Die Eroberung Englands durch germanische Stämme ist ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte des britischen Archipels, das sich im 5. und 6. Jahrhundert vollzog. Diese Periode markierte den Übergang von der römischen Herrschaft zur germanischen Vorherrschaft und führte zur Entstehung der Angelsächsischen Gesellschaft in England.
Hintergrund
Im Jahr 410 n. Chr. verließen die römischen Truppen Britannien, was das Ende der römischen Herrschaft in der Provinz markierte. Diese Abwesenheit führte zu einem Machtvakuum, das von verschiedenen germanischen Stämmen genutzt wurde. Die germanischen Stämme, vor allem die Angelsachsen, Juten und Franken, waren auf den britischen Inseln nicht neu, hatten aber bisher nur als Handels- und Militärpartner fungiert.
Germanischen Stämme
Angelsachsen
Die Angelsachsen waren die bedeutendsten unter den germanischen Eroberern. Sie setzten sich aus drei Hauptstämmen zusammen: den Angeln, den Sachsen und den Juten. Die Angeln stammten ursprünglich aus dem heutigen Schleswig-Holstein und dem südlichen Dänemark. Die Sachsen kamen aus dem heutigen Niedersachsen, während die Juten aus dem nördlichen Jütland in Dänemark stammten. Die Angelsachsen kamen zwischen 410 und 600 n. Chr. in mehreren Wellen nach Britannien.
Juten
Die Juten sind in der historischen Überlieferung weniger prominent als die Angeln und Sachsen, aber sie spielten ebenfalls eine Rolle bei der Eroberung Englands. Historische Quellen berichten, dass sie insbesondere im südlichen Teil der Insel, vor allem in Kent, ansässig wurden.
Franken
Die Franken hatten zwar eine geringere Rolle bei der Eroberung Englands, beeinflussten aber die Entwicklung durch ihre Nähe und gelegentliche Überfälle. Ihre Präsenz in der Region verstärkte die germanischen Einflüsse auf die britische Kultur.
Eroberungsprozess
Die Eroberung Englands durch die germanischen Stämme war ein schrittweiser Prozess, der über mehrere Jahrzehnte andauerte. Die ersten Wellen der Migration und Eroberung begannen in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Die germanischen Stämme ließen sich zunächst an der Küste und entlang der Flüsse nieder.
Erste Siedlungen
Die ersten Siedlungen entstanden in den südlichen und östlichen Teilen Englands. Die Angelsachsen gründeten mehrere Königreiche, darunter Kent, Essex, Sussex und Wessex. Diese Königreiche entwickelten sich schnell zu bedeutenden Machtzentren in der Region.
Widerstand der Briten
Die einheimischen Briten, die von den Römern als „Britannier“ bezeichnet wurden, leisteten Widerstand gegen die Invasionen. Zahlreiche Schlachten und Konflikte fanden statt, bei denen sich die britischen Stämme, darunter die Bretonen und die Kaledonier, gegen die germanischen Eroberer wehrten. Ein bemerkenswerter Widerstand wurde von König Artus und seinen Nachfolgern organisiert, obwohl die historische Existenz von König Artus und die genauen Details seines Widerstands umstritten sind.
Konsolidierung und Herrschaft
Mit der Zeit konsolidierten die germanischen Stämme ihre Herrschaft. Die ursprünglichen Siedlungen entwickelten sich zu Königreichen, die jeweils ihre eigenen politischen und sozialen Strukturen etablierten. Die Angelsachsen unterhielten ein komplexes Netzwerk von Allianzen und Feindschaften, das ihre interne und externe Politik prägte.
Kulturelle und soziale Auswirkungen
Die Eroberung Englands durch die germanischen Stämme führte zu tiefgreifenden kulturellen und sozialen Veränderungen. Die germanischen Einwanderer brachten ihre eigene Sprache, ihre religiösen Überzeugungen und ihre sozialen Strukturen mit. Die angelsächsische Kultur entwickelte sich aus einer Mischung der germanischen Traditionen und der römischen Einflüsse, die noch vorhanden waren.
Sprachliche Auswirkungen
Die germanischen Sprachen, die von den Angeln, Sachsen und Juten gesprochen wurden, bildeten die Grundlage für das Altenglische, die früheste Form der englischen Sprache. Diese Sprachentwicklung hatte langfristige Auswirkungen auf die Sprache und Literatur Englands.
Religiöse Auswirkungen
Der Einfluss des Christentums, das während der römischen Herrschaft in Britannien etabliert wurde, wurde durch die germanischen Eroberer zunächst stark beeinträchtigt. Die Missionierung durch verschiedene christliche Missionare, insbesondere durch den Heiligen Augustinus von Canterbury, führte jedoch zu einer Wiederbelebung des Christentums in England und zur Integration der christlichen Religion in die angelsächsische Kultur.
Zusammenfassung
Die Eroberung Englands durch die germanischen Stämme war ein entscheidender Wendepunkt in der britischen Geschichte. Sie leitete das Ende der römischen Ära in Britannien ein und bereitete den Weg für die Entwicklung der angelsächsischen Gesellschaft und Kultur. Die Auswirkungen dieses Ereignisses sind bis heute in der britischen Geschichte und Kultur spürbar.
Siehe auch
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Literatur
- Zur Geschichte der Eroberung Englands durch germanische Stämme | Adolph Friedrich Heinrich Schaumann (1879)