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(ergänzt durch: Henryk M. Broder: ''Wer schützt eigentlich uns alte weiße Männer?'' In: ''Die Welt'' vom 5. Juni 2014)
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Im August 2012 nutzte die damalige [[Bundesministerium für Arbeit und Soziales|Bundesministerin für Arbeit und Soziales]], [[Ursula von der Leyen]] den Begriff, um die deutsche Wirtschaft als unattraktiv zu qualifizieren: „Corporate Germany is an old white man“.<ref>Hans Monath, Antje Sirleschtov:'' Die Frauenquote trägt dazu bei, unseren Wohlstand zu sichern''. In: [[Der Tagesspiegel]] vom 5. August 2012: „Ein Amerikaner brachte das auf die Formel...Die deutsche Wirtschaft ist ein alter weißer Mann ... Das ist keine attraktive Visitenkarte für dieses Land. Wir sind aber angewiesen auf einen guten internationalen Ruf“</ref> 2003 wurde für die im weltweiten Vergleich schwächelnde deutsche Wirtschaft der [[Synonym|synonyme]] Begriff ''[[Kranker Mann]] Europas'' verwendet, eine Bezeichnung, welche 1977 [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] innehatte.<ref>''Deutschland ist inzwischen der kranke Mann Europas.'' In: [[Die Welt]] vom 6. Januar 2003</ref>
 
Im August 2012 nutzte die damalige [[Bundesministerium für Arbeit und Soziales|Bundesministerin für Arbeit und Soziales]], [[Ursula von der Leyen]] den Begriff, um die deutsche Wirtschaft als unattraktiv zu qualifizieren: „Corporate Germany is an old white man“.<ref>Hans Monath, Antje Sirleschtov:'' Die Frauenquote trägt dazu bei, unseren Wohlstand zu sichern''. In: [[Der Tagesspiegel]] vom 5. August 2012: „Ein Amerikaner brachte das auf die Formel...Die deutsche Wirtschaft ist ein alter weißer Mann ... Das ist keine attraktive Visitenkarte für dieses Land. Wir sind aber angewiesen auf einen guten internationalen Ruf“</ref> 2003 wurde für die im weltweiten Vergleich schwächelnde deutsche Wirtschaft der [[Synonym|synonyme]] Begriff ''[[Kranker Mann]] Europas'' verwendet, eine Bezeichnung, welche 1977 [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] innehatte.<ref>''Deutschland ist inzwischen der kranke Mann Europas.'' In: [[Die Welt]] vom 6. Januar 2003</ref>
   
Bereits im Juni 2014 fühlte sich der deutsche [[Publizist]] [[Henryk M. Broder]] veranlasst, als Meinungsäußerung zum Thema [[Diskriminierung]] in der Presse öffentlich die Frage zu stellen: „Wer schützt eigentlich uns alte weiße Männer?“ Anlaß hierzu gab ihm die Äußerung der Politikerin [[Terry Reintke]] ([[Bündnis 90|ie Grünen]]): „Wenn ich morgens beim Frühstück die Zeitung aufschlage, dann sehe ich ein Europa der alten weißen Männer in dunklen Anzügen, die in irgendwelchen Hinterzimmern Verträge unterschreiben. Aber das ist nicht mein Europa“.<ref>[[Henryk M. Broder]]: ''Wer schützt eigentlich uns alte weiße Männer?'' In: ''Die Welt'' vom 5. Juni 2014</ref>
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Bereits im Juni 2014 fühlte sich der deutsche [[Publizist]] [[Henryk M. Broder]] veranlasst, als Meinungsäußerung zum Thema [[Diskriminierung]] in der Presse öffentlich die Frage zu stellen: „Wer schützt eigentlich uns alte weiße Männer?“ Anlass hierzu gab ihm die Äußerung der Politikerin [[Terry Reintke]] ([[Bündnis 90/Die Grünen]]): „Wenn ich morgens beim Frühstück die Zeitung aufschlage, dann sehe ich ein Europa der alten weißen Männer in dunklen Anzügen, die in irgendwelchen Hinterzimmern Verträge unterschreiben. Aber das ist nicht mein Europa“.<ref>[[Henryk M. Broder]]: ''Wer schützt eigentlich uns alte weiße Männer?'' In: ''Die Welt'' vom 5. Juni 2014</ref>
   
 
Im August 2015 wurde der Begriff von der Presse für den ehemaligen parlamentarischen [[Staatssekretär]] [[Gerd Andres]] ([[SPD]]) verwendet: „Alter weißer Mann rettet die SPD?“<ref>Bodo Krüger: ''Gerd Andres: „Wir müssen die Wahrheit sagen.“'' In: [[Neue Presse]] vom 18. August 2015</ref>
 
Im August 2015 wurde der Begriff von der Presse für den ehemaligen parlamentarischen [[Staatssekretär]] [[Gerd Andres]] ([[SPD]]) verwendet: „Alter weißer Mann rettet die SPD?“<ref>Bodo Krüger: ''Gerd Andres: „Wir müssen die Wahrheit sagen.“'' In: [[Neue Presse]] vom 18. August 2015</ref>

Version vom 5. Juli 2016, 08:49 Uhr

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Alter weißer Mann (mit wallendem Bart) ist ein Sinnbild für den patriarchalischen, omnipotenten Gott, welches von modernen schwarzen Theologen und Schriftstellern wie Alice Walker als „a white racist“ kritisiert wird.[1]

Alter weißer Mann war auch ein Hausgeist, welcher der schwäbischen Sage nach etwa Mitte des 18. Jahrhunderts in Königseggwald mutwillige Burschen aus der Spitalstube warf und danach schweigend, wie er gekommen war, wieder verschwand.[2]

In der Literatur ist der Begriff mit Ernst Moritz Arndt verknüpft, der sich in seinen 1843 erschienenen Mährchen und Jugenderinnerungen als „alter weißer Mann“[3] bezeichnete. In ähnlicher Weise nannte sich zwei Jahrzehnte später Wilhelm von Kügelgen „Alter Mann“[4] - ein Begriff, der für ihn volkstümlich wurde.

Derzeit ist Alter weißer Mann insbesondere ein Idiom, das in den Debatten der Gegenwart häufig als Politisches Schlagwort benutzt wird.

Für dieses Idiom hat sich die Abkürzung AWM entwickelt.[5]

Seit der 68er-Bewegung wird Alter weißer Mann als ein Feindbild des Feminismus verwendet.[6]

Im August 2012 nutzte die damalige Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen den Begriff, um die deutsche Wirtschaft als unattraktiv zu qualifizieren: „Corporate Germany is an old white man“.[7] 2003 wurde für die im weltweiten Vergleich schwächelnde deutsche Wirtschaft der synonyme Begriff Kranker Mann Europas verwendet, eine Bezeichnung, welche 1977 Großbritannien innehatte.[8]

Bereits im Juni 2014 fühlte sich der deutsche Publizist Henryk M. Broder veranlasst, als Meinungsäußerung zum Thema Diskriminierung in der Presse öffentlich die Frage zu stellen: „Wer schützt eigentlich uns alte weiße Männer?“ Anlass hierzu gab ihm die Äußerung der Politikerin Terry Reintke (Bündnis 90/Die Grünen): „Wenn ich morgens beim Frühstück die Zeitung aufschlage, dann sehe ich ein Europa der alten weißen Männer in dunklen Anzügen, die in irgendwelchen Hinterzimmern Verträge unterschreiben. Aber das ist nicht mein Europa“.[9]

Im August 2015 wurde der Begriff von der Presse für den ehemaligen parlamentarischen Staatssekretär Gerd Andres (SPD) verwendet: „Alter weißer Mann rettet die SPD?“[10]

Noch im gleichen Monat erklärten der Generalsekretär der CDU, Peter Tauber, und der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, Jens Spahn, dass die CDU nicht länger als die Partei der „alten weißen Männer“ wahrgenommen werden will.[11]

Im April 2016 attackierte die 23-jährige Jamila Schäfer, Sprecherin der Grünen Jugend, den 67-jährigen amtierenden Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), als Alten weißen Mann: „Danke, Winfried. Wir haben ja alle nur darauf gewartet, dass uns ein alter weißer Mann erklärt, dass die Doppelspitze überholt ist.“[12]

In der Wirtschaft wird ebenfalls gegen die Dominanz des Alten weißen Mannes polemisiert und dessen Dominanz und Homogenität als schädlich dargestellt: „Das Problem ist ein anderes: Die alten Bestimmer bleiben unter sich. Die Eintönigkeit lässt sich gerade wieder gut beobachten, weil Vorstände und Aufsichtsräte deutscher Unternehmen auf Hauptversammlungen ein Bild abgeben: alt, weiß, männlich.“[13]

Auch in der Geschichtswissenschft wird der Begriff zu einer Kampfansage gegen das wissenschaftliche Establishment gebraucht. Die 37-jährige Historikerin Anna Hájková formulierte angesichts des Todes des Historikers Fritz Stern: „Die alten weißen straighten Männer sterben. Jetzt können wir die Geschichte revolutionieren“.[14]

Einzelnachweise

  1. Monika Egger, Jacqueline Sonego Mettner: einfach unverschämt zuversichtlich: FAMA – 30 Jahre feministische Theologie. Theologischer Verlag, Zürich 2014, S. 115
  2. Anton Birlinger: Sagen, Märchen, Volksaberglauben: Volksthümliches aus Schwaben. Herder'sche Verlagshandlung, Freiburg im Breisgau 1861, Abschnitt 457
  3. Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Zweiter Theil. Druck und Verlag von G. Reimer, Berlin 1843
  4. Jugenderinnerungen eines alten Mannes, hrsg. von Philipp von Nathusius. W. Hertz, Berlin 1870 Digitalisat; Lebenserinnerungen eines alten Mannes, aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen. Bearbeitet und hrsg. von Paul Siegwart von Kügelgen und Johannes Werner. Koehler, Leipzig 1923; Zwischen Jugend und Reife des alten Mannes 1820-1840, aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen zusammengestellt von Johannes Werner. Koehler & Amelang, Leipzig 1925
  5. Thomas J. Peters: Re-imagine!: Spitzenleistungen in chaotischen Zeiten. GABAL Verlag 2012, S. 248f: „Ich beabsichtige, den AWMs dieser Welt so kräftig und schmerzhaft wie möglich auf die Zehen zu treten. Und ich werde mit Freuden sehen, wie sie sich winden. (Und wie einige von ihnen - besonders die hohen Tiere - rot anlaufen vor Zorn.)“
  6. Harald Martenstein: Über zornige alte Männer und den Umgang mit Kritik. In: Die Zeit (Zeitmagazin) vom 21. Oktober 2014: „Sie schimpfen über "alte weiße Männer", die sich feminismuskritisch äußern. Diese schlössen sich "wütend" in "Horden" zusammen, was mich ein wenig an Affen erinnert, und schürten Ressentiments. Erlauben Sie dem alten weißen Mann eine Frage...“
  7. Hans Monath, Antje Sirleschtov: Die Frauenquote trägt dazu bei, unseren Wohlstand zu sichern. In: Der Tagesspiegel vom 5. August 2012: „Ein Amerikaner brachte das auf die Formel...Die deutsche Wirtschaft ist ein alter weißer Mann ... Das ist keine attraktive Visitenkarte für dieses Land. Wir sind aber angewiesen auf einen guten internationalen Ruf“
  8. Deutschland ist inzwischen der kranke Mann Europas. In: Die Welt vom 6. Januar 2003
  9. Henryk M. Broder: Wer schützt eigentlich uns alte weiße Männer? In: Die Welt vom 5. Juni 2014
  10. Bodo Krüger: Gerd Andres: „Wir müssen die Wahrheit sagen.“ In: Neue Presse vom 18. August 2015
  11. Claudius Seidl: Das Problem mit den alten weißen Männern. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. August 2015
  12. Markus Decker: Kretschmann rüttelt an der Doppelspitze. In: Frankfurter Rundschau vom 20. April 2016
  13. Nakissa Salavati: Weiß, männlich, gefährlich. In: Süddeutsche Zeitung vom 15. Mai 2015
  14. Lorenz Jäger: Die Greisenfresser kommen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30. Juni 2016