c) In Piemont: der große und kleine Bernhardsberg, der Berg Cenis, der Col de Trude, Oneglia, die Seeküste von Genua bis Final und Valdo. Gegen Spanien: die 2 Festungen Calioure und Bellegarde, ein Theil von Catalonien, ein Stück von Navarra und von Biscaya. Frankreich hat verloren an England: Corsika; in Westindien: Martinique, St. Lucia, einen Theil von St. Domingne.

1795. Das 1795. Jahr wird schon merk würdiger für die Politik als für die Kriegsgeschichte. Der Friede mit Toskana, d. 9. Febr. geschlossen, war der erste Beweis, daß die Franken seit der Mitte des Jahres 1794 zu gemäßigtern Gesinnungen zurückkehren. Ihm folgt d. 5. Apr. der wichtige Friede mit Preußen, zu Basel geschlossen, kraft dessen die Preußischen Lande am linken Rheinufer von den Preußen besetzt bleiben, und bis zum allgemeinen Frieden nichts darüber verfügt werden soll. Convention mit Preußen über eine Neutralitätslinie, d. 17. Mai; Schutz- und Trutzbündniß der Fränkischen und Batavischen Republiken, im Haag geschlossen d. 16. Mai; Frankreich erhält das Holländische [234] Flandern, Mastricht, Venloo und was dazu gehört, die Holländischen Besitzungen, südlich von Venloo, auf beiden Ufern der Maas, deßgleichen das ausschließende Recht, Besatzung in Vlissingen zu halten, und den gemeinschaftlichen Gebrauch des dasigen Hafens; ferner das Besatzungsrecht in Herzogenbusch, Grave, Bergopzom, im Fall eines feindlichen Angriffs von Seeland und vom Rhein her; dazu noch 100 Mill. Holl. Gulden. Dagegen verspricht Frankreich im allgemeinen Frieden der Batavischen Republik einen vollkommnen Ersatz für diese abgetretene Ländereien zu verschaffen, auch sie in alle Separatfriedensschlüsse mit den coalirten Mächten einzuschließen. – Den 22. Juli wurde der Friede zwischen Spanien und der Frankischen Republik unter nachstehenden Bedingungen abgeschlossen: Frankreich erhielt die Spanische Hälfte von St. Domingne oder Hispannola. Die noch unbestimmten Grenzen in Europa sollten nach den Spitzen der Berge bestimmt werden, auf welchen die Flüsse entspringen, die Frankreich oder Spanien durchströmen. – Friede mit Hessen-Cassel, zu Basel d. 28. Aug. abgeschlossen: Hessen verspricht den Subsidientractat mit Großbritannien nicht zu erneuern. Die Franken bleiben im Besitz von St. Goar, Rheinfels und der Hessischen Lande am linken Rheinufer bis zum Definitivfrieden mit dem Deutschen Reiche. Frankreich hat nun Nenn neue Departements; aber es bekommt in diesem Jahre neue Feinde in Italien, nehmlich den Papst, den König beider Sicilien und die Herzoge von Parma und von Modena. – Das Resultat des Kriegs 1795 – zu dessen vorzüglichern Ereignissen außerdem auch noch der Uebergang Pichegrüʼs über den gefrornen Leck und sein Einzug in Amsterdam (d. 19. Jan.); ferner die gänzliche Niederlage und Gefangennehmung eines Corps Emigranten, d. 21. Juli, durch la Hoche ausgeführt; Pichegrüʼs Eroberung von Manheim, den 20. Sept. und dessen Wiedereroberung durch Wurmser, d. 21. Novemb. gehören, ingleichen daß die Fränkischen Linien vor Mainz von Clairfait d. 29. Octob. überwältigt und gesprengt werden – besteht darin: die Franken haben Luxenburg (d. 1. Juni) und Düseldorf (d. 6. Sept.) durch Jourdan erobert, nebst einen Theil von Jülich bis an die Wipper, dagegen das linke Rheinufer oberhalb Speier verloren. Ihre Alliirte, die Batavische [235] Republik, hat das Cap d. 16. Sept. und die Insel Ceylon und dabei ihren Handel eingebüßt. Alles ist in den Händen der Engländer.

Das 1796. Jahr, das 5te des Revolutionskrieges, zeichnet sich eben so sehr durch politische Verhandlungen, als durch große Kriegsereignisse, obwohl auf einem andern Schauplatze, aus. Es entstehen neue Freistaaten, die sich an die Fränkische Republik anlehnen. Ein junger Held, aus Corsica, hebt sich und verdunkelt alle seine Vorgänger. – Wir fangen mit den politischen Veränderungen an: Durch den Waffenstillstand mit Sardinien (d. 28. Apr.) werden die Festungen Coni, Ceva und Tortona an Frankreich abgetreten, und durch den d. 15. Mai darauf abgeschloßnen Frieden erhält Frankreich noch Savoyen (nun das Departement des Mont-Blanc genannt), die Grafschaften Nizza und Tende, oder das neue Departement der Seealpen. Die Festungswerke von Suza und la Brünette sollen geschleift werden, und die Franken stets freien Durchzug durch Piemont nach Italien haben. Der Waffenstillstand mit Parma wird vom Herzog durch 2 Mill. Livres (d. 6. Mai), so wie der Waffenstillstand mit Modena vom Herzog durch 1½ Mill. Livres an barem Gelde, 2½ Mill. an Mundvorräthen und 20 Gemählde erkauft (d. 30. Mai). Neapel erhielt ihn ohne Opfer d. 5. Juni. Desto theurer bezahlt ihn das Oberhaupt der Christenheit. Der Preis besteht in 15½ Mill. an barem Gelde, 5½ Mill. an Lebensmitteln, 100 Gemählden und Bildsäulen, 500 Handschriften. Alle päpstliche Häfen sollen den Feinden Frankreichs verschlossen, dieses aber im Besitz des Hafens und der Citadelle von Ancona bleiben. Der Waffenstillstand mit Modena wird schon d. 8. Octob. durch eine Proclamation des Gen. Buonaparte gebrochen, den folgenden Tag aber eine Convention mit Genua abgeschlossen, kraft dessen die Republik den Engländern ihre Häfen versperrt, und den Franken, außer einem Darlehn von 2 Mill. ohne Interessen, noch ein Geschenk von eben so viel Millionen macht. Der Friede mit Neapel, d. 10. Octob. zu Paris geschlossen, ist ein Allianztractat ohne sehr lästige Bedingungen. Der eben daselbst, d. 5. Novemb., zu Stande gekommene Friede mit Parma betrifft fast bloß den gegenseitigen Handel. Auch mit dem Deutschen Reiche kamen in diesem Jahre 3 Waffenstillstände und 2 [236] förmliche Friedensschlüsse zu Stande: nehmlich mit Würtemberg, a) Waffenstillstand den 17. Juli: der Herzog bezahlt 4 Mill Livres, außer andern durch einen besondern Vertrag bedungenen Leistungen; b) Friedensschluß d. 7. August zu Paris, wodurch Mümpelgard, Hericourt u. a. Orte der Fränkischen Republik einverleibt werden. – Mit Baden Baden. a) Waffenstillstand d. 25. Juli. Der Markgraf liefert 2 Mill. Livres, 1000 Pferde, 500 Ochsen, 125,000 Ctnr. Getreide. In dem b) kurz darauf, d. 22. Aug., erfolgten Frieden tritt er noch überdieß die Grafschaft Sponheim nebst sechs andern Districten, alle Rheininseln, Zollfreiheit auf dem Rheine und 36 Fuß Breite am Rheinufer für die Französischen Schiffzieher ab. Der Schwäbische Kreis erkauft d. 28. Juli einen Waffenstillstand mit 12 Millionen Livres und 8000 Pferden. Die Neutralitätslinie wird durch einen Vertrag mit Preußen d. 5. Aug. festgesetzt. Dem Fränkischen Kreise wird der Waffenstillstand d. 7. Aug. gegen 6 Mill. Livres an barer Münze und 2 Mill. in Naturallieferungen zugestanden. Mit Spanien wird d. 19. Aug. eine Offensiv- und Defensivallianz abgeschlossen. Der Waffenstillstand mit Bayern (d. 7. Septemb.) kostet diesem 10 Mill. Livres, 20 Gemählde, 100,000 Paar Schuhe, 30,000 Ell feines Tuch u. s. w. – Wir kommen zu den kriegerischen Vorfällen des Jahres 1796. Die Vendeʼer und die Chouans werden im März d. J. gänzlich besiegt und unterwerfen sich. Buonaparte wird der Held Italiens, Moreau und Jourdan das Schrecken Deutschlands. Der erste gewinnt 3 große Schlachten, d. 12. Apr. bei Montenotte gegen Argenteau, d. 14. bei Millesimo gegen Beaulieu, d. 10. Mai bei Lodi gegen eben denselben, und zieht d. 14. Mai als Sieger in Mailand ein. Hierauf folgen die Eroberungen von Bologna, Ferrara, Modena d. 19. Juni, die Einnahme von Livorno d. 28. Indeß geht Moreau bei Kehl über den Rhein, und Jourdan nimmt Frankfurt ein, d. 14. Juli. Große Schlacht bei Lonada und Castiglione, d. 3–5. August, Wurmser wird von Buonaparte überwunden. Seeschlacht in der Bay Saldanha am Vorgebirge der guten Hoffnung, der Engl. Admiral Elphingstone erobert die ganze Holländische Flotte unter Adm. Lucas. Moreau geht über den Lech und besiegt La Tour bei Friedberg, [237] d. 24. Aug. Schlacht bei Würzburg, d. 3. Sept. Jourdan wird vom Erzherzog Carl geschlagen. Moreau ersicht dagegen einen Sieg bei Biberach, d. 2. Octob. Buonaparte gewinnt die Hauptschlacht bei Arcole d. 15. Novemb., und eine Französische Flotte unter Morard de Galles und Hocheʼs Befehlen läuft den 16. Decemb. aus Brest aus, um eine Landung in Irland zu versuchen. – Resultate des 5. Feldzugs: Am Rheine ist alles auf dem Fuße, wie es im Anfange des Jahrs war. In Italien haben die Franken fast alle festen Plätze, außer Mantua, gegen Norden Tirol bis über Trento hinauf, einen Theil des Venetianischen Gebiets bis an die Piare, südlich alles Land bis an Romagna. Corsika ist wieder erobert (d. 18. Oct.). Eine neue Republik, die Cispadanische, hat sich unter dem schöpferischen Einflusse der Franken gebildet. Die Transpadanische Republik erwartet nur die Proclamation der Franzosen, um als leuchtendes Meteor in den Reihen der Freistaaten aufzusteigen. Die Batavische Republik hat in Indien die Molukken, in Amerika Demenaar und Essequebo verloren. Im Laufe des folgenden 1797. Jahres werden die politischen Verhandlungen unmittelbarer durch den Kriegslauf bestimmt, wir werden also den letztern zuerst angeben. Kehl wird d. 9. Januar von dem Erzherz. Carl eingenommen. Buonaparte gewinnt, nach dem Siege bei Alvinzy, d. 16. Jan. die Schlacht bei San Giacomo, hält d. 2. Febr. seinen Einzug in Mantua, siegt d. 16. März zum ersten Mahle über den Erzherz. Carl an dem Tagliamento, und nimmt darauf Gradiska, Triest, Brixen, Klagenfurt, Laybach, und d. 8. April Grätz ein. Auch Hoche siegt (d. 18. Apr.) bei Neuwied, und Moreau d. 20. bei Diersheim. Buonaparte erläßt den 3. Mai ein gewaltiges Manifest gegen die Venetianische Regierung. Eine Revolution bricht aus; die alte Aristokratie wird in eine Demokratie umgewandelt (d. 12.), und den 16. Mai zieht Buonaparte siegreich in Venedig ein. Zur See mußten die Bundesgenossen Frankreichs ihr Glück theuer bezahlen. Die Spanische Flotte unter Langara wird d. 14. Febr. von dem Admir. Jervis, und die Bataviche Flotte unter de Winters Befehlen bei Egmond op Zee d. 11. Octob. vom Admir. Duncan geschlagen – Resultate dieses Feldzugs: Die Italiänische [238] Armee unter Buonaparte hat das Friaul, Krain, Kärnthen, Triest und 2/3 von Steiermark besetzt; ihr Vortrab steht bei Leoben. 9 Stationen von Wien – Spanien hat die Insel Trinidad an England verloren. – Politische Ereignisse: Der Waffenstillstand mit dem Papst wird d. 1. Febr. wegen der Ermordung des Französischen Geschäftsträgers, Basseville, gebrochen. Der heil. Vater bittet um Frieden und erhält und unterzeichnet ihn d. 19. Febr. zu Tolentino: er tritt die Landschaften Avignon und Venaissin ab; auch entsagt er den Legationen Ferrara, Bologna und Romagna; ferner zahlt er als Rückstand 10 Mill. Livres an Gelde, 5 Mill. Livres an Kostbarkeiten, Antiken, Kunstsachen; er mißbilligt feierlich Bassevilleʼs Ermordung, läßt den beleidigten Personen 300,000 Livres auszahlen, und setzt alle seine wegen politischer Meinungen eingekerkerten Unterthanen in Freiheit. – Waffenstillstand mit Oesterreich, d. 7 – 13. April, und Friedenspräliminarien auf dem Schloß Eckenwald bei Leoben, d. 18. April unterzeichnet: Oesterreich tritt nun feierlich die Niederlande ab welche bereits d. 1 Oct. 1795 Frankreich einverleibt worden waren; es erkennt die neue Cisalpinische Republik und die durch Decrete des Convents festgesetzten Grenzen an; Belgien mit den von der Batavischen Republik abgetretenen Ländereien, dem Bisthum Lüttich und 2 Abteien (Stablo und Malmedy) macht nun 9 Departements zusammen aus. (M. s. deren Eintheilung unter dem Art. Niederlande, 3. Th. p. 260.) – Revolution in Genua, d. 22. Mai; die eine Ligurische Republik wird auf demokratischen Fuß organisirt durch die Convention von Monte Bello, d. 6. Juni. Eine ähnliche Revolution gährt in Graubünden. – Der Friede mit Portugal, d. 10. August zu Paris unterzeichnet, wird von dem Lissaboner Hofe nicht ratificirt und von dem Französischen Directorium d. 26. Octob. für null und nichtig erklärt. Die Valtelline wird d. 22. Octob. der Cisalpinischen Republik einverleibt. – Friede mit Oesterreich, geschlossen d. 17 Oct. zu Campo Formio bei Udine: Frankreich erhält Belgien und die Lombardei, woraus bereits die Cisalpinische Republik entsprossen war, ferner die Venetianischen Inseln Corfu, Zante, Cefallonia, Sta. Maura, Cerigo, [239] ferner Butrinto, Larta und alle Venetianische Besitzungen in Albanien unter dem Golfo Ladrino. Oesterreich behält Venedig, Vicenza, Padua, die Lagunen, Istrien, Dalmatien, die Inseln des Adriatischen Meerbusens, die Lande zwischen Oesterreich und diesem Golso etc. Oesterreich erkennt ferner die neue Cisalpinische Republik an, welche Mailand, Mantua, Bergamo, den südlichen und westlichen Theil der ehemahligen Republik Venedig, ferner Modena, Massa, Carrara, Bologna, Ferrara und Romagna begreifen soll. Dem Herzog von Modena tritt es zur Entschädigung das Breisgau ab. Es wird ausgemacht, daß innerhalb eines Monaths ein Congreß in Rastadt eröffnet werden solle. – Von den fruchtlosen Verhandlungen und dem traurigen Ausgange dieses Congresses sehe man den Art. Rastadt.

Das folgende Jahr, 1798, war reich an neuen Republiken und Abenteuern aller Art. Zu Ende des vorigen Jahres war der Französische General Düphot in einem Volksausruhr zu Rom (d. 28. Dec.) ermordet worden. Dieser Mord war genug, um den Frieden mit dem Papste zu brechen. Berthier zieht gegen Rom. Der Papst flüchtet sich nach Siena. Rom wird eine Republik, d. 10. Febr. Die Regierung wird 5 Consuln, 72 Tribunen und einem Senate von 36 Gliedern übergeben. Die Französischen Truppen bleiben in Rom. Benevent wird an Neapel verkauft, die Güter der Römischen Geistlichkeit werden secularisirt, und die Masse des Papiergeldes vermindert. – Den 18. Januar nahmen die Oesterreicher Venedig in Besitz. Die Batavische Republik wird auch neu organisirt. Sie erhält 8 Departementer, welche eine Bevölkerung von 2 Millionen in sich fassen; 2 Kammern, eine von 60, die zweite von 30 Gliedern, machen das gesetzgebende Corps aus; und ein Directorium von 5 Gliedern versieht die vollziehende Gewalt. – Auch Helvetien wird eine repräsentative Republik; die Französische Partei findet aber heftigen Widerstand. – Die Engländer wollen in Ostende landen; diese Unternehmung scheitert gänzlich. Ostende wird bombardirt, aber Beguinot schlägt die Britten und macht 1400 Gefangene. – Ein größeres Abenteuer beschäftigt bald die Aufmerksamkeit Europens und der Morgenländer. Die Französische Flotte stark bemannt und von Buonaparte angeführt, läuft d. 22. Mai von Toulon aus, erobert Maltha, d. 12. Juni, landet in [240] Egypten d. 29. Buonaparte nimmt den 1. Juli Alexandrien und den 23. Catro ein; aber die Französische Flotte, unter Brüeyeʼs Befehlen, wird von Nelson in der Vay von Abukir angegriffen und geschlagen (d. 1 – 3. August); 11 Schiffe werden theils zerstört, theils weggenommen. Auf dem festen Lande bleibt das Kriegsglück den Franken treu, und Egypten wird municipalisirt. – Indeß formt Gen. Brüne die Cisalpinische Republik gänzlich um. Der große Rath wird auf 80, und der Rath der Alten auf 40 Glieder gesetzt. – Die Franzosen brechen, unter dem Vorwande einer entdeckten feindseligen Correspondenz, mit dem König von Sardinien, und bemächtigen sich der Citadelle von Turin. – Ihre Landungsversuche an Irlands Küste (im August und Oct.) schlagen fehl. – Eine Russische Flotte von 12 Schiffen geht d. 1. Septemb. aus dem schwarzen Meere in den Archipel, verbindet sich mit der Türkischen, und nimmt einige Inseln weg. Paul I. erklärt sich feierlich zum Großmeister von Maltha, und will nun durch den fürchterlichen Länderbezwinger Suwarow die Ehre der Monarchen rächen. Auch die hohe Pforte kündigt den Franken Krieg an, so sehr sie selbst von Paswan Oglu bedrängt wird. – Ein Neapolitanisches Heer fällt d. 23. Novemb. in die Römische Republik ein, und beginnt die Feindseligkeiten gegen die Franken in Italien. Es erobert Rom d. 29. Novemb., vereinigt sich mit den Engländern, und die vereinten Truppen nehmen d. 28. Civita Vecchia und Livorno ein. Frankreich erklärt nun erst den Königen von Sicilien und Sardinien den Krieg. –

Nur der Anfang des 1799. Jahres war für Frankreich noch etwas günstig; in der Folge verbarg sich ihnen bis gegen das Ende das Kriegsglück gänzlich. Sie hatten eine Menge neuer, frischer, sieggewohnter Feinde zu bekämpfen; ihre Heere waren geschmolzen, ihre Finanzen erschöpft, ihre Truppen zerstreut; der Vortheil des Angriffs war ihnen entrissen; ihr größter Feldherr war in Egypten; Mangel und Noth drückt sie danieder. Doch wir wollen den Verlauf dieses thatenreichen Jahres durch kurze chronologische Angaben der merkwürdigsten Ereignisse überblicken: – Die Schlacht am Volturno (d. 6–8. Jan.), wo die Franken siegen, bringt d. 10. einen [241] Waffenstillstand mit Neapel zuwege, der aber einen Aufruhr des Pöbels in der Hauptstadt Neapel erregt. – Der General Mack ergiebt sich den Franzosen, Die Lazaronʼs greifen die Franzosen wüthend an, werden aber von Championet geschlagen. Der Sieger zieht den 22. Jan. in Neapel ein, und proclamirt schon d. 25. die neue Parthenopische Republik. – Die Veste Ehrenbreitstein, mitten im Frieden von den Franken blockirt, ergiebt sich endlich d. 27. Januar. Im Februar werden die Staaten des Königs von Sardinien republikanisirt. Jourdan geht d. 1. März bei Kehl über den Rhein, um das Deutsche Reich zu zwingen, sich dem Einmarsch der Russen, den schon vorläufig am 2. Jan. die Französischen Gesandten zu Rastadt für einen Friedensbruch erklärt hatten, zu widersetzen. Corfu wird von den Russen und Türken erobert. Den 2. März ergiebt sich Mannheim an den Gen. Ney. – Der Gesandte der Französischen Republik zu Regensburg, Bacher, erhält vom Erzherzog Carl Befehl abzureisen. Dessen ungeachtet erklären die Französischen Botschafter in Rastadt die Conferenzen mit dem Reiche keinesweges für geendigt. Jourdan kündigt hingegen den Waffenstillstand mit Oesterreich auf (d. 20. März). Den 21. erfolgt die Schlacht bei Biberach und Pfullendorf, wo sich die Franken überwunden nach Stockach zurückziehen; und den 24–25 wird die mörderische Schlacht bei Tuttlingen geliefert, wo 2 Oesterreichische Feldherren bleiben Nach mehrern blutigen Schlachten werden (d. 28.) die Franzosen aus Tyrol vertrieben. Kray schlägt sie zum 2ten Mahle bei Verona (d. 5. Apr.). Die Russen rücken endlich d. 7. April in Italien ein, und den 14. erscheint Suwarow in Verona. – In Rastadt bricht der kaiserliche Gesande die Unterhandlungen völlig ab; allein die Französischen Gesandten bestehen darauf, sie mit dem Deutschen Reiche fortsetzen zu wollen. Sie reisen endlich, ohne sicheres Geleite zu empfangen, d. 28. Apr. Abends aus Rastadt ab, und werden vor den Thoren der Stadt von Szekler Hußaren angefallen und zusammengehauen; nur Einer rettet das Leben. Doch macht der Vorfall wenig Eindruck. – Inzwischen läuft eine Flotte von 25 Schiffen, mit 25,000 Mann bewaffnet, von Brest aus, um Irland zu revolutioniren. Nach mehrern Schlachten und Eroberungen schlägt Suwarow [242] den Moreau bei Valence (d. 12. Mai). Gen. Hotze erobert den Luciensteig, und nimmt 3000 Franken gefangen (d. 14. Mai), bis er endlich am 27. sich mit dem Erzherzog Carl vereinigt, indessen die Franzosen und Cisalpiner die Citadelle von Mailand (d. 22.) räumen. Buonaparte belagert indeß in Syrien St. Jean dʼAcre, welches Sir Sidney Smith von der Seeseite vertheidigt. – Suwarow, nachdem er bereits in Turin eingezogen war, besiegt den aus Rom zurückziehenden Macdonald (mit 10,000 Mann) an der Trebia und bei Piacenza, d. 19. Juni. Die Turiner Citadelle ergiebt sich den Russen und Oesterreichern; und Moreau, der eben zu Macdonald stoßen will, wird bei San Giuliano von Suwarow besiegt. Bologna ergiebt sich den Alliirten; ganz Italien ist im Aufstande gegen die überwundenen Franzosen. Diese verlassen Florenz, d. 5–7. Juli, räumen Livorno d. 16. und Lucca d. 18. Juli. Die Citadelle von Alessandria wird von dem Oesterreichischen General Bellegarde eingenommen d. 21. Juli. Mantua ergiebt sich durch Capitulation an den F. Z. M. Kray d. 28. Juli. Die Cisalpinische, eine und untheilbare Republik zerfällt in ihre alten Bestandtheile. Von Paul I. erfolgt d. 15/26 Juli die Kriegserklärung gegen Spanien, und von Spanien das Gegenmanifest d. 9. Sept. – Niederlage der Türken bei Abukir d. 25. Juli. – Große Niederlage der Franzosen bei Novi d. 15. Aug. Joubert bleibt. – Zu Ende des Monaths ziehen sich die Oesterreicher aus der Schweiz, und machen den Russen Platz. Die Franken rücken in Deutschland vor, (d. 27–28. Aug.) belagern Philippsburg zu Anfange Sept., heben aber den 11. die Belagerung wieder auf. Der Canton Glarus wird Ende Augusts von den Franken erobert; auch in Holland sind sie zuletzt glücklich. – Englische Expedition gegen Holland unter Abercrombie und Adm. Michell, d. 27. Aug. – Landung auf dem Helder, d. 29–30. Aug. Uebergabe der Holländischen Flotte. Nach der Landung der Russen (d. 19. Sept.) und dem für die Engländer vortheilhaften Treffen bei Alkmar (d. 2. Oct.) siegen dennoch in einem neuen Treffen (d. 6. Octob.) die Franzosen und Bataver; und es erfolgt die Capitulation zwischen dem Herzog von York und dem Französ. Gen. Brüne, d. 18. [243] Octob. Surinam wird d. 20. Octob. von Engländern eingenommen. Mainzer Landsturm, d. 1. Sept. Rom geht durch Capitulation zwischen Garnier und Trowbridge über, d. 27. Sept. Große Schlacht an der Linth und am Waldstädter See; Massena siegt, und Zürich wird von den Franzosen erobert – Hotze bleibt. – Suwarow bricht den 24. gegen den Gotthardsberg auf, erobert Glarus, (d. 28.) muß sich aber seit d. 4. Octob. zurückziehn. Den 9. Octob. landet Buonaparte mit seinem Generalstabe bei Frejus, und erscheint d. 16. in Paris. Im November (d. 2–8.) siegen die Oesterreicher am Neckar und Rhein, so wie in Italien bei Mondovi, Savigliano und Cuneo, d. 4–5. Nov. Ancona ergiebt sich dem Oesterreichischen General Frölich d. 15. Nov., und Coni an den Fürsten von Lichtenstein d. 3. December.

Das 1800. Jahr übertrifft an großen Kriegsbegebenheiten und deren Folgen alle seine Vorgänger. Den 7. März wird die Errichtung einer Armee von 30,000 Conscribirten, die sich zu Dijon versammeln soll, beschlossen. Freiwillige vermehren sie bis auf 50.000 Mann. Sie bricht in 3 Colonnen nach Genf auf, geht über den großen Bernhardsberg – eine der größten Unternehmungen, die je von Menschen ausgeführt wurde – über den Simplon, den Gotthardsberg und den Tesinfluß. Murat erobert d. 1. Juni Mailand, Buonaparte folgt ihm. Duhem nimmt Cremona ein. Die Schlacht bei Montebello, d. 10. Juni, gewinnen die Franzosen und machen 6000 Gefangene. Genua, welches Massena lange meisterhaft vertheidigt hatte, capitulirt; die Besatzung zieht ab und verstärkt die republikanische Armee. Den 14. Juni wurde die mörderische aber entscheidende Schlacht bei Marengo von Buonaparte gegen Melas gewonnen. Drei Mahl wichen die Franzosen; endlich gaben die Divisionen Desaix und Monnier den Ausschlag. Die Oesterreicher verloren 3000 Todte, 7000 Gefangene, 3000 waren verwundet; Desaix, der nur erst aus Egypten angekommen, blieb. Mit Melas wurde d. 15. Juni Waffenstillstand abgeschlossen: Die Oesterreicher behalten alle festen Plätze zwischen dem Mincio und Po und die Städte Mantua, Peschiera, Ankona, Toskana; sie ziehen in 3 Colonnen mit Kriegsehren auf dem kürzesten Wege nach Mantua ab; die Franzosen [244] bleiben im Besitz aller Festungen zwischen dem Oglio, dem Po und der Chiesa. In Deutschland wetteiferte Moreau mit den Helden Italiens. Den 3. Juli erkämpft er den großen Sieg bei Stockach und Möskirch. Zwischen ihm und Kray wird d. 15. Juli Waffenstillstand geschlossen, und d. 28. werden zu Paris von dem Graf St. Julien und Taleyrand Friedenspräliminarien zwischen Oesterreich und Frankreich unterzeichnet. Eine 2te Reservearmee bildet sich unter Murat, und den 13. Aug. erhält Brüne das Obercommando in Italien. Macdonald empfängt das Commando der 3ten Reservearmee d. 24. Juli. – Den 6. Septemb. wird Bellegarde, nachdem Kray seiner Dienste entlassen worden, Oberfeldherr der kaiserlichen Armee in Italien; der Erzherzog Johann wird ihm beigeordnet (d. 7.). Brüne erneuert nach erloschenem Waffenstillstande die Feindseligkeiten an dem nehmlichen Tage, wo La Valette auf Maltha von den Britten eingenommen wird (d. 8.). Convention zu Hohenlinden zwischen Lehrbach und Moreau, wodurch Ulm, Ingolstadt und Philippsburg den Franzosen überliefert werden. Waffenstillstand in Italien zwischen Brüne und Bellegarde, d. 29. Sept. Am 1. Octob. wird der Friedens- und Freundschaftstractat zwischen Frankreich und Nordamerika geschlossen. Thugut tritt aus dem kaiserlichen Ministerium den 3. Oct. – eine günstige Vorbedeutung für den Frieden. – Berthier wird Französischer Kriegsminister (d. 8.). Die Franzosen rücken wieder in Lukka ein und besetzen unter Düpont d. 15. Oct. Florenz, d. 16. Livorno, wo alle Englische Waren confiscirt werden. Navarra wird d. 29. mit der Cisalpinischen Republik vereinigt. In Wetzlar wird d. 4. Novemb. publicirt, daß alle Reichsstände auch ohne Separatfrieden die Vortheile der Neutralität genießen sollen. Kaiser Paul I. erklärt d. 11. Nov. daß er die bewaffnete Neutralität aufrecht erhalten werde, und legt Beschlag auf die Englischen Schiffe. Nachdem der Waffenstillstand in Deutschland d. 28. Nov. zu Ende gegangen, besetzen d. 30. die Franzosen Würzburg. Macdonald dringt zu Anfange Dec. aus Helvetien in Italien ein. Menschenverheerender Uebergang über den Splügen, in 14 Tagen bewerkstelligt. Die ganze Armee ist in Veltlin. – Große Schlacht bei Hohenlinden, von [245] Moreau und Richepanse gewonnen, d. 3. Decemb. 7000 Oesterreicher werden gefangen, sie verlieren 80 Kanonen. Augereau siegt bei Burg. Würzburg wird bombardirt. Mörderische Schlacht bei Salzburg, wo der Sieg von den Franzosen theuer erkauft wird, den 13. Dec. Moreau zieht in Salzburg ein den 15. Dec. Der Erzherzog Carl übernimmt wieder das Commando der Armee in Deutschland. Petersburger Convention zwischen Rußland, Schweden und Dänemark, abgeschlossen den 16. Decemb. Klenau und Simpschön vertreiben die Franzosen von Nürnberg. In Italien besetzen diese Bologna. Die Oesterreicher gehen über die Donau zurück, den 19–20 Decemb. Waffenstillstand zu Steyer zwischen dem Erzherz. Carl und Moreau, geschlossen den 25. Dec. Die Oesterreicher räumen Würzburg, die Pässe von Tyrol, Kufstein und Braunau. Franz I. unterzeichnet die Friedenspräliminarien den 27. Dec. und Cobenzl erklärt in Lüneville, daß er ohne Theilnahme der Engländer zu unterhandeln befugt sei. 1801. Die Friedensunterhandlungen zu Lüneville beginnen den 1. Januar. Gantheaume segelt den 7. von Brest nach Egypten. England legt Beschlag auf die Russischen, Schwedischen und Dänischen Schiffe. Den 16. Januar wird zu Treviso zwischen Brüne und Bellegarde Waffenstillstand geschlossen; Mantua bleibt von den Kaiserlichen besetzt. Der König von Preußen tritt (den 23.) der Nordischen Convention bei. Die Schleifung der Festungen Cassel, Düsseldorf, Ehrenbreitstein, Alt-Breysach wird beschlossen, den 27. Jan. – Friedensschluß zu Lüneville zwischen Frankreich und Oesterreich, den 9. Febr. Seine Grundlage ist der Friede zu Campo Formio. Der Kaiser tritt die Niederlande, Mailand, Mantua und seine Besitzungen am rechten Rheinufer ab. Er erhält ganz Istrien, Dalmatien, die Inseln und die Lagunen, Venedig und dessen Gebiet bis an die Etsch. Der Herzog von Modena soll durch das Breisgau entschädigt werden. Der Erzherzog von Toscana tritt sein Land an den Erbprinzen von Parma ab, wird aber in Deutschland entschädigt. Deutschland bekommt den Rhein zur Grenze. Die Fürsten, welche dadurch verlieren, sollen entschädigt werden durch Säcularisationen. – Waffenstillstand [246] zwischen Frankreich und Neapel, den 18. Febr. auf 30 Tage geschlossen. Den Engländern werden die Neapolitanischen Häfen gesperrt. – Den 8. März landet Abererombie mit 17500 Engländern zu Abukir, das sich ihnen den 18. ergiebt. Menou greift Aberkrombie an, wird aber zurückgedrängt; letzterer stirbt an seinen Wunden, und Hutchinson übernimmt das Commando. – Ein Russischer Gesandter kommt, nachdem schon am 20. Jan. die Französische Regierung befohlen hatte, die Russischen Schiffe freundschaftlich zu behandeln, in Paris an, und Parker und Nelson erscheinen mit 47 Schiffen in der Nordsee (d. 12.). Bündniß zwischen Schweden und Rußland, d. 13. Pauls I. plötzlicher Tod in der Nacht vom 23. März ändert die politische Ansicht Europaʼs. Zwischen Frankreich und Neapel erfolgt den 28. März Friede. Der König von Neapel tritt Ponto Langone, Piombino und den Stato Degli Presidi ab. – Hamburg wird von den Dänen besetzt, d. 29. Tagsdarauf, d. 30. passirt die Englische Flotte den Sund; und den 2. April wird die große Seeschlacht bei Copenhagen von Nelson gewonnen. – Der Reichstag zu Regensburg überträgt das Entschädigungs- und Säcularisationsgeschäft dem Kaiser, den 30. April. In Italien räumen die Franzosen Genua, den 20. Mai. Die Rheinarmee kehrt wohlgehalten, gut gekleidet und mit 200 erbeuteten Kanonen verstärkt über den Rhein zurück. Die Französische Flotte, unter Gantheaume, welche bereits den 21. März von Toulon wieder abgegangen war, segelt durch die Meerenge von Messina; der Englische Admiral Warren kreuzt im Mittelländischen Meere, um ihr zu begegnen, (den 28. Mai), und Cornwallis erscheint vor Brest den 4. Juni, um die großen Seerüstungen der Franzosen zu beobachten. Portugal, dem Spanien bereits am 27. Febr. den Krieg angekündigt hatte, veriiert die Provinz Alentejo, die von den Spaniern besetzt wird, den 6. Juni, und schließt den 7. einen Waffenstillstand mit Spanien und Frankreich. Den 1. Juli segelt Gantheaume von Messina nach Egypten ab, und den 5. ersicht der Admiral Linois über die Engländer einen Sieg zur See in der Bay von Algesiras. Toussaint Louverture proclamirt die Colonial-Constitution von St. Domingo und die Freiheit aller Bewobner, [247] den 7. Juli. Zwischen Frankreich und Bayern wird den 10. August ein Freundschaftstractat geschlossen und den 24. Sept. ratificirt. – In Egypten, wo sich Rosette schon den 19. April ergeben hatte und das Fort Ramanieh an die Engländer und Türken (d. 10. Mai) übergegangen, so wie Cairo von dem Französischen Gen. Beliard den 28. Juni überliefert worden war, fing nun der Englische General Hutchinson d. 17. Aug. die Blockade von Alexandria an, welches immee noch von Menou sehr hartnäckig vertheidigt worden war. Die Stadtcapitulirt (d. 26.), und der Capitulation zu Folge sollen die Franzosen ganz Egypten räumen und auf Türkischen und Englischen Schiffen nach Frankreich transportirt werden – in Begleitung ihrer Egyptischen Freunde. Das war also der Ausgang des großen Unternehmens, welches nichts geringeres als den Umsturz des Englisch-Ostindischen Handels, die Befreiung, Civilisirung und politische Wiedergeburt eines großen Theils des Orients zum Zwecke hatte! – Toulon und Genua werden von Englischen Schiffen blockirt. – Der Stato Degli Presidi wird dem König von Etrurien übergeben, den 14. August. Die Franzosen behalten Piombini. In Holland werden die Französischen Truppen von 25,000 auf 10,000 reducirt. Der Friedensschluß zwischen Portugal und der Franz. Republik erfolgt den 29. Sept., und die letztere vermehrt dadurch ihre Besitzungen in Guyana. Endlich werden denn auch die Präliminarien des lange ersehnten, so oft vereitelten Friedens zwischen Frankreich und England den 1. October in Paris unterzeichnet: England giebt alle seine Eroberungen an Frankreich, Spanien und Holland zurück, und behält nur Ceylon in Ostindien, und Trinidad, eine Spanische Insel in Westindien. Das Vorgebirge der guten Hoffnung soll der Schifffahrt beider Nationen offen stehen, Egypten der Pforte und Maltha dem Johanniterorden restituirt, Portugal in seiner Integrität erhalten werden, die Franzosen aber den Kirchenstaat und das Gebiet von Neapel räumen; der Definitivfriede soll auf einem Congresse zu Amiens unterhandelt werden. – Friede zwischen Frankreich und der Türkei, den 9. Octob. geschlossen. Friedensschluß zwischen Frankreich und Rußland d. 11. Octob., vom gesetzgebenden Corps ratificirt [248] den 30. Novembr. Man behält sich die Abschließung eines Handelsvertrags vor. – Die Französischen Consuln beschließen, daß der 8te Theil der Armee verabschiedet werden soll. – Allgemeine Friedensfeier in Frankreich den 9. Novemb. – Die Franz. Regierung genehmiget den neuen Constitutionsplan Cisalpiniens. Der Oberconsul wird gebeten, die Behörden zu ernennen. Ein Ausschuß von 384 Cisalpinern (62 Geistlichen- und 322 Laien-Standes) soll mit ihm in Lyon die Verfassung begründen. – Das Tribunat in Frankreich regt sich laut über den im Tractat mit Rußland gebrauchten Ausdruck Unterthanen, und widersetzt sich der Regierung in dem Plane des bürgerlichen Gesetzbuchs. – Die Engländer beobachten mit argwöhnischer Vorsicht die Seerüstungen in den Französischen und Holländischen Häfen, und machen Miene, sich dem Abgange der Flotten nach Westindien zu widersetzen. Inzwischen segelt die Spanisch-Französische Flotte den 17. Dec., aus 25 Schiffen bestehend, aus Brest ab, um, wie es heißt, Toussaint-Louvertureʼs Plane zu vereiteln, die auf die Unabhängigkeit St. Domingoʼs berechnet sind.

Das 1802. Jahr ist merkwürdig durch die Cisalpinische Consulta in Lyon, welche dem Oberconsul eine Art von Oberaufsicht über die Tochterrepublik überträgt, im Januar (ein Umstand, der die Friedensunterhandlungen in Amiens zu stören droht) – durch Toussaint-Louvertureʼs offen angckündigte Insurrectionsplane, die das Waffenglück der Franzosen vereiteln – durch den Definitivfrieden mit England, zu Amiens den 27. März geschlossen, wodurch die Präliminarien vollkommen sanctionirt werden, und nur die Unabhängigkeit der Insel Maltha und des Ordens von beiden Nationen in vielen Artikeln verklauselt wird. – Jetzt scheint der letzte Brand des Kriegsfeuers, welches die Erde seit 10 Jahren veeheerte, gedämpft. Aber ein trüber Gedanke umwölkt die Aussicht in die Zukunft: Wird der Friede, der sich auf die Erde gesenkt hat, die Menschheit lange beseligen? Wird der Untergang von beinahe 2 Millionen Menschen, die dem Kriegsgotte geopfert worden, seine Wuth sühnen und ein Zeitalter der Eintracht verbürgen? Hat Mäßigung, hat Rückkehr zu Grundsätzen einer wahren, durch Sittlichkeit geheiligten Politik den Frieden eingeleitet, oder hat nur Erschöpfung [249] der Schatzkammern, nur Ueberdruß der Völker die blutigen Waffen den matten Händen entsinken lassen? Werden die zwei Nationen, deren Politik und Machteinfluß die Welt beherrscht, bald im Gedränge des verwickelten Interesse gegen einander anprallen? nicht die ohnmächtigen Staaten durch ihr freundschaftliches Zusammentreten unterjochen, oder in Stoße und Gegenstoße ihrer Herrschsucht zermalmen? Die Zukunft allein kann diese bangen Zweifel lösen. Inzwischen ist der Janustempel nun geschlossen; eine zehnjährige theure Erfahrung über das Elend und die Fruchtlosigkeit der Kriege hat den Vernunftgründen mehr Gehör verschafft; Europa ruht; alle Staaten bedürfen langer Erhohlung, um ihre Wunden zu heilen. Der Umsturz der Finanzen droht, die mächtigsten Reiche unter Trümmern zu verschütten; aber der Geist der Ordnung und der Mäßigung wacht am Rande des weiten Abgrunds, an welchen ein unseliger Schwindel die Herrscher der Nationen geführt hat, indeß Cultur und Aufklärung dem Ziele unvermerkt, aber rastlos entgegenklimmen, an welchem ein ewiger Friede winkt.

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