Encyclopædia Wiki
Registrieren
Markierung: Visuelle Bearbeitung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
 
Der '''Atomunfall von Fukushima''' war die erhebliche Freisetzung von Radioaktivität im Zusammenhang mit den [[Kernschmelze]]n in drei Reaktoren des [[Kernkraftwerk Fukushima]] in [[Japan]].
 
Der '''Atomunfall von Fukushima''' war die erhebliche Freisetzung von Radioaktivität im Zusammenhang mit den [[Kernschmelze]]n in drei Reaktoren des [[Kernkraftwerk Fukushima]] in [[Japan]].
   
Der Großunfall war die Folge des [[Tohoku-Erdbeben]]s sehr hoher Stärke, das sich am 11. März 2011 im [[Pazifischer Ozean|Pazifik]] vor der Nordküste Japans ereignet hatte. Dieses löste eine sehr starke [[Tsunami]]-Welle aus. Beide Ereignisse zusammen forderten akut mehr als 15.000 Todesopfer.
+
Der Großunfall war die Folge des [[Tohoku-Erdbeben]]s sehr hoher Stärke, das sich am 11. März 2011 im [[Pazifischer Ozean|Pazifik]] vor der Nordostküste Japans ereignet hatte. Dieses löste eine sehr starke [[Tsunami]]-Welle aus. Beide Ereignisse zusammen forderten akut mehr als 15.000 Todesopfer.
   
 
Im [[AKW]] Fukushima waren an diesem 11. März glücklicherweise nur drei der sechs Reaktorblöcke in Betrieb, die restlichen revisionsbedingt abgeschaltet. Das Erdbeben überstanden diese drei [[Siedewasserreaktor]]en mehr oder weniger schadlos, die Notkühlsysteme schalteten korrekt zu, um die Nachzerfalls-Wärme der [[Kernspaltung]]en abzuführen. Die an diesem Ort nicht erwartete, über 10 m hohe Tsunami-Welle hingegen überflutete den Schutzwall, drang in die Gebäude mit den Sicherheitssystemen ein und überflutete diese großteils.
 
Im [[AKW]] Fukushima waren an diesem 11. März glücklicherweise nur drei der sechs Reaktorblöcke in Betrieb, die restlichen revisionsbedingt abgeschaltet. Das Erdbeben überstanden diese drei [[Siedewasserreaktor]]en mehr oder weniger schadlos, die Notkühlsysteme schalteten korrekt zu, um die Nachzerfalls-Wärme der [[Kernspaltung]]en abzuführen. Die an diesem Ort nicht erwartete, über 10 m hohe Tsunami-Welle hingegen überflutete den Schutzwall, drang in die Gebäude mit den Sicherheitssystemen ein und überflutete diese großteils.

Version vom 2. August 2020, 18:33 Uhr

Der Atomunfall von Fukushima war die erhebliche Freisetzung von Radioaktivität im Zusammenhang mit den Kernschmelzen in drei Reaktoren des Kernkraftwerk Fukushima in Japan.

Der Großunfall war die Folge des Tohoku-Erdbebens sehr hoher Stärke, das sich am 11. März 2011 im Pazifik vor der Nordostküste Japans ereignet hatte. Dieses löste eine sehr starke Tsunami-Welle aus. Beide Ereignisse zusammen forderten akut mehr als 15.000 Todesopfer.

Im AKW Fukushima waren an diesem 11. März glücklicherweise nur drei der sechs Reaktorblöcke in Betrieb, die restlichen revisionsbedingt abgeschaltet. Das Erdbeben überstanden diese drei Siedewasserreaktoren mehr oder weniger schadlos, die Notkühlsysteme schalteten korrekt zu, um die Nachzerfalls-Wärme der Kernspaltungen abzuführen. Die an diesem Ort nicht erwartete, über 10 m hohe Tsunami-Welle hingegen überflutete den Schutzwall, drang in die Gebäude mit den Sicherheitssystemen ein und überflutete diese großteils.

Reaktorblock 1

Bei diesem Block waren die Notkühlsysteme aufgrund der Überflutung resp. technischen und menschlichen Versagens schnell funktionsunfähig, das letzte fiel rund 2,5 Stunden nach dem Tsunami aus. Die Folge war, dass die Kernschmelze bereits am Abend des 11. März eintrat. Das Notfall-Team versuchte, mobile Notstands-Systeme anzuschliessen, was aber - nicht zuletzt aufgrund massiver Erdbeben-Schäden - entweder nicht gelang (beim Strom) oder erst zu spät gelang (beim Notstands-Kühlwasser aus Tanklösch-Fahrzeugen). Am Morgen des 12. März gelang dem Notfall-Team eine erste aufgrund des Druckanstiegs notwendige Sicherheitsbehälter-Druckentlastung in die Umgebung. Wie sich erweisen sollte, hatte sie aber eine zu geringe Wirkung: Es entwichen durch undichte Stellen radioaktive Partikel und Wasserstoff aus dem Sicherheitsbehälter ins Reaktorgebäude. Am Nachmittag des 12. März explodierte dieser in Sauerstoff-Umgebung hoch explosive Wasserstoff und setzte das Gebäude-Dach in Trümmer, was auch eine grössere erste Umgebungs-Freisetzung zur Folge hatte.

Reaktorblock 3

(wegen der früheren Freisetzung vor Block 2 genannt)

Bei diesem funktionierten nach gesamtem Wechselstrom-Ausfall noch zwei (aus der Nachzerfalls-Wärme) eigendampf-getriebene Notkühlsysteme, die den Nachzerfall bis zum 14. März abführen konnten. Aus relativ schwer verständlichen Gründen[1] schaffte es das Notfallteam bis dahin nicht, mobile Notstands-Systeme betriebsbereit zu machen - auch hier setzte die Kernschmelze ein. Es gelangen hier zwar im Unfall-Verlauf sogar mehrere Sicherheitsbehälter-Druckentlastungen, aber auch diese schienen ungenügend zu sein. Auf ähnlichen Wegen wie bei Block 1 kam es auch dort zu einer Wasserstoff-Explosion im Reaktorgebäude - mit aufgrund des grösseren Kerninventars (deutlich höhere Leistung) grösserer Wucht und grösserer Freisetzung.

Reaktorblock 2

Hier war der Ablauf in der ersten Phase ähnlich jenem in Block 3 - mit der Ausnahme, dass die noch verbliebenen Notkühlsysteme sogar bis zum 15. März durchhielten. Dass auch hier die mobilen Systeme bei Ausfall der regulären Kühlsysteme nicht bereit standen, um eine Kernschmelze zu verhindern, ist besser erklärbar: Die Explosions-Druckwelle von Block 3 vom Vortag hatte die Installation dieser Systeme zerstört, man musste wieder von vorne beginnen, sie aufzubauen. Da die Explosion von Block 3 bei Block 2 zudem ein sog. Blowout-Panel aufgesprengt hatte, konnte sich der freigesetzte Wasserstoff hier nicht im Reaktorgebäude ansammeln, woraus sich erklärt, dass das Reaktorgebäude hier intakt blieb. Dafür hat sich die Wasserstoff-Explosion hier wahrscheinlich im Sicherheitsbehälter ereignet, klar ist jedenfalls, dass dieser auch hier nicht intakt blieb und es eine Freisetzung gab.

Reaktorblock 4

Dieser war zwar wie erwähnt ausser Betrieb, hat aber ebenfalls eine Wasserstoffexplosion zu verzeichnen. Sie wird darauf zurück geführt, dass dieser Block Rohrverbindungen zu Block 3 aufweist, die den Wasserstoff nach drüben geleitet haben.

Die Becken für abgebrannte Brennelemente

Diese haben gemäss offizieller Darstellung am wenigsten zur Freisetzung beigetragen, obgleich sie auch gekühlt werden mussten und sich vor allem bei Block 3 am 16. März eine spektakuläre Dampfwolke darüber gebildet hat. Diese war aber schon deshalb nicht mehr so dramatisch, weil an diesem Tag die 20-km-Umgebung des Kraftwerks bereits vollständig evakuiert war.

Höhe der Freisetzung

Beim Unfall wurde gemäss der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) ungefähr ein Zehntel der Radioaktivität freigesetzt, die bei der Tschernobyl-Katastrophe emittiert wurde. Das wäre im Durchschnitt für jeden Reaktorblock 1,5 bis maximal 5 Prozent des Kerninventars, was nicht sehr viel wäre für einen Reaktorblock. Dabei muss allerdings betont werden, das es sich hier nur um Freisetzungen in die Atmosphäre handelt. Ungleich höhere Freisetzungen gab es in den folgenden Monaten und Jahren in flüssiger Form in den Pazifik, wobei die Hoffnung besteht, dass diese Aktivität sich aufgrund der Größe des Ozeans stark verdünnt.

Gesundheitliche Folgen

Offiziell anerkannt ist bis ins Jahr 2020 ein Todesfall als Folge von Leukämie eines Arbeiters an der Atomruine. Inoffiziell gibt es aber auch weitere solche Fälle. Bezüglich der Bevölkerung kann gesagt werden, dass die Region Fukushima zwar dicht besiedelt war, dass es aber aufgrund der relativ langsamen Abläufe des Unfalls gelang, die Bevölkerung mehr oder weniger rechtzeitig zu evakuieren - bei Block 1 zumindest die Zone der Nahbevölkerung mit einigen Tausend Personen, bei den anderen Blöcken die Menschen weiter entfernt, wobei es sich um weit über 100.000 handelte. Von Bedeutung war auch, dass der Bevölkerung in den nicht evakuierten Bereichen etwas weiter weg jeweils empfohlen wurde, sich in Gebäuden vor der Strahlung zu schützen. Es konnten mit diesen Massnahmen offenbar auch die Schilddrüsenkrebs-Fälle im Vergleich zu Tschernobyl deutlich niedriger gehalten werden; aber es gibt sie schon, vor allem auch bei Kindern. Für die allfällige Entstehung anderer Krebsarten muss noch länger abgewartet werden, da diese i.d.R. eine längere Latenzzeit bis zum Ausbruch aufweisen.

Eine Todeszahl weit über 1000 resultierte nicht direkt aus der Strahlungs-Einwirkung, sondern durch psychischen Stress, Strahlenangst und Hoffnungslosigkeit bezüglich der Zukunft, gesundheitlich wie auch materiell (inkl. Selbstmorde). Betroffen waren vorab ältere Menschen.

Siehe auch: Vorgeburtliche Sterblichkeit aufgrund des Fukushima-Nuklearunfalls

Quellen

Verschiedene IAEA-Reporte und solche der japanischen Betreiberfirma Tepco

Fußnote

  1. Es muss nebst sehr eingeschränkter Anzahl Beteiligter und bedeutender radiologischer Belastung auch noch Stress und evtl. Erschütterung durch Verlust von Angehörigen einbezogen werden