Das Corps Verdensia war von 1876 bis 1880 eine Studentenverbindung an der Georg-August-Universität Göttingen. Zwischen Landsmannschaften und Corps spiegelte sie noch lange nach dem Progress die liberal-konservativen Konflikte des 19. Jahrhunderts.
Hintergrund[]
Noch Jahrzehnte nach der Progressbewegung – vielleicht noch heute – zeigten sich die Unterschiede zwischen „liberal“ und „konservativ“ in der (durchaus friedlichen) Auseinandersetzung von Landsmannschaften und Corps.[1] Manche Bünder im Coburger Landsmannschafter Convent (CLC) wurden gleichzeitig oder auf Dauer Corps im Kösener SC-Verband (KSC) oder im Weinheimer Senioren-Convent. Manche Corps wurden wieder Landsmannschaften.
Geschichte[]
Verdensia wurde am 8. März 1860 als schwarze Verbindung von Abiturienten des Domgymnasiums Verden gegründet. Sie wollte weder Corps noch Progressverbindung sein. Im November 1864 zur Landsmannschaft geworden, fehlte es ihr nach dem Deutsch-Französischen Krieg wie den meisten Korporationen an Nachwuchs; denn viele Abiturienten wurden jetzt Offiziere und die Altherrensöhne waren zu jung. Außerdem waren die 14 Korporationen in der 1868 gegründeten Deutschen Landsmannschaft zerstritten. Da die Corps im Deutschen Kaiserreich den Ton angaben und der Kösener SC-Verband aufblühte, beschloss die Aktivitas der Verdensia am 1. August 1876, aus dem Landsmannschafterverband auszutreten und Corps zu werden[2]. Am 4. Dezember 1876 wurde der Bund in den Senioren-Convent zu Göttingen rezipiert.[3] Die Farben waren (und sind) schwarz-weiß-schwarz. Das Studentenwappen referenzierte das frühere Bistum Verden. 57 Alte Herren traten zum Corps über, so dass die Landsmannschaft suspendieren musste.
Am 6. Dezember 1877 wurde ein Freundschaftsverhältnis mit dem Corps Bavaria Würzburg vereinbart.[3] Für die Zeit von 1860 bis 1879 weisen die Kösener Korps-Listen 65 Verdenser aus, von denen 1910 bereits 23 als verstorben gemeldet sind. Aus Nachwuchsmangel musste Verdensia am 17. Oktober 1880 suspendieren.[4] Von 1884 bis 1888 und endgültig 1910 lebte der Bund als Landsmannschaft wieder auf. Sie führt Namen, Farben und Zirkel des Corps Verdensia. Die Alten Herren des Corps traten hingegen 1923 dem Corps Hercynia Göttingen bei. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten noch fünf Göttinger Hercynen das Band des Corps Verdensia, zuletzt Spormann (1984) und Ruge 1986.[5] Insgesamt hatte das Corps 81 Mitglieder.[6]
Verdenser[]
- Ludwig von Buttlar, Landrat und Ehrenbürger von Wolfshagen
- Carl Deneke (Mediziner), Ehrenbürger von Magdeburg
- Wilhelm Denicke, Oberbürgermeister von Celle
- August Egbert von Derschau[7], Schriftsteller und Jurist
- Theodor Kölliker, Pionier der Orthopädischen Chirurgie
- Joseph König, Lebensmittelchemiker
- Carl Jesper Oelrichs, Senator in Bremen
- Otto Richter, Hochschullehrer in Berlin
- Karl Tümpel, Philologe und Historiker
Einzelnachweise[]
- ↑ Siegfried Schindelmeiser: Der Fortschritt (Progress), in: Die Albertina und ihre Studenten 1544 bis WS 1850/51, Neuausgabe, Bd. 1. München 2010, ISBN 978-3-00-028704-6, S. 81-86
- ↑ Deutscher Universitätskalender für das Winter-Semester 1876-1877. Leipzig 1876, S. 50, 178.
- ↑ 3,0 3,1 Kater 1968
- ↑ Stationen der Göttinger Universitätsgeschichte.:(1737, 1787, 1837, 1887, 1937). Eine Vortragsreihe. Bernd Moeller Vandenhoeck & Ruprecht, 1988 - Seite 79
- ↑ Kösener Corpslisten 1996, 186 „Verdensia“
- ↑ Spormann 1999
- ↑ August von Derschau
Literatur[]
- Herbert Kater: Die Verdensia zu Göttingen (1860–1880). Einst und Jetzt, Bd. 13 (1968), S. 99–107.
- Max Lindemann: Handbuch der Deutschen Landsmannschaft. 10. Aufl., Berlin 1925, S. 197.
- Kurt Spormann: Das Kösener Corps Verdensia. Einst und Jetzt, Bd. 44 (1999), S. 113–115.
- Arnold Wagemann: Geschichte des Korps Verdensia. Göttingen 1926.
- Mitgliederverzeichnisse
- Kösener Korps-Listen 1910, 88 „Verdensia“.
- Kösener Corpslisten 1930, 49 „Verdensia“.
- Kösener Corpslisten 1996, 186 „Verdensia“.