Anders Behring Breivik (* 13. Februar 1979 in Oslo) ist ein norwegischer Rechtsextremist und Terrorist. Er erlangte weltweite Bekanntheit durch die von ihm am 22. Juli 2011 verübten Anschläge in Norwegen, die aus einem Bombenanschlag in Oslo und einem Massenmord auf der Insel Utøya bestanden. Diese Taten forderten insgesamt 77 Menschenleben und gelten als die schlimmsten Gewalttaten in Norwegen seit dem Zweiten Weltkrieg.
Frühes Leben
Anders Behring Breivik wurde am 13. Februar 1979 in Oslo, Norwegen, geboren. Sein Vater, Jens Breivik, war Diplomat, und seine Mutter, Wenche Behring, war Krankenschwester. Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs Breivik überwiegend bei seiner Mutter in Oslo auf. In seiner Jugend interessierte er sich für verschiedene Jugendkulturen, darunter Hip-Hop und Graffiti, distanzierte sich jedoch später davon.
In seinen Zwanzigern begann Breivik, sich zunehmend für rechtsextreme Ideologien zu interessieren. Er entwickelte eine feindselige Haltung gegenüber dem Islam und der Einwanderung, die er als Bedrohung für die westliche Kultur betrachtete. Kurzzeitig engagierte er sich in der rechtspopulistischen Fortschrittspartei (Fremskrittspartiet), verließ diese jedoch später, um sich radikaleren Ideen zuzuwenden.
Anschläge am 22. Juli 2011
Vorbereitung
In den Jahren vor den Anschlägen bereitete sich Breivik intensiv auf seine Taten vor. Er verfasste ein 1.500 Seiten umfassendes Manifest mit dem Titel „2083: A European Declaration of Independence“, in dem er seine extremistischen Ansichten und die Rechtfertigung für seine geplanten Gewalttaten darlegte. Das Dokument enthält eine Mischung aus islamfeindlicher Rhetorik, rechtsextremer Ideologie und persönlichen Reflexionen. Breivik stellte dar, dass seine Anschläge Teil eines größeren Kreuzzugs gegen den Multikulturalismus und den Islam in Europa seien.
Breivik beschaffte sich legal Waffen und große Mengen an Chemikalien, um eine Bombe herzustellen. Er mietete einen abgelegenen Bauernhof, wo er die Bombe baute und sich auf die Anschläge vorbereitete.
Oslo und Utøya
Am 22. Juli 2011 zündete Breivik zunächst eine Autobombe im Regierungsviertel von Oslo. Dabei wurden acht Menschen getötet und zahlreiche Gebäude schwer beschädigt. Etwa zwei Stunden später begab er sich zur Insel Utøya, wo ein Sommerlager der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Arbeidernes Ungdomsfylking, AUF) stattfand. Er gab sich als Polizist aus und begann, wahllos auf die Teilnehmer zu schießen. Bei diesem Massaker wurden 69 Menschen, überwiegend Jugendliche, getötet.
Festnahme und Prozess
Breivik wurde auf Utøya von der Polizei festgenommen, ohne Widerstand zu leisten. Er gestand die Taten unmittelbar nach seiner Festnahme und erklärte, die Anschläge seien notwendig gewesen, um Europa vor einer angeblichen Islamisierung zu schützen.
Der Prozess gegen Breivik begann im April 2012 und fand weltweite Beachtung. Breivik nutzte den Prozess, um seine Ideologien weiter zu verbreiten, und zeigte keine Reue für seine Taten. Im August 2012 wurde er zu 21 Jahren Haft mit der Möglichkeit einer Verlängerung verurteilt, der in Norwegen höchstmöglichen Strafe.
Ideologie und Einfluss
Breivik sieht sich selbst als Teil einer internationalen rechtsextremistischen Bewegung, die gegen den Multikulturalismus und den Islam kämpft. Seine Anschläge und sein Manifest wurden in rechtsextremen Kreisen weltweit diskutiert und teilweise befürwortet. Gleichzeitig führten sie zu verstärkten Bemühungen der Sicherheitsbehörden, rechtsextremen Terrorismus zu bekämpfen.
Seine Taten lösten in Norwegen und international tiefe Bestürzung aus und führten zu einer breiten gesellschaftlichen Debatte über Themen wie Extremismus, Einwanderung und soziale Integration.
Haftbedingungen und spätere Entwicklungen
Breivik verbüßt seine Strafe in einem Hochsicherheitsgefängnis. In den Jahren nach seiner Verurteilung versuchte er mehrfach, die Bedingungen seiner Haft anzufechten, darunter auch Klagen wegen angeblicher Menschenrechtsverletzungen. Diese Forderungen wurden größtenteils abgelehnt.
Im Jahr 2016 gewann er jedoch eine Klage gegen den norwegischen Staat wegen „unmenschlicher Haftbedingungen“, insbesondere wegen seiner langen Einzelhaft. Dieses Urteil wurde später teilweise aufgehoben.
Rezeption und mediale Darstellung
Breiviks Taten und die anschließenden Gerichtsverhandlungen wurden in zahlreichen Büchern, Dokumentationen und Filmen behandelt. Die Frage, wie Medien über Breivik berichten sollten, ohne seinen extremistischen Ansichten eine Plattform zu bieten, ist Gegenstand intensiver Diskussionen.
Literatur
- Aage Storm Borchgrevink: En norsk tragedie – Anders Behring Breivik og veiene til Utøya. Gyldendal, Oslo 2012, ISBN 978-82-05-42878-2.
- Jens Breivik: Min skyld? En fars historie. Juritzen forlag, Oslo 2014, ISBN 978-82-8205-676-2.
- Florian Hartleb: Die Analyse des Falls „Breivik“: Einsamer Wolf-Terrorismus als wichtiges, aber vernachlässigtes Phänomen sui generis innerhalb des Terrorismus, in: Martin H.W. Möllers, Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch für öffentliche Sicherheit 2012/2013, Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt am Main 2012, S. 71–92, ISBN 978-3-86676-245-9.
- Claus Leggewie: Anti-Europäer. Breivik, Dugin, al-Suri & Co. Suhrkamp, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-07145-8.
- Geir Lippestad: Det vi kan stå for. Aschehoug, Oslo 2013, ISBN 978-82-03-29394-8.
- Ich verteidigte Anders Breivik. Warum? Meine schwierigste Strafverteidigung. Herder, Freiburg im Breisgau 2015, ISBN 978-3-451-34274-5.
- Klaus Theweleit: Das Lachen der Täter: Breivik u. a. Psychogramm der Tötungslust. Residenz, St. Pölten 2015, ISBN 978-3-7017-1637-1.
- Åsne Seierstad: Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders. Aus dem Norwegischen und Englischen von Frank Zuber, Nora Pröfrock. Kein & Aber, Zürich 2016, ISBN 978-3-0369-5740-1.[1][2]
Weblinks
- Literatur von und über Anders Behring Breivik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gerichtsurteil vom 24. August 2012 im Wortlaut www.aftenposten.no (norwegisch)
- Expertenbericht der 22.-Juli-Kommission; dem norwegischen Ministerpräsidenten am 13. August 2012 übergeben www.regjeringen.no (PDF-Dokument; Norwegisch; 31,3 MB)
- Anders Behring Breivik im Store norske leksikon
- Bernd Henningsen: Breivik, Anders Behring, in: Kurt Groenewold, Alexander Ignor, Arnd Koch (Hrsg.): Lexikon der Politischen Strafprozesse, Online, Stand: April 2021.
Profil: Breivik, Anders Behring | ||
---|---|---|
Namen | Berwick, Andrew (Pseudonym); Jorsalfar, Sigurd (Pseudonym); Hansen, Fjotolf | |
Beruf | norwegischer rechtsterroristischer Massenmörder | |
Persönliche Daten | ||
Geburtsdatum | 13. Februar 1979 | |
Geburtsort | Oslo |
- ↑ Rezension in: The Guardian, 26. Februar 2015
- ↑ Buch über Anders Breivik: „Einer von uns“. Vom „Loser“ zum Massenmörder, Rezension von Carsten Schmiester, Deutschlandradio Kultur, 28. April 2016