Frankreich, französisch La France [-frãːs], amtlich République Française [repyˈblik frãˈsεːz], deutsch Französische Republik, Staat in Westeuropa.
Geografie
Frankreich ist durch weite Flusssysteme und Bergländer deutlich in verschiedene Landschaften gegliedert: Im Nordosten und Osten erstrecken sich die Ardennen und Vogesen, an die sich westlich das Seine-Loire-Becken mit dem Pariser Becken anschließt, hier bildet das Bretonische Massiv die westliche Begrenzung. Südlich der Vogesen hat Frankreich Anteil am Jura und an den Westalpen mit dem Montblanc. Westlich dieser Gebirge erstreckt sich das Saône- und Rhonetal, auf das das ausgedehnte Zentralmassiv und dann das Garonnebecken folgen. Im Süden verläuft über die Pyrenäen die Grenze zu Spanien.
Das Klima ist mild, da Frankreich, bedingt durch seine Lage zwischen dem Atlantik (Golfstrom) und dem Mittelmeer, den ausgleichenden Meereswinden geöffnet ist. Im Süden ist es mediterran, im Westen maritim-atlantisch und im Osten mitteleuropäisch.
Ein verhältnismäßig großer Teil der Franzosen (etwa 15 Mio.) ist zweisprachig und spricht neben dem Französischen Okzitanisch (vor allem im Südwesten), Bretonisch, Flämisch, Katalanisch, Baskisch, Italienisch oder Deutsch (im Elsass und in Lothringen). Etwa drei Viertel der Bevölkerung sind katholisch.
Wirtschaft
Frankreich ist ein hoch entwickelter Industriestaat mit einem starken Dienstleistungssektor. Die Landwirtschaft spielt trotz des Strukturwandels immer noch eine führende Rolle in Europa. Erzeugt werden vor allem Getreide, Fleisch, Milchprodukte, Obst und Gemüse. Mit den berühmten Anbaugebieten wie Burgund, Champagne, Bordelais und Loiretal ist Frankreich einer der bedeutendsten Weinerzeuger. An Bodenschätzen verfügt das Land über Eisenerz- und Kohlevorkommen sowie über Vorräte an Blei, Zink, Uran, Erdgas und Kalisalz. Kohle- und Erzförderung sind rückläufig, in der Energiewirtschaft setzt Frankreich vor allem auf die Kernenergie. Bedeutende Industriezweige sind die Hüttenindustrie, der Maschinen-, Fahrzeug- und Schiffbau, die Luft- und Raumfahrtindustrie, elektrotechnische Industrie und der Rüstungsbereich.
Das Verkehrsnetz ist gut ausgebaut und besonders im Bahnbereich durch den Einsatz von Hochgeschwindigkeitszügen stark modernisiert. Größter Seehafen ist Marseille, größter Binnenhafen Paris.
Geschichte
Aus Südfrankreich stammen die ältesten Funde menschlicher Besiedlung in Westeuropa. Bereits während der Altsteinzeit entwickelte sich eine bedeutende Kunst (Felsbilder, Gravierungen auf Knochen und Stein). Während der Jungsteinzeit entstanden u. a. die Megalithkulturen mit ihren Großsteinanlagen (z. B. in Carnac).
Das ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. von den Kelten bewohnte Gallien wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. von den Römern unterworfen und ging im 5. Jahrhundert n. Chr. im Fränkischen Reich auf. Nach dessen Teilung im Vertrag von Verdun (843) entwickelte sich im Westen das Westfränkische Reich; die zuletzt im Vertrag von Ribemont (880) festgelegte Grenze gegen Osten blieb während des ganzen Mittelalters bestehen. Im Norden verstärkten sich die Einfälle der Normannen, 911 wurde ihnen die Normandie als Lehnsfürstentum überlassen.
Nach dem Tod des letzten Karolingers ging die königliche Gewalt auf die Kapetinger (987–1328) über, deren Hausmacht sich in der Île de France, dem Gebiet um Paris, konzentrierte. Philipp II. August (1180–1223) eroberte die meisten Besitzungen auf dem westfranzösischen Festland zurück, die Mitte des 12. Jahrhundert durch Erbschaft und Heirat in den Besitz der englischen Könige gelangt waren. Als England nach dem Aussterben der Kapetinger und der Thronfolge der Valois im Hundertjährigen Krieg (1337–1453) Anspruch auf den französischen Thron erhob, gingen zunächst große Gebiete verloren; erst das Eingreifen der Jeanne d'Arc 1429 (Befreiung von Orléans) führte zur Wende im Krieg.
Die Thronbesteigung des Bourbonen und Führers der Hugenotten Heinrich IV. (1553–1610) beendete die seit 1562 das Land erschütternden Religions- und Bürgerkriege, die verheerende Auswirkungen hatten. Deren Überwindung diente nicht nur das Toleranzedikt von Nantes (1598), sondern auch die Wiederherstellung der königlichen Zentralgewalt mit den Mitteln einer neu begründeten Staatsautorität, des Absolutismus. Dieser erreichte unter Ludwig XIII. (1601–43) und seinen Ministern Richelieu und Mazarin sowie vor allem unter Ludwig XIV. (1638–1715) seinen Höhepunkt. Die Eroberungskriege Ludwigs XIV. gegen Spanien, die Niederlande und das Heilige Römische Reich brachten Frankreich zwar Gebietszuwachs und ein Kolonialreich, zerrütteten aber die Staatsfinanzen. Im Siebenjährigen Krieg (1756–63) gingen die nordamerikanischen Kolonien an England verloren.
Aus den Wirren der Französischen Revolution (1789–99) ging Napoleon I. als Sieger hervor; 1804 krönte er sich zum Kaiser der Franzosen. Nach seinen erfolgreichen Kriegen gegen Preußen, Spanien, Portugal und Österreich scheiterte seine Große Armee jedoch in Russland. Die darauf folgenden Befreiungskriege führten 1814 und endgültig 1815 zur Niederlage und Verbannung Napoleons.
Die wieder eingesetzten Bourbonen (Ludwig XVIII.) wurden in der Julirevolution 1830 endgültig vertrieben; der Herrschaft des »Bürgerkönigs« Louis Philippe (1773–1850) machte die Februarrevolution 1848 ein Ende. Der Präsident der Zweiten Republik, Louis Napoleon Bonaparte (1808–73), erklärte sich 1852 als Napoleon III. zum Kaiser der Franzosen. Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 führte zur Niederlage Frankreichs, zum Sturz des Kaisers und zur Ausrufung der Dritten Republik (1870–1940). Bis zum Ersten Weltkrieg dehnte Frankreich sein Kolonialreich in Afrika und Südostasien aus.
Nach dem Ersten Weltkrieg (1914–18) besetzten 1923 französische Truppen das Ruhrgebiet. Die bald darauf einsetzende Verständigungspolitik unter dem Ministerpräsidenten Aristide Briand vermochte die deutsch-französischen Gegensätze aber nicht völlig abzubauen. Im Zweiten Weltkrieg (1939–45) übernahm nach der Besetzung durch deutsche Truppen und dem Waffenstillstand 1940 Marschall Philippe Pétain (1856−1951) in Vichy die Regierung des unbesetzten Südfrankreich (»État Français«); in London bildete General Charles de Gaulle eine Exilregierung, die die französische Widerstandsbewegung (»Résistance«) unterstützte. Britische und amerikanische Truppen befreiten Frankreich 1944.
1946 wurde mit einer neuen Verfassung die Vierte Republik formell begründet; 1958 wurde de Gaulle Regierungschef, 1959 Staatspräsident. Seine Persönlichkeit bestimmte nach einer Staatskrise und der Annahme einer neuen Verfassung (Fünfte Republik, seit 1958) die politische Entwicklung. Frankreich baute eine französische Atomstreitmacht auf, bemühte sich um eine Annäherung an die Staaten des Ostblocks sowie um einen deutsch-französischen Ausgleich, musste jedoch die Unabhängigkeit der meisten Kolonien (u. a. Algerien 1962) hinnehmen. Die Reaktion auf wirtschaftliche und soziale Probleme im Inneren gipfelte in den Maiunruhen 1968 und schließlich im Rücktritt de Gaulles 1969.
Am 7. 5. 2017 gewann Emmanuel Macron (* 1977) die Stichwahl um das Amt des Staatspräsidenten klar gegen die rechtspopulistische Politikerin Marine Le Pen (* 1968).
Seit Anfang 2015 ist Frankreich das Ziel mehrerer schwerer Terroranschläge geworden: Anschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift »Charlie Hebdo« im Januar 2015, Anschläge in Paris im November 2015 und in Nizza im Juli 2016. Dabei kamen viele Menschen ums Leben. Die Taten hatten einen islamistischen Hintergrund (Islamischer Staat).
Basisdaten
Frankreich, Französische Republik, ein Staat in Europa; Mitgliedschaft: EU, NATO u. UN; Amtssprache: Französisch; Hauptstadt: Paris; Regierungssitz: Paris; Staatsform: Republik; Regierungssystem: Semipräsidentielle Demokratie; Staatsoberhaupt: Staatspräsident; Regierungschef: Premierminister; Fläche: 643.801 km²; Einwohnerzahl: Über 60. Mill.; Währung: Euro; Wahlspruch: Liberté, Égalité, Fraternité (dt. (»Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit«); Nationalhymne: La Marseillaise; Nationalfeiertag: 14. Jul. (Sturm auf die Bastille, Föderationsfest); Zeitzone: UTC+1 MEZ u. UTC+2 MESZ (Mär. bis Okt.); Kfz-Kennzeichen: F; Internet-TLD: .fr; Telefonvorwahl: +33.
Siehe auch
Geschichtswissenschaftliche Nachschlagewerke
Enzyklopädien & Lexika
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