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Französische Literatur, erste Dichtungen entwickelten sich aus der Lateinliteratur des MA. Im 12./13. Jahrhundert entstanden Heldenepen (Rolandslied), höfische Versromane (Chrétien de Troyes), in der Provence die Troubadourlyrik; später allegorische (Rosenroman) und satirische Werke. Höhepunkt der Vagantendichtung bei F. Villon. Die französische Literatur der Renaissance ist geprägt von starken antiken und italienischen Einflüssen (Dichtergruppe der Pléiade; F. Rabelais, M. de Montaigne). Sparsamkeit der Mittel, eine klare, natürliche Sprache etablierten sich als Stilideal der Klassik (Höhepunkt um 1660, Blüte der Dramatik mit P. Corneille, J. Racine, Molière). Naturwissenschaftlich-philosophische Betrachtungen prägten die Prosaschriften der Aufklärer C. de Montesquieu, Voltaire, D. Diderot (»Encyclopédie«). J.-J. Rousseaus neue Dimensionen der Natur- und Gefühlsdarstellung bereiteten die Romantik vor (R. de Chateaubriand, A. de Musset, V. Hugo). Seit etwa 1830 setzten sich psychologische Charakterisierung und realistische Milieudarstellung in der erzählenden Prosa durch (Stendhal, H. de Balzac, G. Flaubert); weitergeführt durch É. Zola und G. de Maupassant. An das Prinzip der zweckfreien Kunst (»L'art pour l'art«) knüpften die Symbolisten an (u. a. A. Rimbaud, P. Verlaine). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand neben einer starken katholischen Erneuerungsbewegung (P. Claudel, G. Bernanos, F. Mauriac) der radikale Bruch mit allen ästhetischen Traditionen durch die Surrealisten (A. Breton, L. Aragon, G. Apollinaire). Überlagerung symbolistischer und surrealistischer Einflüsse in der Lyrik (R. Char, H. Michaux, Y. Bonnefoy). Pflege der traditionellen, weit ausgreifenden Erzählkunst u. a. von A. France, R. Rolland, R. Martin du Gard, A. Gide. Blüte des Romans; Eröffnung neuer Perspektiven durch die Erzähltechnik M. Prousts. Traditionelle Theaterstücke von J. Giraudoux und J. Anouilh. Im Zweiten Weltkrieg und in den Jahren danach starker Einfluss der Existenzphilosophie (J.-P. Sartre, A. Camus, S. de Beauvoir). Das absurde Theater (E. Ionesco, S. Beckett) und der Nouveau Roman (A. Robbe-Grillet, M. Butor, N. Sarraute) als anspruchsvolle Kunstliteratur setzten neue Maßstäbe. Nach 1968 gesellschaftskritische Prosa, Fortführung der großen Erzähltradition (M. Yourcenar, M. Tournier, G. Le Clézio, R. Merle). Starke Einflüsse von Strukturalismus und Literaturkritik, theoretische Reflexionen über Schreiben und Sprache. An der Wende zum 21. Jahrhundert hingegen Bevorzugung einer knappen Alltagssprache, Kombination verschiedenster Stilmittel, Themenvielfalt (P. Djian, M. N'Diaye, M. Houellebecq, F. Beigbeder, Y. Queffélec). Das moderne französische Theater prägten v. a. B.-M.Koltès und Y.Reza.

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